Mittwoch, 19. Februar 2014

Lemmy hieß eigentlich ….

...Wilhelm, als er vor siebzig Jahren geboren wurde. Aber nur seine Mutter und seine Frau nannten ihn so. Seine Schulzeit ist mir nicht überliefert, aber sie dauerte nur sehr kurz, denn früh ging er als Schiffskoch zur Marine und spätestens dort wurde er zu Lemmy. Fast fünfzig Jahre fuhr er zur See, kochte, trank und raufte. Besonders die Raufereien hatten es ihm angetan, denn mit den Fäusten war er einfach besser als mit den Worten. Andererseits fand er immer die richtigen Worte, um jemanden zur Weißglut zu bringen, oder bis ins innere Mark zu treffen.
Besonders stolz ist er auf seine Nacht in einem algerischen Gefängnis. Der Mann hinter dem Tresen einer algerischen Bar reichte ihm den Cognac mit einem Toast auf Nazi-Deutschland rüber, worauf hin Lemmy ihn einen Arxxfixxer nannte und schon war eine echte Wirtshausschlägerei im Gange, in deren Verlauf er festgenommen und eingebuchtet wurde. Irgendwie hat ihn der Kapitän seines Schiffes da rausgeboxt und irgendwie ist er heute noch stolz auf diese Geschichte. Stolz ist er auch auf seine Tochter und seinen Sohn, die zunächst drei Jahre schwiegen, als er im Alter von 66 geschieden wurde, nun aber gerne wieder mit ihren Vater sprechen. Die Dialoge sind kurz aber liebevoll.
„moin Vadder“
„moin min Jung“
„alles klar?“
„ja…. muss jetzt die Hühner füttern“
„jooo denn man tau“
Lemmy hatte nicht in jedem Hafen eine Braut, aber in jedem Hafen eine Bar. An Land bewohnte er einen alten Leuchtturm mit seiner Frau Margot, den beiden Kindern, ziemlich vielen Galloway-Rindern und sehr vielen Hühnern. Margot war sauer, dass Lemmy meistens auf See war und wenn er an Land war, war sie erst recht sauer. Sie schimpfte über ihre Einsamkeit, über die Arbeit mit den Viechern und den Kindern – die alle Namen hatten: Kinder und Viecher. Lemmy trank sich ruhig und schlief gelegentlich im Hühnerstall. Dann schimpfte Margot erst recht. Lemmy verzog sich in die Inselkneipen und als er eines Nachts betrunken vom Rad fiel und sich die Hüfte brach, musste er in Rente gehen.
Margot wollte es ihm schön machen, in seinem ersten Winter an Land und besorgte einen großen Weihnachtsbaum, rote Kugeln, buck Printen und Kröpel und schenkte ihm Pantoffeln. Irgendwie muss das zu viel für Lemmy gewesen sein, denn in der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag betrank er sich und wurde ausfallend. Ein Wort führte zu einem Gegenwort, ein Gegenwort zu einer Ohrfeige (für Lemmy) und er steckte den Weihnachtsbaum zunächst in Brand, um ihn sodann aus dem Fenster des Leuchtturms zu werfen. Der Baum verglühte ruhig im Schnee und dennoch hatten die Nachbarn es sich nicht nehmen lassen, einen ganzen Löschzug der Feuerwehr antreten zu lassen. Dies kostete ihn den Leuchtturm, die Rinder und seine Ehe mit Margot. Um die verkauften Rinder trauert er noch.

Lemmy bezog ein Gartenhäuschen, das ein verarmter Versicherungsvertreter unbedingt vermieten wollte und er handelte die Gartennutzung heraus, damit er wieder Hühner halten und einen Räucherofen bauen konnte. Gelegentlich trank er mit dem verarmten Vermieter, was wiederum dessen Frau aufbrachte, aber die hat Lemmy im Griff. Denn Lemmy räuchert sich von der Zunge direkt zum Herz (oder noch weiter runter). Er ist der Geheimtipp der Insel was das Räuchern von Aal, Lachs und Schweinefleisch angeht. Alle kaufen sie bei ihm, vorausgesetzt, sie sind höflich und bitten und zahlen gut. Meist sitzt er mittags mit Jens dem blauäugigen Fischer zusammen. Schweigend trinken sie ein Bier oder eine Limonade und starren Löcher in die Luft. Gelegentlich wirft Lemmy seinen Hühnern, die nicht wirklich alt werden dürfen, ein bisschen Gemüse oder Brot ins Gehege. Dann geht er zum Räucherofen und stochert ein bisschen in der Asche herum. Abends, wenn ihm danach ist, geht er in die Touristenkneipen und reist alleinstehende ältere Damen auf. Die freuen sich über seinen Charme (ja wirklich, den hat er – wenn er will) und seine blitzenden Augen. Und Lemmy freut sich über seinen Erfolg, vorausgesetzt sie heißen nicht Margot.

und überhaupt....

Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

liebe wunderliche feinstrick, gut...
liebe wunderliche feinstrick, gut behütet mögen sie...
rosmarin - 3. Jan, 13:38
Liebe Frau Rosmarin,...
Liebe Frau Rosmarin, das war ja nun schon fast ein...
feinstrick - 1. Jan, 23:45
frau ro, das war ja schon...
frau ro, das war ja schon fast ein rückblick;-) alles...
la-mamma - 1. Jan, 18:30
so.... nu sind wir ja...
so.... nu sind wir ja schon im neuen jahr und haben...
rosmarin - 1. Jan, 17:55
tja...wie schon erwähnt:...
tja...wie schon erwähnt: das leben ist kein kindergeburtstag...
datja (Gast) - 1. Jan, 17:50

Zufallsbild

IMG_2985

mehl

rosmarin punkt ffm at googlemail punkt com

gezwitscher

    Suche

     

    Status

    Online seit 6716 Tagen
    Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

    Credits