rosmarin : Rubrik:paarweise
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2015-10-16T11:54:55Z
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2000-01-01T00:00:00Z
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La bella Montez.....
http://rosmarin.twoday.net/stories/1022372184/
soll die Tänzerin aus Sevilla geheißen haben, die Hein, den Leuchtturmwärter, einst so glücklich gemacht hat.<br />
Genau genommen ist es nur eine Erzählung der Einwohner aus Pudelgarten, die sich aber auch nicht erklären können, woher die dunkelhaarige Schönheit kam und wohin sie eigentlich entschwand.<br />
Fakt ist, oder
. scheint zu sein
., dass Hein eines Tages die Nase voll hatte von seinem Leuchtturm. Tagein tagaus das Stellwerk für die Lampen bedienen, den Schiffsverkehr und das Wetter abhören, <br />
hormontriefende Paare trauen
. Es war ihm einfach zuwider geworden.<br />
Weil Hein noch niemals in seinem Leben von der Insel runter gekommen war, beschloss er dies zu ändern und plünderte sein übermäßig gefülltes Sparbuch. Was hatte er schon gebraucht von seinem kleinen Verdienst, in den letzten zwanzig Jahren? Eben: Nichts. Drum hob er seinen Neffen in den Leuchttrum, wies ihn ein, zeigte ihm den Rumvorrat hinter der Eberesche und kaufte sich ein erster Klasse Ticket nach Paris.<br />
Dumm war nur, dass Hein leider kein französisch sprach und so saß er etwas trüb und mit einem klitzekleinen bisschen Heimweh in einer kleinen Bar am Tivoli. Mangels Sprachkenntnissen hatte er sich keinen Rum bestellen können und also hatte ein mitleidiger Kellner ihm in Glas Rotwein vor die runzelige Nase gestellt.<br />
Als Hein bereits darüber nachdachte, wieder nach Pudelgarten zu fahren und seinen Leuchtturm zu besteigen, da schwang die Tür der kleinen Bar auf, und eine Erscheinung betrat den Raum.<br />
So jedenfalls muss Hein es seinem Nachbarn erzählt haben, damals vor vielen Jahren. Wie ein spanisches Schneewittchen hatte Hein geraunzt, wenn er seinem Nachbarn noch viele Jahre später allabendlich zumindest im November- von der bella Montez erzählte.<br />
Sprachlos vom Anblick ihrer schwarzen Augen, ihrem roten Mund und der langen, schwarzgelockten Mähne, muss er mit den Fingern nach dem Kellner geschnippt haben. Mit einer ungewohnt großen Geste legte er ihr sein Herz aus Luft zu ihren schmalen Füßen und der Kellner hatte sogleich verstanden, dass Hein alles und zwar wirklich alles zahlen würde.<br />
Was keiner von Heins Nachbarn je verstanden hat ist, wie aus den beiden ein Paar wurde. Sie hatte ein unbändiges Temperament, das man ihrer andalusischen Herkunft zuschrieb. Etwas seltsam war schon, dass sie gelegentlich ein deutsches Wörtchen mit badischem Akzent einflocht und auch das ein oder andere zu verstehen schien. Aber keiner zweifelte je an ihrer Herkunft. Diese Augen und auch diese Stimme (wie Hein später etwas bedauernd mitteilte) hat es so in Pudelgarten niemals gegeben.<br />
Hein hingegen war ein ruhiges Schaf, la bella Montez nannte ihn gar Borrego mein Lämmchen und so gesehen hat das natürlich schief gehen müssen.<br />
Zwei Sommer lang wohnten in Heins Leuchtturm nicht nur die Montez und er. Oh nein. Mit der schönen Montez kam ein kleines Flamencotrüppchen was allerdings schnell Heins Rum verfiel und nur noch müde krächzte im Winter. Und mit der schönen Montez kamen drei finstere Gesellen, die einige Pudelgartener für Altnazis und andere für Mafiosi hielten. Sie machten die Nacht zum Tage, fuhren LKWs hinein und wieder hinaus und eines Tages verschwand die schöne Montez mit dem letzten LKW.<br />
Hein nahm es äußerlich gelassen, auch wenn er darauf hin alle seine Gänse schlachtete und ihre Federn aus dem obersten Fenster des Leuchtturms warf. Dies war schrecklich für die Gänse aber gut für Hein, denn er hätte sich ja auch selbst aus dem Fenster werfen können.<br />
Wohin die bella Montez entschwand ist leider nicht überliefert. Und auch was aus Hein wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Nur heute noch raunen die Pudelgartener, dass das Bernsteinzimmer in den Tiefen des Leuchtturms versteckt sei.<br />
<br />
<br />
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2014-11-21T21:01:00Z
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Ruppert und Gerda
http://rosmarin.twoday.net/stories/948989543/
Ruppert ist ziemlich ruppig. Ihm gehen Menschen einfach auf den Geist.<br />
Drum ist er meistens mit dem Fahrrad unterwegs. Da kann er schnell an ihnen vorbeifahren und an guten Tagen das sind die, zu denen seine Laune besonders mies ist fährt er ohne zu Klingeln haarscharf an ihnen vorbei. Es gibt ihm Genugtuung, wenn sie erschrocken zur Seite springen. Und wenn sie dann noch hinter ihm her schimpfen weiß er: die Welt ist voller Idioten.<br />
Ruppert ist Westfale und nein, er geht nicht zum Lachen in den Keller wie man so schön sagt. Er lacht überhaupt nicht. Er findet auch keinen Grund zum Lachen.<br />
Ruppert ist häufig mit dem Fahrrad unterwegs denn zu Hause lebt, putzt und kocht seine Frau Gerda. Er findet auch Gerda nervig, drum ist er oft draußen. <br />
Er radelt durch den Wald und hofft, keine Wanderer zu treffen. Ihre Grüße lässt er aus Prinzip unerwidert und in unbeobachteten Momenten legt er Abfälle und Tierkot auf die Bänke für die Spaziergänger.<br />
Seine nichtsnützigen Söhne kommen schon lange nicht mehr zu Besuch und das findet Ruppert auch völlig in Ordnung so. Er weiß einfach nicht, was er mit ihnen reden soll und ihre Erzählungen vom Job findet er zum Gähnen langweilig. Auch Gerda findet er zum Gähnen langweilig und glücklicherweise spricht sie ihn nur noch in Notfällen an. Dennoch treibt ihre schiere Anwesenheit aus dem Haus. Er mag sie nicht sehen und es reicht ihm, wenn seine Wäsche frisch gebügelt im Schrank und was Warmes zu Essen auf dem Tisch ist.<br />
Dass in seinem Magen ein Tumor wächst, weiß er noch nicht. Auch, dass Gerda ihn im Krankenhaus nicht besuchen wird, sondern mit dem verwitweten Nachbarn eine Kreuzfahrt unternehmen wird, weiß Ruppert noch nicht.
