66 cm....

Schulterhöhe hat das Fräulein Möchtegerndackel, denn für ihre Körperlänge ist der Hund einfach zu niedrig geraten. Ich schätze ihre Länge vom Po bis zu den Ohren auf 1,30 m und eigentlich ist das egal, denn sie hat heute „Arschloch-Tag“. Sie gröhlt, krawallt, hat Bohnen in den Ohren, jagt Fuchs, Hasen und abendlich ne Katz, tagsüber entfleucht sie mit Grinsen in die geöffnete – sonst immer verschlossene – Tür einer Kleingartenanlage. Aber in fünf Jahren habe ich dazu gelernt. Ich hole sie da nicht raus, nur um dann mit ihr Fangen zu spielen. Ich geh einfach weg…. und siehe da….. sie überlegt es sich anders und entscheidet sich gegen das Abenteuer und für den zuverlässigen Dosenöffner.
An solchen Tagen, wenn sie sich wie ne Assi-Tusse verhält, nenne ich sie einfach „Uschi“.
Gleichzeitig ist in der Großstadt offenbar Panik ausgebrochen, denn alle finden sich gleichzeitig, so kurz vorm Feiertag, im gleichen Supermarkt wie ich ein. An der Autoschranke steht eine Aushilfe und regelt per Auge und Handöffnung der Schranke, was die dumme Schranke alleine nicht ausrechnen kann: wie viele gehen raus, wie viele dürfen rein?
An der Kasse lerne ich meine Mitbürger kennen. Der junge Mann an der Schlange rechts neben mir lebt mit seiner Katze. Die Katze lebt von Kittekotz, der Mann von Schokopudding und Tomaten. Die junge Frau vor mir lebt von Nudeln, Dosenobst und Seidenstrümpfen. Der tätowierte Mann links neben mir liest ein Westernromanchen, während er liebevoll die Literflasche Colamix umarmt und der Großvater hinter mir beschäftigt seine beiden Kleinstenkel mit den eingekauften Backpapierrollen, die die zwei genüsslich herumschlagen und annuckeln. Die Kassiererin stöhnt und wünscht ein schönes Wochenende und meines wird kurz, weil ich Sonntags das Auto bepacke und unterwegs sein werde.
Die Kneipen um die Ecke haben munter die Tische auch abendlich draußen und ein paar Unverfrorene sitzen tatsächlich auch um dort und essen frischluftgekühlte Pizza, tun so, als hätte der Sommer nur eine kurze Pause. Es sitzen noch mehr Leute abends um zehne draußen als drinnen, nur die Mädchen tragen jetzt wieder lange schwarze Strümpfe. Genau die habe ich im Supermarkt vergessen. Dafür habe ich mit einem klitzekleinen Schlenker auf dem Weg zum Copyshop meines Vertrauens, zwei Paar Stiefel erstanden und ein Paar High Heels mit Pfennigabsatz. Soll ja Sommer bleiben, sagen die Kneipiers.
Soll ja alles besser werden, sagen die Politfreaks. Und in meiner Lieblingsgalerie prangt ein rotes Schild mit der Aufschrift „Pension Rita“. Das wäre ein schöner Name für einen Blog, denke ich, und stopfe dem Uschihund ein Leckerchen ins Maul, damit er die kleine Nachbarstöle nicht angröhlt. Unnötig zu erwähnen, dass draußen die geöffneten Cabrios vorbeifahren mit donnernder Musik und wummernden Bässen. Show-Time.
baldrian goodnight - 2. Okt, 23:09

*gg Auch ich beging den Fehler heute einzukaufen... wobei ich ja Vermeidungsmöglichkeit gehabt hätte wenn ich gestern nicht so stinkefaul gewesen wäre, mich zur Tür hinausbemüht hätte...
Ich werde mir das für nächstes Mal vormerken wenn wieder der bundesweite Notstand ausgerufen wird. Spätestens an Heiligabend dürfte es soweit sein.
Unerschrocken draußen sitzen werde ich auch solange mir beim tippen die Finger nicht steif werden. Aber ohne schwarze Strümpfe.
Krautgrütze ;O)

schneck08 - 3. Okt, 01:00

'Pension Rita' klingt nach Herzrauch, Bratkartoffeln, Eiern mit Speck und langen schwarzen Strümpfen. Habe heute die ersten "Lichterketten" im Verkauf gesehen, aber auch das kennt man ja schon, kein Grund mehr, um jetzt noch nervös zu werden.

Tasmanian - 3. Okt, 10:32

Jaja ich war auch so dumm und musste gestern noch einkaufen, wie auch alle anderen Einwohner der Stadt. *schnauf*

virtualmono - 3. Okt, 11:18

Die sitzen alle nur draußen, weil sie Dank unserer "wir-sind-so-doof-wir-machen-den-Amis-jeden-Fehler-nach" - Politik drinnen nicht mehr Rauchen dürfen. Der Einkauf war gestern allerdings innerhalb von 10 Minuten erledigt :-)

ekowa - 3. Okt, 18:56

Show-Time...^^

.. für dich und mich persönlich wär auch was nettes und noch dazu mit Happy-End. Drehn wir unseren eigenen Film, ich bringe auch den zuverlässigen Dosenöffner mit ;-)))

Käfer88 - 3. Okt, 19:24

Ja...

So kurz vor einem Feiertag dreht die ganze Bevölkerung durch..
Auch in meinem kleinen Dörfchen war gestern anscheinend der "notstand" ausgebrochen so das sich alle in einen Supermarkt quetschen mussten...
Schrecklich..
Nun ja, das Leben schreibt eben Geschichte und an jeder Ecke erwartet uns etwas neues, spannendes..

virtualmono - 3. Okt, 20:56

... dabei ist es ja gar nicht so, als bekäme man nichts: Das Einkaufszentrum in der kleinen dummen Stadt, in der ich arbeite war heute verkaufsoffen, und in der Frankfurter Innenstadt ist am Sonntag geöffnet. Außerdem ist ja fast jede Tankstelle ein Supermarkt mit angeschlossenem Benzinverkauf... Fazit: Eigentlich wie immer - alle doof.
rosmarin - 4. Okt, 00:05

der psychologe hält das ja für übersprungshandlungen, weil immer alle von der real existierenden wirtschaftskrise reden, die wiederum nur das konsequente ergebnis einer wirklich dummen vorstellung von wirtschaft, casino, besitz und wachstum ist... aber egal.... solange sich das volk an supermarktschlangen rumärgert, kommt es auf keine anderen gedanken. und falls der einkauf freitag nicht reichte, nehmen wir noch den verkaufsoffenen feiertag und den sich anschliessenden verkaufsoffenen sonntag mit, nur um am montag festzustellen, dass die wirtschaft zwar wächst und unser bauch zwar auch, aber das konto dennoch schrumpft.... na sowas aber auch.
tinyhusky - 7. Okt, 09:41

Hallo, bin durch Zufall hier vorbeigekommen und musste sehr lachen! Du hast offensichtlich das weibliche Pendant zu meinem Gimli, der ist auch so eine Uschi!!!!

Super Bericht, hat mich echt an eigene Erlebnisse erinnert - you made my day, danke dafür!

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