Freitag, 5. September 2014

Burnout

Ich glaube, sie ist ausgebrannt.
Ich habe es kommen sehen und kann das beurteilen, denn ich bin ja vom Fach.
All ihre Kraft hat sie in den letzten fünf Monaten hier auf der Insel verbraten. Unermüdlich ist sie wahnsinnig früh aufgestanden und wahnsinnig spät ins Bett gegangen. In ihren besten Zeiten war sie nur vier Stunden ausruhen. Unglaublich, was sie geleistet hat.
Raps, Weizen, Gerste, Roggen, Erdbeeren, Kirschen, Himbeeren, Rehkitze, Fasaneneier und Perlhühner hervorgebracht. Ganz nebenbei Terroristen gebräunt und Fahrradverleiher glücklich gemacht. Ebenso Strandkorbvermieter, Ferienhausvermieter und Kutterbesitzer ihren Winterspeck verdienen lassen. Nun ist sie ausgebrannt.
Vor einigen Wochen ist der Herbst ihr zur Seite gesprungen und hat Frau Sonne eine Zwangspause verabreicht. Da war das Wehklagen groß – auch meines. Und schon hat die Gute sich wieder aufgerappelt, den kleinen Herbst zur Seite geschoben und noch mal alles für die Brombeeren und Birnen getan, die Kitze bescheint und ihren wirklich guten Willen – selbst für die Badegäste – gezeigt.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass sie nun definitiv ausgebrannt ist. Der Herbst ist gereift und steht ihr nun sanftmütiger zur Seite als noch vor einigen Wochen. Leise schickt er sie etwas früher ins Bett und auf Zehenspitzen läuft er früh morgens durchs Firmament, so dass sie ein bisschen länger schlafen kann.
Pssst…. auch dass sie tagsüber mit leiserem Licht erscheint, wollen wir nicht laut aussprechen. Wir streichen in ihrer Mittags“hitze“ unser Gartenhäuschen und tun so, als ob alles wie immer wäre.
Sie wäre sicher gekränkt, wenn wir die fünfundzwanzig Grad nicht immer noch als Sommer bezeichnen würden.
Vielleicht hat sie eine Chance, dem Burnout zu entkommen, wenn der Herr Herbst sie weiterhin so zart an die Hand nimmt.
Vielleicht gönnt sie sich ja auch einen kleinen Winterschlaf, irgendwann. Das wäre sicher ihre beste Chance, nicht komplett auszubrennen.
IMG_3995
Der Herr Ro meint, mir ginge es ähnlich wie der Sonne und ich sei auch ausgebrannt. Aber er irrt, er ist ja auch nicht vom Fach. Zugegeben, ich schlafe hier vielmehr als sonst und bin meistens müde und schlapp. Aber ich freue mich auf die erneute Reiserei der nächsten Wochen und Monate. Einzig….in einem klitzekleinen Moment ist etwas merkwürdiges passiert:
Im Postkasten fand ich den Katalog der ortsansässigen Volkshochschule, den ich beim späten Frühstück durchblätterte. Und plötzlich entstand – ganz gegen meinen Willen – vor mir ein wunderbarer Möglichkeitsfilm: montags-Töpferkurs, dienstags-Salsakurs, mittwochs-Plattdeutsch lernen, donnerstags-Yoga, freitags-veganes Kochen…. Jeden Tag einen Kurs nach meinem Geschmack. Täglicher Müßiggang in einem Fach meiner Wahl. Lernen statt Lehren. Dazwischen Hundespatziergänge am Meer.
Aber ich bin nicht ausgebrannt, ich lodere noch.

und überhaupt....

Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)

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