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2014-07-27T12:15:00Z
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Merci Papa.....
http://rosmarin.twoday.net/stories/894825343/
sage ich ja auch so häufiger mal.<br />
z.B. wenn ich zu Euch ins Maindörfli komme und immer tonnenweise guter Sekt für unser Wiedersehensfest parat seht.<br />
z.B. wenn ich mit Deinem chiquen Cabrio großspurig herumfahren darf.<br />
z.B. wenn Du für mich in den Copyshop gehst und mir dicke Stapel Papier nach Hause trägst, mit denen ich dann Kunden bespaße.<br />
z.B. wenn ich mich daran erinnere, wie Du früher mit mir nächtelang die Weltpolitik diskutiert hast, obwohl du zwei Stunden später bereits arbeiten musstest.<br />
z.B. wenn Du munter durch die Republik fährst, um mich zu besuchen und zur Not auch den ICE statt das Auto nimmst.<br />
z.B. wenn Du immer versuchst up-to-date zu bleiben und Dich in allerlei technischen Internetschnickschnack einarbeitest.<br />
z.B. wenn Du tapfer in der Klinik liegst und Dich über unser Kommen freust, als sei das nicht eh selbstverständlich.<br />
z.B. wenn Du mir Zeitungsartikel aus der FAZ ausschneidest und mit Datum versiehst, weil du denkst es könnte mich interessieren (was es in der Regel auch tut).<br />
z. B. weil Du immer Wert legst darauf, meinen Kalender zu kennen. Einfach, weil Du gerne weißt, wann ich wo bei welchem Kunden bin und zwischendurch auch mal im Maindörfli aufschlage.<br />
.<br />
Und heute, weil es mich stolz macht, dass Du diesen ganzen Internetschnickschnack lernst, auch damit Du meinen Blog lesen kannst.<br />
Und weil Du meiner Mutter heute Blumen gekauft hast, weil sie Dich zum Vater gemacht hat!<br />
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2014-05-28T23:27:00Z
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Fred....(50+)
http://rosmarin.twoday.net/stories/714910998/
...<br />
Kurz nachdem <a href="http://rosmarin.twoday.net/stories/96989349/#comments">Ines</a> ihren letzten Kampf gewonnen und die Ebenen gewechselt hatte, verfiel Fred in traurige Panik. Er stürzte sich in eine Affäre mit einer von Ines Freundinnen. Aber er war nicht alleine mit ihr und ihn störte ihr Mann, also verließ er das Dreieck. Sogleich stürzte sich Fred in eine Internetsinglebörse und wurde fündig. Er fand Dagmar und liebte sie vom ersten Moment. Dagmar liebte Fred auch, kam aber mit den hundert Kurzmitteilungen, die täglich auf ihrem Handy landeten, nicht klar. Fred weinte und klagte und verbrachte die kommende Nacht in der Internetsinglebörse
was wirklich ein böses Wort ist, aber gehandelt wird dort auch. Man handelt mit Träumen, vergleicht die Aktien und Möglichkeiten, wägt Risiken ab und schmeißt sein ganzes Vertrauen, seine Hoffnung auf das Paket.<br />
Fred fand Tanja und schwärmte von ihr, liebte sie, wollte sie unter seinem Dach wohnen haben. Aber Tanja war glücklich geschieden und wollte es auch bleiben. Fred war unglücklich und der Freundeskreis raufte sich die Haare. Fred begann Tango zu tanzen und konnte sich vor Anfragen nicht retten, plötzlich bekam er Anrufe von wildfremden Frauen, die mit ihm zum Tanzkurs wollten. Aber Fred verbrachte die Nacht nach Dagmars Rückzug in der Internetsinglebörse und warf seine Aktien erneut auf den Markt. So fand er Petra, die ein ganz hohes Tier in der Literaturszene war und die er sogleich liebte. Petra liebte Fred auch. Irgendwie.<br />
Dann raufte er sich wieder mit Dagmar zusammen, aber als er sie mit seiner Liebe und seinen Kurzmitteilungen erneut bombardierte, brachte Dagmar ihm seinen Pyjama zurück und verabschiedete sich tränen- und erklärungsreich. Erneut raufte der Freundeskreis sich die Haare und empfahl ihm Abstinenz. Fred stimmte zu und surfte heimlich nachts in der Internetsinglebörse seines Vertrauens. So lernte er Anita kennen und lieben, die eine Schule für Krankenschwestern leitete und viel zu viel arbeitete, um seine ganzen Kurzmitteilungen zu beantworten. Fred war gekränkt und brachte ihr ihre Saxophonnoten wieder zurück. Wir rauften uns die Haare und empfahlen nichts mehr und warteten. Wir warteten auf Marie. Auch sie hatte er
eh klar
auf der Internetsinglebörse kennen gelernt und nun, da er bereits seit sechs Monaten das Haus umbaute, um wieder mit einer Frau gemeinsam leben zu können, war er wieder glücklich. Leider nur bis August, denn da verließ ihn Marie auf Amrum, weil sein Hund und ihre Katze sich einfach nicht vertrugen.<br />
Im Oktober verkündete Fred, wir müssten unbedingt Liane kennen lernen. Leider war dafür keine Zeit und wir der Freundeskreis waren eh schon entnervt.<br />
So kam es, dass wir im Januar die Einladung zu seiner Hochzeit mit Liane erhielten und alle neugierig anlandeten, die verschiedensten Hypothesen der Paarpsychologie wälzend. Was wir vorfanden, ließ uns hypothesenfrei und ratlos zurück. Während wir ursprünglich Liane verdächtigten ebenso symbiotisch veranlagt zu sein wie Fred, fanden wir eine gestanden Geschäftsfrau vor, die ihren Sohn achtzehn Jahre lang alleine groß gezogen hatte. Der Sohn liebte Fred, Lianes Katzen liebten Freds Hund und Liane liebte seine hundertschaften an Kurzmitteilungen. Wir der Freundeskreis standen mitten im Glück 50+.<br />
Ines Sohn Jan war auch auf der Hochzeit und strahlte. Im Juni wird er heiraten. Und dann sah ich Wolfgang, den Vater von Jan, also den geschiedenen Mann von Ines. Der hatte viele Jahre zuvor, Ines beste Freundin Agnes geheiratet. Wolfgang und Agnes hatten eine sogenannte on-off-Beziehung, deshalb mussten sie sich erst scheiden lassen, um erneut zu heiraten. Irgendwie irritierte mich, dass Wolfgang eine fremde Frau im Arm hielt und Jan klärte mich lachend darüber auf, dass sie erneut geschieden seien. Wolfgan hatte also sein neues Glück im Arm und Agnes knutschte einen grauhaarigen Herren. Jaaaa
. Lachte Jan. Es wird ein Hochzeitsjahr jetzt. <br />
Wolfgang also Ines Exmann und Jans Vater der stadtbekannte Anwalt, hatte auf einem Semianr die Sozialarbeiterin Carmen kennengelernt, lieben gelernt und ihr sogleich einen Antrag gemacht. Also werden sie im August heiraten.<br />
Agnes also Wolfgangs Ex-Frau, die mal Ines beste Freundin war, hatte sich nach dem Scheidungstermin in eine toskanische Meditationsidylle begeben und war dort dem grauhaarigen Gerhard begegnet. Der ist zwar etwas kleiner als Agnes, aber dafür sehr erfolgreich und dennoch tiefenentspannt. Unnötig zu erwähnen, dass sie im Juli heiraten werden.
