Als Hein elf Jahre alt wurde,….

… verschluckte sich sein Bruder an einem Kirschkern und lief blau an.
Bis dahin war Hein mit seinem Bruder in einem 50qm großen Häuschen groß geworden, das im Sommer angenehm war und im Winter bitterste Kälte bereit hielt. Während der kalten Monate versank der Vater in Schnaps und verteilte Backpfeifen und Schläge und Geschimpfe.
„Du nichtsnutziger Kerl…. Hol Schnaps!“
„Du nichtsnutziger Kerl… sei lieb zum Vadder!“… so ging es im Winter.
Im Sommer rief die Tante von nebenan um Hilfe. Der Schweinestall sollte gedeckt werden, die Heizung neu verlegt, das Dach abgedichtet und der Onkel vom Saufen abgehalten werden. Hein gelang das eine und manches andere, aber nicht alles.
Als Hein heranwuchs, wurde er zu einem schwarzhaarigen Zweimeterhühnen, zu dem so manches Landmädchen seufzend heraufschaute. Keine ging mit ihm zum Scheunenball, denn er wohnte in einem winzigen Häuschen mit der ganzen Familie und war nicht der hühnenhafte Spross eines Großbauern, sondern der Sohn des nichtsnutzigen Säufers. Und zudem hatte sein Bruder sich an dem Kirschkern verschluckt, wäre fast gestorben und war hinterher „blöd“.

Nur mit Mühe hatte man den kleinen Bruder retten können, der Vater erstickte in seinem Schnapsbrei und die Mutter bat Hein, sich um den kleinen Bruder zu kümmern. Danach lehnte sie sich zurück, schaute aus dem Vorderfenster des kleinen Häuschens und lies Hein einfach tun was er wollte.
Hein schuftete. Er wurde Installateur und schob Nachtschichten bei einer Spedition, um Mutter und Bruder zu ernähren. Verstohlen schaute er den Mädchen hinterher, die lieber mit den Söhnen der Großbauern durch die Dünen liefen. Er drohte einem früheren Schulkumpel Schläge an, und verhalf somit seinem Bruder zu einer Anstellung als Hilfsgärtner.
Als er eines Tages seine Nachtschicht bei der Spedition beendete, sah er inmitten der morgendlichen Putzkolonne ein rundliches Gesicht mit lachenden Augen. Da Hein kein Redner war, schenkte er ihr ein breites Grinsen und zog den nicht vorhandenen Hut. Kamila kicherte und machte einen ausladenden Knicks, denn sie sprach kein Wort Deutsch.
Hein fieberte seinen Nachtschichten entgegen und hatte immer etwas für Kamila einstecken, um ihr Vokabeln beizubringen: eine Schokolade, einen Löwenzahn, eine Seife, ein Brötchen, eine Mütze und schließlich eine Kinokarte.
Während die Mutter aus dem Fenster blickte, stellte er Bauanträge, denn das Land hinter dem Häuschen war recht groß. Er sammelte Absagen und kämpfte sich durch Bauvorschriften, bis er endlich auf die Idee verfiel, das Häuschen durch einen Anbau zu vergrößern.
Heute ist der vermeintliche Anbau dreimal so groß wie sein Elternhäuschen, in dem nun der gärtnernde Bruder lebt. Hein ist noch immer fast einen Meter größer als Kamila und er liebt es, wenn sie mit ihren lachenden Augen zu ihm hinauf schaut. Von seinen beiden Söhnen ist einer hochbegabt, aber Hein findet, er solle ein Handwerk er lernen. Kamila schaut schon nach Förderungsprogrammen und lacht ihn an. Er kann dann eh nicht anders.
Helene (Gast) - 13. Feb, 09:03

manchmal können wir eben das sein was wir wollen;-)

montez - 14. Feb, 09:40

Weiter!

rosmarin - 14. Feb, 14:51

äh wie jetzt? mein Hein?
Ich wollte eigentlich mit Martin R. weitermachen.
Martin R. war zunächst mit einer recht.... schlichten Frau verheiratet. Ihre Dummheit ging ihm irgendwann auf die Nerven und er nahm sich eine neue Frau.
Diese war eine schlaue Frau.
Allerdings ging sie ihm bald auf die Nerven, weil sie zumeist anderer Meinung war als er.
Erklären konnte er sich dies nicht. Denn eigentlich hatte er bei ihrer Intelligenz ihre Zustimmung erwartet. Dennoch blieb sie ihm versagt.
Nun ist Martin R. ratlos, was die Kriterien für eine neue Frau seien.
...
Nun ja.... das gibt eigentlich nicht genug her.
Ich finde, Martin R. sollte sich ein Kaninchen und einen großen Spiegel kaufen.
montez - 15. Feb, 10:34

Hein, Martin R., Erna oder Gerhild. Oder wer immer.
Mag ich sehr.
testsiegerin - 15. Feb, 09:05

Das ist eine schöne Geschichte, die mag ich. Den Hein auch.

punctum (Gast) - 17. Feb, 22:12

Ich auch! - Und "weiter" und "mehr" mag ich auch.
Friederike (Gast) - 16. Feb, 12:29

Eine sehr schöne Geschichte!!

Sie könnte bei mir im Dorf spielen. Heins gibt es hier in der Gegend sicher etliche.

iGing - 17. Feb, 22:29

Die heißen dann aber Heiner ;-)
katiza - 18. Feb, 14:41

Danke, Frau Meertau, mehr bitte von den "einfachen Leuten"

rosmarin - 19. Feb, 03:34

fein :-).....
dann werde ich morgen von Lemmy erzählen, der mit dem Weihnachtsbaumweitwurf seine Frau verlor und ein neues Leben begann.

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