Sonntag, 13. März 2011

Morgens um sechs schlägt Frau Edda.....

.... die Augen auf. Signore Prosecco schnarcht und sie schleicht in den Frühstücksraum des einzigen Albergos im Kaff. Der Frühstückstisch ist mit verpackten Biscotti gedeckt und sie verzichtet, schleicht stattdessen an den Arno, wo sie als Kind gespielt und sich die Knie aufgerissen hat.
Photobucket Unten spielen toscanische Ratten in den Sträuchern zwischen Plastikmüll. Das war schon immer so und sie beginnt ihren ganz persönlichen Erinnerungszug durch's Städtchen.
Vor der Casa del Popolo holt Sign. Prosecco sie ein.
Photobucket Er ist etwas verschnupft, weil sie ihn im Albergo vergessen hat. Es rührt sie, dass er durch das halbe, ihm fremde Kaff gerast ist, um sie zu finden. Und also hängt sie sich bei ihm ein und erzählt ihm von der Bar, die es früher neben der Casa del Popolo gegeben hat. Ihre Großväter sassen darin, die Freunde der Großväter und den kleinen Mäusen spendierten sie Camelle und Komplimenti. Sie ziehen vorbei an der alten Kirche, vor der immer eine alte Zigeunerin bettelte und gehen über die kleine Piazza an der früher wie heute, in großen Plakaten die Todesanzeigen an eine Wand geklebt werden. Und dann zerrt sie den Signore zu dem Haus ihres geliebten dritten Großvaters.
Photobucket Nella Casa di Ugo.... dem alten Kommunisten und Literat ohne Schulbildung, der mit dem Herzen, in dem die ganze Welt Platz hatte - nur die Kapitalisten und Faschisten mussten draussen bleiben. Und der Papst. In seinem Wohnzimmer auf der alten Ledercouch sangen, diskutierten und tranken die Künstler der Region, während seine Frau das weltbeste toskanische Essen zubereitete, schimpfte und beim Ostersegen des Papa Sturzbäche von Rührungstränen vergoss. Seufzend steht sie davor und rüttelt etwas an der Tür. Aus den kleinen Gärten hinter dem Haus sind Parkplätze geworden.
"Wissen Sie".... setzt Sign. Prosecco an...."man kann nichts festhalten".... Frau Edda will das nicht einsehen. Sie zieht ihn hinter sich her, zwei Ecken weiter steht das Haus, in dem sie groß wurde. Sie erzählt von der rießen großen Terasse, von dem Eingang voller Marmor und bleibt erschrocken stehen, als sie es sieht.
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"Eh beh....son gia 40anni" meint er und Frau Edda nickt ergeben. Sie ist ja froh, dass das Haus überhaupt noch steht.
"Aber manches", trumpft sie trotzig auf...."manches bleibt doch, wie es war"
Photobucket und scherzend setzten sie ihren Weg in den Abend fort, der ihr recht geben wird.
Der alte Bei ist noch genau so wie immer. Nun gut, das Ristorante, in dem sie ihre halbe Kindheit verbracht hat, steht nun nicht mehr ausserhalb des Dorfes, und man fährt nicht mehr durch den Wald sondern nur durch's Gewerbegebiet. Aber immerhin, hat sich nichts verändert. Der alte Bei ist tot, aber seine Enkelin, die schon als pummeliges Mädchen in der Küche herum sass, hat alles gelernt von ihm.
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Vorne an der Bar sassen früher die alten Männer vor einem Fernseher. Tranken rosso und kommentierten die Fußballspiele.
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Hinten im Gastraum speisten Familien, tranken rosso und kommentierten das Leben.
Tutta Famiglia läuft ein und feiert einen runden Geburtstag von Zwillingen und fehlten nicht die alten Männer am Tisch, so wäre alles wie immer.

und überhaupt....

Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)

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