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2014-03-18T00:19:00Z
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Lemmy hieß eigentlich
.
http://rosmarin.twoday.net/stories/706564711/
...Wilhelm, als er vor siebzig Jahren geboren wurde. Aber nur seine Mutter und seine Frau nannten ihn so. Seine Schulzeit ist mir nicht überliefert, aber sie dauerte nur sehr kurz, denn früh ging er als Schiffskoch zur Marine und spätestens dort wurde er zu Lemmy. Fast fünfzig Jahre fuhr er zur See, kochte, trank und raufte. Besonders die Raufereien hatten es ihm angetan, denn mit den Fäusten war er einfach besser als mit den Worten. Andererseits fand er immer die richtigen Worte, um jemanden zur Weißglut zu bringen, oder bis ins innere Mark zu treffen.<br />
Besonders stolz ist er auf seine Nacht in einem algerischen Gefängnis. Der Mann hinter dem Tresen einer algerischen Bar reichte ihm den Cognac mit einem Toast auf Nazi-Deutschland rüber, worauf hin Lemmy ihn einen Arxxfixxer nannte und schon war eine echte Wirtshausschlägerei im Gange, in deren Verlauf er festgenommen und eingebuchtet wurde. Irgendwie hat ihn der Kapitän seines Schiffes da rausgeboxt und irgendwie ist er heute noch stolz auf diese Geschichte. Stolz ist er auch auf seine Tochter und seinen Sohn, die zunächst drei Jahre schwiegen, als er im Alter von 66 geschieden wurde, nun aber gerne wieder mit ihren Vater sprechen. Die Dialoge sind kurz aber liebevoll.<br />
moin Vadder<br />
moin min Jung<br />
alles klar?<br />
ja
. muss jetzt die Hühner füttern<br />
jooo denn man tau<br />
Lemmy hatte nicht in jedem Hafen eine Braut, aber in jedem Hafen eine Bar. An Land bewohnte er einen alten Leuchtturm mit seiner Frau Margot, den beiden Kindern, ziemlich vielen Galloway-Rindern und sehr vielen Hühnern. Margot war sauer, dass Lemmy meistens auf See war und wenn er an Land war, war sie erst recht sauer. Sie schimpfte über ihre Einsamkeit, über die Arbeit mit den Viechern und den Kindern die alle Namen hatten: Kinder und Viecher. Lemmy trank sich ruhig und schlief gelegentlich im Hühnerstall. Dann schimpfte Margot erst recht. Lemmy verzog sich in die Inselkneipen und als er eines Nachts betrunken vom Rad fiel und sich die Hüfte brach, musste er in Rente gehen.<br />
Margot wollte es ihm schön machen, in seinem ersten Winter an Land und besorgte einen großen Weihnachtsbaum, rote Kugeln, buck Printen und Kröpel und schenkte ihm Pantoffeln. Irgendwie muss das zu viel für Lemmy gewesen sein, denn in der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag betrank er sich und wurde ausfallend. Ein Wort führte zu einem Gegenwort, ein Gegenwort zu einer Ohrfeige (für Lemmy) und er steckte den Weihnachtsbaum zunächst in Brand, um ihn sodann aus dem Fenster des Leuchtturms zu werfen. Der Baum verglühte ruhig im Schnee und dennoch hatten die Nachbarn es sich nicht nehmen lassen, einen ganzen Löschzug der Feuerwehr antreten zu lassen. Dies kostete ihn den Leuchtturm, die Rinder und seine Ehe mit Margot. Um die verkauften Rinder trauert er noch. <br />
<br />
Lemmy bezog ein Gartenhäuschen, das ein verarmter Versicherungsvertreter unbedingt vermieten wollte und er handelte die Gartennutzung heraus, damit er wieder Hühner halten und einen Räucherofen bauen konnte. Gelegentlich trank er mit dem verarmten Vermieter, was wiederum dessen Frau aufbrachte, aber die hat Lemmy im Griff. Denn Lemmy räuchert sich von der Zunge direkt zum Herz (oder noch weiter runter). Er ist der Geheimtipp der Insel was das Räuchern von Aal, Lachs und Schweinefleisch angeht. Alle kaufen sie bei ihm, vorausgesetzt, sie sind höflich und bitten und zahlen gut. Meist sitzt er mittags mit Jens dem blauäugigen Fischer zusammen. Schweigend trinken sie ein Bier oder eine Limonade und starren Löcher in die Luft. Gelegentlich wirft Lemmy seinen Hühnern, die nicht wirklich alt werden dürfen, ein bisschen Gemüse oder Brot ins Gehege. Dann geht er zum Räucherofen und stochert ein bisschen in der Asche herum. Abends, wenn ihm danach ist, geht er in die Touristenkneipen und reist alleinstehende ältere Damen auf. Die freuen sich über seinen Charme (ja wirklich, den hat er wenn er will) und seine blitzenden Augen. Und Lemmy freut sich über seinen Erfolg, vorausgesetzt sie heißen nicht Margot.
