Dienstag, 20. Juni 2006

ich bin wirklich kein kostverächter.....

aber wenn ich etwas hasse, dann ist es bier in massen von massen getrunken. heute nervt’s. und ja, ich freue mich natürlich, dass wir gewonnen haben. und ja, ich verstehe natürlich, dass man da feiern will. und ja, ich bin selbst schuld, denn ich hätte fünf minuten vorher das haus verlassen sollen. direkt zum spielende hier mit dem auto rausfahren zu wollen war natürlich eine saublöde idee. leider war ich über dem spiel eingeschlafen. nochmal sorry an alle patrioten. ich war halt schon immer ein nestbeschmutzer. dafür habe ich zur strafe fast eine stunde zu fuss versucht, dem chaos mit dem hund zu entkommen. sehr lustig, denn die tausende von leuten waren überall. und 30% von ihnen waren saubesoffen. und nein, so langsam mag ich keine fussballtröten mehr hören, keine aufgeblasenen krachmacher und keine plastikhände zum klappern. kopflos sind wir an den main gestolpert. blöde idee. dann wieder zum auto... noch blöder. dort haben sich die oranjes mit einem überdimensionierten wohnmobil im kreisel niedergelassen, ihre anlage rausgeholt und überdröhnen den sowieso schon unerträglichen lärm mit heimatliedern. örks. also in den nahegelegenen park. dort allerdings trennen sanitäter gerade deutsche und englische fans, zwei engländer bluten ordentlich, ein deutscher hat ein filmreifes veillchen. auf den wiesen schlafen andere ihren rausch aus. fräulein hund nur noch mit eingeklapptem schwanz und angelegten ohren unterwegs. irgendwann landen wir wieder beim auto und ich kämpfe mich rücksichtslos durch die massen. ich muss raus hier. wieder verrechnet, denn die innenstadt ist mit autokorso verstopft. mir reichts. nach einer dreiviertel stunde sind wir endlich an der nidda gelandet. ruhe, sonne, heuduft und fräulein möchtegernwindhund findet fuxlosung. sehr hübsch. ihr tag ist gerettet, meiner endgültig versaut. nun sind wir zurück. die engländer spielen bereits und die polizei skandiert erneut alle fünf minuten ihre lieblingsdurchsage „dear friends, please don’t jump into the river“..... da ich kein ohropax im haus habe, gehe ich jetzt falafel essen. fleisch finde ich bei der hitze abartig.

ich habe melvin gezwungen.....(15)

den maybach für heute gegen einen wüstentauglichen jeep einzutauschen. er hat geknurrt aber gehorcht. geht doch. und ganz früh in der früh sind wir mit sack und pack losgefahren. der gute melvin hat vierzig flaschen wasser in den jeep gehievt. „ich bin doch kein kamel“ habe ich ihn angeraunzt und er erklärte mir stotternd, er habe gedacht, ich wolle mich vielleicht tagsüber frisch machen und prompt wedelte er mit einem schwarzen plastiksack samt schlauch, den er als solardusche bezeichnete. find ich ja eigentlich süss. also haben wir erst mal die hochebene von aleppo angesteuert, dort leben tatsächlich echte goldhamster, bruno, wusstest du das? wir haben dort oben gepicknickt und leider keinen goldhamster gesehen, klar, sind ja nachtaktiv..... hätten wir uns auch gleich denken können. dafür habe ich eine geschlagene stunde in die wüste geblickt. und stell dir vor, ich habe dabei an gar nichts gedacht. nicht mal an dich. ich geniesse die ruhe und merke, wie sehr mir lattakia und dieser ganze mossadmist zugesetzt haben. melvin summte ein syrisches wiegenlied. auf der diplomatenschule kann er das ja nicht gelernt haben. ich habe ihn aber nicht gefragt, denn ich war grad so schön ruhig mit der wüste vor und in mir. in all dem sand und geröll habe ich dann gleich den halben eimer asche ausgekippt. ja, ich weiss, das war nicht so zärtlich wie etwa auf dem schiff und nicht so dezent wie das löffelchen für marfaldas geerbte pillendose. soll doch ein guter teil von dir hier in der wüste schmoren, in dem land, in dem sie – wer auch immer – dich fast erwischt hätten. naja... nicht sehr fair, ich weiss, aber strafe muss sein. den rest deiner asche habe ich – da ich ja sowieso am kippen war – umgefüllt in einen ledernen trinkbeutel zum umhängen. du bist doch leichter nun. den beutel habe ich melvin abgeschwatzt und der hatte ihn von einem libanesischen ziegenhirten, dessen tochter er mal das leben gerettet hat. mit drei flaschen wasser weniger im gepäck sind wir dann weitergefahren in die region al-hasaka. melvin ist wirklich ein treuer, er schimpft und findet es unmöglich von mir, dass ich dorthin will. illegale kurden sollen dort zu hauf leben und überhaupt sei die ganze gegend nicht wirklich etwas für touristen. aber ich bin keine touristin sondern eine reisende. nun ist es spät in der nacht und wir stehen tatsächlich am tigris. er blinkt silbern im mondlicht und morgen früh werde ich im tigris baden, nicht in melvins mineralwasser. und dann werde ich ihn darüber informieren, dass ich gedenke alleine rüber in die türkei weiterzureisen. für die witwe des geheimnisvollen italieners mit agentenvergangenheit im nahen osten wäre eine standesgemässe ausreise eigentlich die überquerung des tigris und die illegale einreise in die türkei. allerdings würde mein ganzes gepäck nass.... denn durchlaufen kann man ihn nicht. melvin ist endlich eingeschlafen. ich gehe mal das wasser des tigris testen....

und überhaupt....

Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)

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