Ist hier ein Arzt, ist hier ein Arzt…???

ruft ein Mann in den Opernsaal während er erregt aufspringt.
Zwei Reihen vor ihm erhebt sich ein Mann und ruft „ja, ich bin Arzt“.
Darauf hin ruft der Erste…. „sagen Sie, ist es nicht wunderbar dieses Klavierkonzert, Herr Kollege?“
Dies ist mein Lieblingswitz und gar nicht witzig ist, wie das letzte Jahr endete und das neue begann, denn der weltbeste Vater benötigte mehr als nur einen Arzt.
Die Gürtelrose hat er schneller hinter sich gebracht, als die Lehrbücher vermuten. Schon lachten wir, weil er der Forschung ein Schnippchen geschlagen hatte. Kurz darauf allerdings hatte er einen leichten Schlaganfall und landete in einer Klinik, die nicht übel war und ihn sogleich zur Reha schicken wollte. In den 10 Tagen Ärztepause allerdings, legte er sich in der Innenstadt des Maindörflis so derart ungeschickt auf die Nase, das er sich den Oberschenkelhals brach und sogleich in die Universitätsklinik verfrachtet wurde, samt Not-Op…. Tja…. und da lag er dann.
Ist hier ein Arzt, ist hier ein Arzt? Fragt man sich. Am Wochenende jedenfalls nicht. Da ist nur ein Arzt für Notfall-Op’s anwesend. Im Zimmer des weltbesten Vaters etabliert sich – Gott sei Dank – innerhalb kürzester Zeit eine verschworene Männergruppe. Der Baron, der Bankräuber und mein Vater schließen Freundschaft, was der eine nicht kann, aber der andere, wird jeweils an Hilfsdiensten übernommen. Wenn zwei nicht laufen können, rennt der Dritte. Er besorgt, wäscht, holt, organisiert, füttert, wechselt Wäsche. Wenn der Dritte krampft und vor Schmerzen schreit, lenken ihn die zwei anderen ab, massieren seine versteiften Muskeln, hören sich seine Lebensgeschichte an. Die drei sind dicke Freunde geworden und täglich rennt die weltbeste Mutter ins Krankenhaus und bringt für jeden etwas mit. Sie trinken alkoholfreien Sekt, naschen frankfurter Süßigkeiten, tauschen gebrauchte Klamotten und Telefonnummern aus. Der zwischenzeitlich entlassene Baron ruft zweimal täglich an, um sich nach dem Befinden seiner Freunde zu erkundigen. Während seines Aufenthaltes hat er den Wechsel in das freigewordene Einzelzimmer für Privatpatienten abgelehnt, denn er wollte bei seinen Kumpels bleiben. „ist hier ein Arzt?“ brüllt der Krampfende, aber es ist keiner da.
Der Baron beschwert sich als Privatpatient beim Direktor und schon ist plötzlich ein Arzt da.
Der weltbeste Vater durchläuft eine fiese Nesselsucht und der Arzt nickt verständig mit dem Kopf. „Ja, Schmerzen kann man ertragen, aber Jucken nicht“ lautet seine Diagnose und der Vater erhält Schlafmittel.
Mir fällt meine Zeit in Andalusien ein, als wir früher oft zum Stierkampf gefahren sind. Unser Lieblingsspruch war, dass man Andalusien trotz – nicht wegen – seines Essens liebt. Heute denke ich: Überleben tust du trotz – nicht wegen – des Krankenhauses. Aber das ist eine zu lange Geschichte, denn im Erläutern von Details war ich noch nie gut.
Ich hoffe, der weltbeste Vater kann morgen in die Reha verlegt werden. Dort ist vermutlich ein Arzt, der genauer hinschaut. Also…. überhaupt mal hinschaut.
Und die weltbeste Mutter wird den ürig gebliebenen Bankräuber besuchen, ihm alkohlfreien Sekt und Süßigkeiten bringen, während Baron und Vater am Handy durchklingeln, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Was die Ärzte sagen, werden sie nicht erfragen, denn die sagen nichts.
testsiegerin - 20. Jan, 20:50

zum glück gibt es bankräuber und barone. und ich wünsche deinem vater ganz baldige besserung!

Bermejo - 20. Jan, 21:00

upps, der lässt aber nichts aus wie es scheint.
Gute Besserung an den Herrn Vater!

datja - 23. Jan, 07:41

obwohl weit entfernt - viele umgefallene häuser weit ;) - blitze ich den vater an, lache dabei, reiche einen fingerhut sekt und seufze.

der mutter dreh ich einen pinkfarbenen lockenwickler ins haar, tätschle dabei ihre wange und kneife sie in den po.

dich umarme ich stürmisch bis heiter.
weil: trotzdem.

Jossele - 23. Jan, 13:49

"Trotzdem" ist ja eigentlich ein gutes Wort, zumindest in diesem Zusammenhang. Die Götter in weiss...
Ich wünsch euch eine Menge, und zwar vom Positivsten.
Und bitte, der Herr Papa möge sein Karma in die Putzerei bringen.

punctum - 23. Jan, 16:13

Ach Schreck ... Bisschen viel Böses auf einmal. Trotzdem auch viel Gutes, wenn auch nicht von den Ärzten (Bankräuber, Baron, weltbester Vater, das klingt nach einer spannenden Geschichte). Hoffentlich klappt alles mit der Reha und etwas mehr Aufmerksamkeit dort (ist ja nicht zu fassen!). Gute Besserung!!

oberansicht - 10. Feb, 00:46

liebe frau ro. ich wünsche mal unbekannterweise dem herrn papa gute besserung, das mit der gürtelrose hatte meine mutter im sommer 2011 - sie hat bis sommer 2012 gebraucht, um ihre gesundheit halbwegs wieder zu erlangen. hach, das fortgeschrittene alter .... aber es wird schon, ich drücke die daumen!

rosmarin - 11. Feb, 11:06

ganz herzlichen Dank für eure lieben Worte.
to be continued..... örks

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