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2014-02-19T08:16:00Z
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Als Hein elf Jahre alt wurde,
.
http://rosmarin.twoday.net/stories/683336114/
verschluckte sich sein Bruder an einem Kirschkern und lief blau an.<br />
Bis dahin war Hein mit seinem Bruder in einem 50qm großen Häuschen groß geworden, das im Sommer angenehm war und im Winter bitterste Kälte bereit hielt. Während der kalten Monate versank der Vater in Schnaps und verteilte Backpfeifen und Schläge und Geschimpfe. <br />
Du nichtsnutziger Kerl
. Hol Schnaps!<br />
Du nichtsnutziger Kerl
sei lieb zum Vadder!
so ging es im Winter.<br />
Im Sommer rief die Tante von nebenan um Hilfe. Der Schweinestall sollte gedeckt werden, die Heizung neu verlegt, das Dach abgedichtet und der Onkel vom Saufen abgehalten werden. Hein gelang das eine und manches andere, aber nicht alles.<br />
Als Hein heranwuchs, wurde er zu einem schwarzhaarigen Zweimeterhühnen, zu dem so manches Landmädchen seufzend heraufschaute. Keine ging mit ihm zum Scheunenball, denn er wohnte in einem winzigen Häuschen mit der ganzen Familie und war nicht der hühnenhafte Spross eines Großbauern, sondern der Sohn des nichtsnutzigen Säufers. Und zudem hatte sein Bruder sich an dem Kirschkern verschluckt, wäre fast gestorben und war hinterher blöd.<br />
<br />
Nur mit Mühe hatte man den kleinen Bruder retten können, der Vater erstickte in seinem Schnapsbrei und die Mutter bat Hein, sich um den kleinen Bruder zu kümmern. Danach lehnte sie sich zurück, schaute aus dem Vorderfenster des kleinen Häuschens und lies Hein einfach tun was er wollte.<br />
Hein schuftete. Er wurde Installateur und schob Nachtschichten bei einer Spedition, um Mutter und Bruder zu ernähren. Verstohlen schaute er den Mädchen hinterher, die lieber mit den Söhnen der Großbauern durch die Dünen liefen. Er drohte einem früheren Schulkumpel Schläge an, und verhalf somit seinem Bruder zu einer Anstellung als Hilfsgärtner. <br />
Als er eines Tages seine Nachtschicht bei der Spedition beendete, sah er inmitten der morgendlichen Putzkolonne ein rundliches Gesicht mit lachenden Augen. Da Hein kein Redner war, schenkte er ihr ein breites Grinsen und zog den nicht vorhandenen Hut. Kamila kicherte und machte einen ausladenden Knicks, denn sie sprach kein Wort Deutsch.<br />
Hein fieberte seinen Nachtschichten entgegen und hatte immer etwas für Kamila einstecken, um ihr Vokabeln beizubringen: eine Schokolade, einen Löwenzahn, eine Seife, ein Brötchen, eine Mütze und schließlich eine Kinokarte.<br />
Während die Mutter aus dem Fenster blickte, stellte er Bauanträge, denn das Land hinter dem Häuschen war recht groß. Er sammelte Absagen und kämpfte sich durch Bauvorschriften, bis er endlich auf die Idee verfiel, das Häuschen durch einen Anbau zu vergrößern.<br />
Heute ist der vermeintliche Anbau dreimal so groß wie sein Elternhäuschen, in dem nun der gärtnernde Bruder lebt. Hein ist noch immer fast einen Meter größer als Kamila und er liebt es, wenn sie mit ihren lachenden Augen zu ihm hinauf schaut. Von seinen beiden Söhnen ist einer hochbegabt, aber Hein findet, er solle ein Handwerk er lernen. Kamila schaut schon nach Förderungsprogrammen und lacht ihn an. Er kann dann eh nicht anders.
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2014-02-11T22:17:00Z
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M wie.....
http://rosmarin.twoday.net/stories/629755580/
Marianne aus Mannheim, die mit den runden Melonen, die Männer wie Motten verbrennt, und Männer mit Mangos verspeist. Denn Mangos liebt sie. Ebenso wie Männer und Mannheim.<br />
Manfred mag Marianne schon, aber Mannheim findet er mühsam wegen der vielen Quadrate. Manfred mag Marianne und ihr Mangosüppchen in das sie rote Linsen einlegt und viel Chili mit Knoblauch. Manfred ist Manager und kann Marianne nicht nur wegen des Mangosüppchens und ihrer runden Melonen gut leiden, sondern auch weil sie ein Mathegenie ist. Marianne hat sich neben den Mangos auf Mandelbrots spezialisiert und den einzigen Komponisten, der dies in Musik umsetzte. Es war Ligeti
. der leider schon verstorben ist, was nicht nur Manfred bedauert.<br />
<br />
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2014-01-24T00:04:00Z
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Seitdem Carla so glücklich verheiratet ist,....
