jean-luc hat breit gegrinst..... (11)

als er auf dem bug des herannahenden schnellboots carla mit ihrem sonnenhut winken sah. prompt fiel mir vor schreck das weinglas aus der hand und carla der sonnenhut. sogleich hat sie den jungen, der den anker hielt angeraunzt und der kapitän hat das schnellboot angehalten, und stell dir vor, dann haben die beiden mannsbilder nach carlas grässlichem hut geangelt. derweil hat sie lauter zeugs zu mir rübergebrüllt. natürlich hatte sie mich gleich entdeckt. sie muss augen wie ein luchs haben. na, als sie an bord gestolpert kam und fast in jean-lucs armen landete, nicht ohne zuvor ihren pfennigabsatz abzubrechen, da hat sie mir dann alles erzählt. ihr botschaftergatte hatte von unserer havarie gelesen und natürlich hatte er kenntnis von den piraten und also hat er es ihr erzählt und eine rettung meiner person überlegt. pah.... dieser fatzke, der erlebt doch abenteuer nur am bildschirm. wie auch immer, war er wohl gar nicht erbaut von carlas idee, zu mir zu fahren. vermutlich ist der junge mann am anker ein diplomat in ausbildung, der jetzt erst mal so ne hilfstätigkeit zwischen agenten und gattinnenbewacher machen darf. eigentlich sehr lustig, wenn ich nur carla jetzt nicht am hals hätte. flugs hat sie mich an bord ihres schnellbootes manövriert und ich hätte mich so gerne in ruhe von jean-luc verabschiedet. wie auch immer. vielleicht ist es ja gut so. erst pit mit dem saxophon und dann der schwule bademeister und dann noch der traurige marseillaiser kapitän, herrje. ich muss mich auf meinen plan konzentrieren und nicht auf irgendwelche gestalten, die mir auf der reise begegnen. nun also sitze ich mit clara in lattakia, dieser wirklich bezaubernden syrischen hafenstadt. meine vorstellung, per kamel weiterzureisen hat sich natürlich zerschlagen. der hotelbesitzer hat schallend gelacht, als ich ihn danach fragte. jetzt sitze ich erst mal hier und wundere mich. überall, von fast jeder häuserwand, lächelt grimmig der tote assad herunter. es kann einem fast unheimlich werden. ich überlege, ob ich eine rundreise mache, oder wie geplant mich gleich auf den weg nach ar raqqah zum euphrat mache. von dort hast du mir diese wunderbaren kieselsteine mitgebracht. nie bin ich wirklich schlau aus dir geworden. damals, als du nach syrien aufgebrochen bist, wolltest du angeblich fotos für irgendeine zeitung machen. aber du warst drei wochen wie vom erdboden verschollen und kamst mit gebrochener hand aber ohne fotos wieder. und ehrlich gesagt, ein wirklich guter fotograf warst du ja auch nie. clara sagt, aleppo liege fast ein bisschen auf dem weg nach ar raqqah und ich müsse es unbedingt sehen. glücklicherweise brüllte ihr gatte ins handy, als sie gerade überlegte, mich zu begleiten. das hätte ich nicht durchgestanden, so sehr ich sie auch mag. aber nun, da sie heim nach beirut muss, lässt sie mir den jungen ankergänger hier, damit er mich im leihwagen nach aleppo kutschiert. ich finde es ja ganz nett, weiss aber gerade nicht, ob ich mich beschützt oder bewacht fühlen soll. naja, jedenfalls werde ich morgen kaftan und shador einweihen, denn hier ist die welt schon sehr anders, als in beirut. und auch sehr anders als auf dem frachtschiff. schade eigentlich, dass ich überall nur so kurz bleibe. mein körper kommt gar nicht hinterher und simuliert noch das leichte schwanken, das ich auf dem ozean verspürte. ich bedaure, dass ich alles so überstürzt mit carla verlassen habe. wie mag es wohl der berlinerin gehen, ob sie sich jetzt in jean-lucs arme wirft? und wie mag es jean-luc gehen, ob er noch leise und traurig im maschinenraum singt? und was verflucht, hast du damals in syrien gemacht?
ElsaLaska - 26. Mai, 01:18

Syrien ist ja geradezu prädestiniert dazu

dinge aller möglichen art zu machen, oh ja. Und Assad ist allgegenwärtig. Immer noch? das wäre eine gute gelegenheit, das schwarzweiß passfoto einzustellen, das der syrische fotograf damals von mir gemacht hat. wenn ich wüsste wo es ist und einen scanner hätte. sie RETUSCHIEREN nämlich, selbst passfotos. nie hatte ich einen luxuriöseren teint als auf diesem bild ... seufz.

svashtara - 26. Mai, 13:59

Klasse!

Das Geheimnis um den Aufenthalt in Syrien... das klingt sehr gut!
Mensch, Rosmarin, die Idee ist wirklich klasse und sehr spannend. Ich bin echt begeistert!!!

Bermejo - 26. Mai, 20:57

hey toll

endlich gehts weiter ;-)

steppenhund - 27. Mai, 16:17

und ich dachte schon,

unser Hund ist gemeint. Der heißt nämlich Jean-Luc. Weil er genauso aussieht, wie ...

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und überhaupt....

Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)

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