http://rosmarin.twoday.net/stories/615268283/
.... liest sie samstags die Todesanzeigen und studiert sie ganz genau.<br />
Sie leitet Lebenslinien der ihr vollkommen unbekannten Verstorbenen ab und dies mit großer Leidenschaft. <br />
"Das war ein Junger" meint sie und zeigt auf die Todesanzeige eines Arztes, der mit 49 verstarb. Aus dem Bibelzitat über seinem Namen schließt sie, dass keiner in der Familie eine Erklärung für seine Krebserkrankung gehabt habe, denn sicher habe er als Mediziner ja gesund gelebt. Heinz, ihr Gatte, fragt woher sie das mit der Krebserkrankung wisse. <br />
Weil Carla schon seit zehn Jahren glücklich verheiratet ist und also schon seit zehn Jahren die Todesanzeigen des Ortes studiert, erkennt sie das sofort: <br />
"Nur die Alten wollen noch Blumen und Kränze. Die Jungen wollen Geldspenden. Für das Hospiz, für die Krebsgesellschaft, für die Leukämiestiftung usw." <br />
Heinz liebt die Kreuzworträtsel auf der Rückseite der Todesanzeigen. Weil er Carla nicht drängeln will, schaut er sich die Anzeigen mit an.<br />
"Frau von Piegelspitz ist aber nicht in Frieden eingeschlafen", brummt er am Küchentisch. <br />
Carla zieht die Augenbrauen hoch, schließlich ist sie die Spezialistin für Lebenslinien in Traueranzeigen.<br />
"Naja.... die große Anzeige vom Sohn, läd ein zur Bestattung auf dem eigenen Gut. Jetzt wissen wir, die haben große Ländereien mit eigenen Grabstätten. Darunter die kleine Anzeige ist von einem anderen Sohn der von Piegelspitz. Das muss das schwarze Schaf sein, denn der läd nicht ein und hat eine Adresse in der Stadt."<br />
Carla kaut an ihrem Marmeladenbrot und juchzt über die Anzeige unten links. "Hey.... schau mal, die alte Dame war ein Freak!" Sie zeigt Heinz den Trauerrand aus Girlanden und Blumen und liest vor ".... im Sinne der Verstorbenen bitten wir von Trauerkleidung abzusehen...".<br />
Heinz verliert die Geduld, verschiebt sein Kreuzworträtsel auf den Abend und macht seinen Einkaufszettel für den Markt.<br />
"Was kochen wir heute?" fragt er Carla und sucht sein Portemonnaie.
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2014-01-18T13:55:00Z
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es muss nicht immer eine rosarote Brille sein....
http://rosmarin.twoday.net/stories/97060814/
...<br />
durch die wir diese Welt betrachten.<br />
Gelegentlich hilft auch ein <a href="http://m.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/documenta-13/documenta-13-ein-hund-mit-rosafarbenem-bein-11778178.html">rosagefärbtes Bein</a>, um fabelhaftes Leben zu begreifen.<br />
<br />
Das Leben ist ein Meisterwerk und gelegentlich Kunst, damit wir die Sache mit dem Meisterwerk begreifen.<br />
Andernorts sehen Meisterwerke hingegen so aus, dass Verteidiger entscheidende Tore schießen. In diesem Moment zeigt die Brille schwarzrotgoldene Bemalungen und mich freuts. Nicht dass ich ein Fussballgucker wäre. Aber dann eben doch,... und mit dem weltbesten Vater fiebere und schaue und wir uns ins Fäustchen lachen, weil es ja eben nicht der klassische Verteidigerjob ist, bis ganz nach vorne mitzulaufen und dann halt einfach das entscheidende Tor zu schießen.<br />
Das sind die Momente kurzer Freude. Die langwährende Freude hingegen
. nun gut
. nicht immer Freude
. haben die weltbesten Eltern hingekriegt. Deshalb durchblickten wir das Leben in goldenen Farben.<br />
Sagenhafte 50 Jahre sind sie miteinander verbandelt und wollten ganz bescheiden, nichts feiern. <br />
Drum haben die frankfurter Freundin und ich und der weltbeste Herr Rosmarin, die Feierlichkeiten heimlich organisiert: Die Überlebenden und Freunde hinterrücks angerufen, Brillen gold eingefärbt, gefühlte tausend Restaurants Probe-Gegessen, einen heimlichen Dankesgottesdienst organisiert und die Eltern mittäglich abgelenkt, indem wir zur damaligen Kirche zum Fototermin anfuhren.<br />
Ich halte ja eine Menge aus. Aber da zitterten mir mittäglich bereits die Hände so sehr, dass ich unfähig war, die Wimperntusche aufzutragen. <br />
<br />
Unglaublich schön der Moment, als die goldigen Herrschaften dann vor der Kirche am Römerberg entlang liefen. Wir hatten dies zu Ablenkungszwecken als Rätselralley organisiert. Mittäglich hatten sie die Fragen zu Trauspruch und getrennten Wohnorten korrekt beantwortet. Also fuhren wir zum Fototermin. Aber eigentlich nur, um sie davon abzuhalten, der wirklichen Planung auf die Schliche zu kommen.<br />
<br />
Die letzen zwei Fragen der vermeintlichen Ralley sollten noch mal die weitere Gültigkeit abprüfen, sowie ihre Gedächtnisleistung hinsichtlich des ersten Kusses (der exakt unter der Brücke vor meinem jetzigen Fenster stattfand). Auf dem Weg dort hin fanden sie 20 Freunde aus den letzten 50 Jahren. Und alle mit goldenen Brillen, weil die Welt will ja betrachtet werden. Und zwar nicht nüchtern und sachlich, denn was ist das schon?<br />
<br />
Dankesgottesdienst und überraschte Tränen, Umarmungen und Freude. Sekt in Strömen und die Reservierung der Eltern im <a href="http://www.mainnizza.de/">schönsten und besten Restaurant</a> war längst von 4 auf 22 hochgeschraubt. Hinterrücks natürlich :-)<br />
<br />
<br />
<br />
Korintherbrief so und so.... "lasset alle eure dinge in der liebe geschehen".<br />
Eben!
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2012-06-17T22:03:00Z
-
Der Herr Josef sagt, wir sollten wieder lernen, den Blick auf etwas ruhen zu lassen,...
http://rosmarin.twoday.net/stories/97002868/
können wir es nicht begreifen.<br />
Genau das versuche ich jetzt seit einigen Tagen. Drum bleib ich am Thema der letzten Wochen. Auch weil es einfach kein Ende nimmt. Und dennoch ist dies das vorletzte letzte Kapitel zum Thema, das ich für einige Zeit schreiben werde.<br />
Deine Familie, liebe Ines, bestand aus 2 + 2+ 3 +x. Ihr wart zwei Menschen (einer mit roten Haaren, einer mit schwarzweißen Haaren), zwei Windhunden (einer mit roten Haaren, einer mit schwarzweißen Haaren), drei ganz engen Menschen: dem Sohn, dem Exmann, der engsten Freundin und Frau Deines Exmannes, und den vielen x, von denen ich eine war und bin. <br />
Wir alle sind Deinen Weg mit dem erneuten Krebs sehr bewusst mitgegangen bis zum Schluss. Auf Wunder hoffend, widerständig, traurig, und lustig dagegen ankämpfend. Als wir Dich, die rothaarige Rote am Sterbebett beweinten und verabschiedeten, wussten wir nicht, um das was mit der anderen Rothaarigen seit langem geschah.<br />
Was nun sicher kein Mensch verstehen kann, ist der Schock, der uns übrig Gebliebenen am letzten Samstag traf: In genau der Stunde, in der im hohen Norden, sich Deine Asche mit dem Meer verband, verstarb Deine rothaarige Windhündin in den Armen der Nachbarin. Der unentdeckte Milzkrebs hat sie zeitgleich mit Dir, die große Reise antreten lassen.<br />
Der Rest ist Weinen, Lücke, Schmerz.
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2012-04-25T00:06:00Z
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Khalid...
http://rosmarin.twoday.net/stories/96999184/
...Du warst ein frankfurter Nachtgesicht. So in der Zeit, als ich zwischen 14 und 18 war. In allen wirklich wilden Diskotheken warst Du damals in den siebzigern und achtzigern, entweder Türsteher oder DJ oder Dealer. In welcher Funktion auch immer, bist Du nicht eine einzige Nacht ohne Frau nach Hause gegangen. Damals als ich vierzehn war, da warst Du 24 und sehr cool.<br />
Vor fünfzehn Jahren, da habe ich eine Weile gebraucht, bis ich dieses unbestimmte Gefühl, Dich von irgendwoher zu kennen, einordnen konnte. Du hattest nicht mehr diesen coolen secondHand-Laden, sondern einen wirklich coolen marokkanischen Möbelladen. Ich lebte mit Paule in vielen hundert Atlbauquadratmetern über Deinem Laden. Samstags haben wir bei dir auf golddruchwirkten Sofas gesessen, Pfefferminztee getrunken, Kacheln, Teppiche und Tadelaktproben bewundert, an Räuchersteinen geschnuppert, mit Deinem Sohn Omar gespielt und die Köstlichkeiten aus der Tajine Deiner Frau Naima genossen.<br />
Ich sprach Dich auf Dein frankfurter Nachtgesicht an und Du hast milde gelächelt, Naima an Dich gezogen und uns folgendes erzählt: Als Du etwas über 30 warst, hat Deine Familie Dich heim nach Marokko beordert. Sie haben mit Dir ein bisschen geschimpft, ob Deines unsteten Lebenswandels. Dann haben sie Dir Deine Cousine Naima vorgestellt und Dir erklärt, dass Du sie heiraten würdest, und zwar ganz unabhängig von Deiner Meinung zu diesem Thema.<br />
Naima fandest Du wunderschön und lustig. Du hast getan, was man von Dir erwartet, hast sie mit nach Frankfurt genommen, nochmal geheiratet und sie auf die Uni geschickt. Innerhalb kürzester Zeit hat Naima Deutsch gelernt, Dir einen Sohn geboren, und Informatik studiert.<br />
Dein Sohn, der kleine Knirps, der immer im Laden spielte ist heute schon sechzehn und ein großer, schöner Kerl geworden. Er hält seine Mutter Naima im Arm, die nicht verstehen kann, wieso Du beim Joggen einfach tot umgefallen bist.<br />
Ich verstehs auch nicht.<br />
<br />
....<br />
ps.... der name ist wie immer falsch... das foto... ja das bist du.... verschwunden
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2012-04-21T21:54:00Z
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5 Wochen....
http://rosmarin.twoday.net/stories/96989349/
liegen zwischen der Geburt meines kleinen Neffen Theo und dem rapiden Schwinden Deiner schier unendlichen Kräfte.<br />
Heute endlich hatte ich den kleinen Theo im Arm. <br />
Und in genau diesen sechs Stunden, in denen ich voller Liebe auf diese klitzekleine Wesen Mensch blickte, das träumte, trank, schlief, träumte und sich unter Koliken wand
.. in diesen sechs Stunden hattest Du den letzten und schweren sicher nicht den schwersten Kampf in Deinem Leben.<br />
Rasend bringen wir die hundertfünfzig Kilometer hinter uns, damit ich an Dein Sterbebett eilen kann. Dabei gibt es keine Eile mehr.<br />
Winzig liegst Du in Deinem Bett. Bleich und entspannt und kein Atmen mehr, kein leises Zucken. Noch vor gut einer Stunde habe ich die rosige, weiche und warme Wange des kleinen Theo gestreichelt. Nun streichle ich Deine weiche, noch warme Wange. Du hast es geschafft. Ich habe die Hand auf dem Rücken Deines Liebsten und wir schauen Dich an, weinen und lachen. Kerzen werden entzündet und das Haus füllt sich mit Deinen Freunden. Musik spielt, wir scherzen und weinen, Blumen überall auf Deinen Bildern und auf dem Flügel.<br />
Die doppelte Zeit einer Schwangerschaft hatten wir, um uns voneinander zu lösen und sind immer enger zusammen gewachsen. Deinem Hund raunze ich ins Ohr wir müssen das jetzt begreifen lernen, während ich mit Deinen Haaren spiele. Du bist nicht mehr bei uns aber wir sind bei Dir.<br />
Erleichtert, dass Du den letzten Kampf gewonnen hast und traurig, weil wir ihn und Dich verloren haben.<br />
36 Stunden
.. darfst Du noch zu Hause bleiben. Ich komm morgen nochmal
. Ich kann schlecht loslassen. Und dann gehe ich mit Deinem Liebsten und den zwei windigen Damen auf die Hundewiese, auf der wir uns vor sieben Jahren kennen lernten. Damals als mein Windei dem Vater während der Läufigkeit entkommen war und Du anbotest, heimlich und am Wochenende in Deiner Praxis einen Ultraschall zu machen, vorausgesetzt ich würde es keinem verraten. Hab ich auch (fast) nie. Und war ja auch alles gut. Mein Windei war nicht schwanger und Deine Patienten haben auch nix bemerkt und alle überlebt. Und noch vor acht Wochen sind wir zusammen zum Second Hand Shop gefahren, weil Du meintest, Dein immer kleiner werdender Körper würde sich für neue Klamotten nicht mehr lohnen. Kichernd sind wir im Auto gefahren und haben gesungen wir haben heute Tussitag
. schön war das. Du wirst mir fehlen
. aber nur, weil ich so froh bin, Dich gekannt zu haben.<br />
<br />
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rosmarin
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2012-04-08T21:26:00Z
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Liebe Ines,...
http://rosmarin.twoday.net/stories/96985679/
... nun stehst Du an der Schwelle.<br />
Dein Gesicht ist entspannt. Die spirituelle Freundin an Deinem Krankenhausbett hält es für die Anwesenheit von Begleitern. Ich halte es für eine Folge der Unmengen von Morphium. Es wird schon so sein, dass wir beide recht haben und es ist auch völlig egal.<br />
Dein Atem ist ruhig und entspannt und das obwohl selbst in Deiner Lunge mittlerweile der Krebs tobt. Der blöde Idiot frisst Dich auf, nicht ahnend, dass er mit stirbt, wenn er Dich besiegt haben wird.<br />
Leise tröpfelt der Zucker, den Du immer vermieden hast, in Dich hinein. Noch vor drei Wochen habe ich Dein leise glucksendes Lachen hören dürfen, als Du zu Hause auf dem Ledersofa gelegen bist und ich die Einkäufe vom Markt gebracht habe. Schwach warst Du, aber nun bist Du stark, in den letzten Tagen oder Wochen Deines Abschieds.<br />
Deine zarten Hände halten die Deines Liebsten. Sehr entspannt krallst Du Dich nicht fest am Leben, sondern bleibst noch ein bisschen
. für uns und für Dich. <br />
Deine Augen sind geschlossen, zu anstrengend wäre das Öffnen. Und doch lauschst Du unseren Dialogen an Deinem Bett. Wir reden über die Zukunft
. Wohlwissend, dass Dich das eher beruhigt als in Verzweiflung stürzt, denn wir reden über die Zeit Deines Liebsten
. später. Er wird seinen Designerjob aufgeben, hat er eigentlich schon, denn er wird bei Dir bleiben, bis Du gehst. Auch Dein Sohn hat sein Leben woanders hinter sich gelassen, um mit Dir zu sein und er wird hier bleiben und auch ein neues Leben beginnen.<br />
Wir legen kühle Lappen auf, wenn heiße Wallungen durch Dich gehen, wir träufeln Deine Lippen und streicheln Deine Arme. Die Schwestern haben ein Smiley auf das Morphiumpflaster gemalt. Wir fragen sie, ob Du evtl. Schmerzen hast, wenn Du unruhig wirst. Nein
. sagen sie. Man sieht es daran, dass Du keine Stirnfurche hast. Als sie Dich umlagern, damit Deine Knochen nicht durch die Haut stoßen, hast Du eine Stirnfurche. <br />
Morgen kommst Du nach Hause. Du wirst in Deinem Mal- und Musikzimmer liegen, dem sonnendurchfluteten Ort und wir überlegen, wie wir die beiden Salukis ins Bett heben. An den Wänden hängen Deine Bilder, auf dem Klavier liegt das Saxo Deines Liebsten, während weiter Flüssigkeit und Morphin in Dich hinein- und wieder hinausträufeln.<br />
Ehrlich gesagt, habe ich gestern das Krankenhaus nach zwei Stunden verlassen, weil mich das Gerede genervt hat. Ich hätte gerne nur wenigstens fünf Minuten mit Dir alleine gehabt. In den letzten Monaten sind wir ganz schön zusammen gewachsen. Verbunden waren wir eh immer. Ich mochte Deine Arroganz. In den letzten Monaten mochte ich Deine Liebe zum Leben und Deine Sanftmut.<br />
Als ich ging, schienst Du zu schlafen. Ich streichelte Deinen Arm und sagte laut, dass ich Dich wieder besuche, wenn Du zu Hause bist und dass ich vorher anrufen werde, um zu fragen, ob es Euch passt. <br />
Ist das in Ordnung für Dich??? und dann hast Du ganz deutlich genickt. Drum renn ich übermorgen wieder zu Dir
. Bleib noch ein bisschen, oder halt solang Du kannst und magst.
rosmarin
paarweise
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2012-04-02T22:04:00Z
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Jochen und Helga
http://rosmarin.twoday.net/stories/75239878/
. fuhren immer gerne raus.<br />
Helga fuhr mit Jochen gern raus, weil die gemeinsame Zeit eh knapp war. Eigentlich wäre sie lieber Wandern mit ihm gegangen. Am allerliebsten wäre sie mit Jochen gerne tagelang gewandert. Nur so gemeinsam durch die Wälder, die Hügel rauf und runter bis zum nächsten Gasthof. Dort hätte sie ihm das Bier am Schweinebraten gegönnt und sich einen roten Wein am Reh. Jochen aber wollte nicht wandern, weil ihm das zu lahm war. Er stand mehr aufs Fahren.<br />
Helga stand auf Gemeinsamkeit. Drum trug sie auf den von Jochen gewünschten Fahrten gern Partnerlook: Er schwarze Hose, sie schwarze Hose. Er lindgrünes shirt, sie lindgrünes shirt. Er Leinenkappe, sie Leinenkappe.<br />
Was Helga wirklich hasste war das Tandem. Denn natürlich sass sie hinten. Sie strampelte, Jochen lenkte. <br />
Eines Tages fiel Helga vom Tandem. Jochen nahm ihr die Leinenkappe ab und rief die Rettung. Jene kam zu spät, was nicht an der Rettung lag, sondern am Tandem, oder an Helga.<br />
Jochen nahm das Tandem und schnitt es auseinander, baute es um zu zwei Fahrrädern. Kurz nach Helgas Beerdigung nahm Jochen die guten Ratschläge der Freunde ernst und fand Sarah.<br />
Sarah liebte Wettrennen und gemeinsam stritten sie die Wettkämpfe am Berg aus, mit unterschiedlichen Siegen. Blöd ist, dass es seitdem in Jochens Haus spukt.
rosmarin
paarweise
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2012-03-21T23:35:00Z
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Waltraud heißt jetzt Polly
.
http://rosmarin.twoday.net/stories/64964054/
....<br />
Die Wandlung von Waltraud selbst hat ein ganzes Jahr gedauert. Eigentlich gings recht schnell.<br />
Als Albert Waltraud verließ, war sie schon 46 und Albert tot. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, einen jungen Kasachen von einem Einbruchdiebstahl in einen schäbigen japanischen Kleinwagen abhalten zu wollen. Die Gegenwehr des jungen Kasachen kostete Albert das Leben und brachte Waltraud großes Unglück nebst Armut ein. Wochenlang stapfte sie weinend mit dem gemeinsamen kleinen Hund Struppi durch die Wiesen und brüllte den Himmel an.<br />
Als eines Tages der Vermieter Waltraud anbrüllte, dass sie bald obdachlos sei, wenn sie nicht sofort die Miete überwiese, da begriff Waltraud, dass sie nun eine Lösung brauchte. Zunächst rannte sie zum Arbeitsamt, aus dem sie sogleich wieder floh, weil ihr der Papierkram viel zu umständlich erschien. Wer arbeiten will
der findet auch welche sagte sie sich und ging klappern. Die Frittenbuden hätten sie genommen, dies hätte zwar für die Miete, nicht aber für Struppis Futter gereicht. Die Callcenter hätten Waltraud auch genommen, aber Waltraud hasste das Telefon.<br />
4 Wochen lang verdingte sie sich als Hunde-Tagesmutti
.Aber das lag ihr auch nicht, denn die ganzen wilden Tölen nervten sie letztlich und das Wetter war einfach mies. Sie sehnte sich nach einem Job, der sie nicht an ihrem heißgeliebten Tagesablauf störte. Es blieb also nur Nachtarbeit.<br />
Eine Nachtschicht in einer nahe gelegenen Tankstelle überzeugte sie davon, dass es zu viele Kasachen in ihrer Stadt gäbe und
. sie erkannte, dass sie überhaupt keine Bereitschaft hatte, Albert vorschnell ins kalte Grab zu folgen. Dies war ihr erster Meilenstein.<br />
Eine Nachtschicht in einer Psychiatrie überzeugte sie davon, dass auch hier zu viele Kasachen weilten, noch dazu mit eigenartigen Ideen in den Köpfen
. und Waltraud verabschiedete sich auf nimmer wieder sehen.<br />
Es war also naheliegend, dass auch Zeitungen verteilen, Brötchen backen und Parkhäuser bewachen, für Waltraud nicht in Frage kämen. Und wie so oft, lag das Gute wirklich nah.<br />
50 Meter von ihrer Wohnung entfernt, gab es ein kleines Hotel. Mittelklasse. Nicht die großen Bonzen stiegen dort ab, sondern alle. Die kleinen Handelsvertreter, die Urlauber, die mobilen Karrieristen, Geschäftsreisende und die, die es nachts in ihren Wohnungen nicht aushielten. Und eben jenes Hotel suchte einen Nachtportier.<br />
Waltraud gab alles und heuerte dort an.<br />
Tagsüber ging sie mit Struppi und hielt ihre Wohnung sauber, sprach mit sich selbst und verschickte Briefe an Freundinnen. Nachts machte sie sich hübsch, und zunehmend hübscher.<br />
Sie plauderte mit den Nachtschwärmern, die in den frühen Morgenstunden ins Hotel kamen. Sie plauderte mit den Urlaubern, die mit wunden Füßen am frühen Abend zurück kamen. Sie nähte Knöpfe der Handelsreisenden an und verleugnete untreue Ehemänner am Telefon des Empfangs.<br />
Es dauerte einige Wochen bis Waltraud die Blicke der Einsamen richtig deuten konnte. Zunächst hielt sie es für eine Sehschwäche, dann für eine neue Augenkrankheit und schließlich ging ihr auf, dass die Blicke ihrem Dekolltée galten. Und das war zugegeben
. eine Offenbarung. Diese Erkenntnis war Waltrauds zweiter Meilenstein.<br />
Von da an, ging sie ihre Kleidung bedächtiger noch auswählen und lernte, ganz unauffällig ihren einladenden Ausschnitt über den Empfangstresen zu legen. Es machte ihr Spaß und ein leichtes Prickeln kam wieder in ihr Leben. Sie tat sich Duftöl in den Ausschnitt und errang Meisterschaft darin, einen kleinen Keks so zu essen, dass die Krümel
na Sie wissen schon. Die daraufhin stotternd nach ihrem Schlüssel verlangenden Dienstreisenden, waren Waltrauds dritter Meilenstein.<br />
Der vierte Meilenstein kam in Form des Herrn Huber in Waltrauds Hotel. Herr Huber kam mit Frau Huber, die aber zwanzig Jahre jünger und wie sich heraus stellte, auch nicht Frau Huber war. Denn eben jene Frau Huber kam just in dem Moment ins Hotel gestürmt, als Herr Huber den Zimmerschlüssel ergriffen hatte und beim Blick in den Spiegel hinter dem Tresen, die heranstürmende Gattin sah. Mit der Geschwindigkeit eines Geparden war er hinter den Tresen gesprungen, hatte die falsche Frau Huber einfach stehen lassen und ihr noch ein paar Worte zugezischt. Die echte Frau Huber rannte schnaubend zum Empfang und fragte Waltraud nach ihrem Gatten.<br />
Waltraud allerdings hatte den Gatten der echten Frau Huber zu ihren Füßen. Und während sie der echten Frau Huber erklärte, dass sie keinen Gast seines Namens
und auch nicht mit dem Vor- aber falschem Nachnamen habe, spürte sie das Herz des Herrn Huber an ihren Knöcheln schlagen. Die echte und die falsche Frau Huber verschwanden und Herrn Hubers Hände fuhren langsam an Waltrauds Beinen hinauf, damit er sich aufrichten konnte.<br />
Er hatte Schnappatmung und Waltraud nahm ihn an ihre Brust, auf das er sich beruhige. Der gute Herr Huber war so außer Atem und nervlich am Ende, das sie ihn auf sein Zimmer brachte, denn das hätte er nie im Leben alleine gefunden.<br />
Seit dieser Nacht weiß Waltraud, das ein weiblicher Nachtportier
..vielen Nöten begegnet. Sie würde das nie an die große Glocke hängen. Nur ganz nebenbei
. lässt sie fallen, dass Zimmerservice nicht nur das Heraufbringen kalter Brötchen und Bierflaschen ist. Und nur ganz nebenbei erzählt sie, wie gut sie Knöpfe annähen kann, wenn sie im Schneidersitz auf dem Bett sitzt. Nur ganz nebenbei erzählt sie, dass sie früher mal Masseuse war und Vorleserin, Trösterin, Eheberaterin und eine Frau zum Anfassen.<br />
Seitdem nennt sich Waltraud Polly
. und wirklich alle schätzen ihren vielfältigen Zimmerservice.
rosmarin
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