Donnerstag, 21. Dezember 2006

herr pizzarro war zufrieden....

als er spät abends zusah, wie sein hund den tannenbaumgeformten knochen des futtermittelherstellers zerfrass.
ja, zufrieden war er, seit er entdeckt hatte, wie sehr ihm frauen zuwider waren, die kurz vor weihnachten oder dem jeweiligen geburtstag, eine kinderstimme samt aufgerissenen augen zustande brachten. er konnte sie nicht leiden. wie sie da abends mit ihren galanen, die wunder was von sich hielten, spazierten und vor den schuh- und parfümerieläden dieses kindliche „ohhhh“ zustande brachten, das fast ebenso hübsch und vergnügt klang wie echtes kinderstaunen...
diese abscheu nannte er seine eigene seit er hinter dieser kleinmädchenstimme am kassenband im supermarkt gestanden hatte, die flötete „ohhh..... schenkst du mir eine kette zu weihnachten“.... fast so, als sei sie sieben.
dabei war sie mindestens siebenundzwanzig und wollte die kette, die sie bereits in der hand hielt, bestenfalls, um vor ihren freundinnen sagen zu können, er habe ihr eine kette geschenkt. ein schmuckstück!! denn das war in diesem alter ebenso gut wie die anzahlung auf ein haus oder doch zumindest auf einen bausparvertrag. also es bewies doch, wie sehr er – der junge galan – von einer zukunft mit ihr träumte. und was hätten siebenundzwanzigjährige mädchen nicht alles für eine zukunft getan? also seitdem jedenfalls konnte herr pizzarro sie nicht mehr leiden. nicht, dass er nicht eine von den siebenundzwänzigjährigen gern an seiner seite gewusst hätte des nächtens.
aber irgendwie, seit er ihre berechnung entdeckt hatte, war es mit seinem begehren vorbei. dies erwies sich als äusserst nützlich, denn sein kopf war plötzlich frei und klar für jederlei schlauheiten, betrügerein und kleine rachen.
sein buchladen inmitten von pisa lief hervorragend, obwohl sich fast gegenüber diese amerikanische kette nieder gelassen hatte. aber der chef des amerikanischen bücherwurms war sein alter schulfreund ficini, der widerum zarte jungs über alle maßen liebte. herr ficini wusste, dass herr pizzarro wusste und so kamen beide buchhandlungen nebeneinander hervorragend aus und das leben folgte einem gemächlich heiteren fluss.
zumindest bis herr pizzarro auf eine hervorragende idee kam. wenn die beiden buchhandlungen schlossen, so dauerte es nicht lange, bis die wohungslosen älteren, stinkenden herren sich in den eingängen der buchhandlungen nieder liessen. weil herr pizzarro gut verdiente und keine siebenundzwanzigjährige geliebte zu unterhalten hatte, andererseits natürlich auch der steuer nichts schenken wollte.... also deshalb legte er sich eine eigenartige gewohnheit zu. fast jeden abend mietete er in der pisaner innenstadt ein hotelzimmer auf seinen namen, um einen schon fast berühmten schriftsteller dort einzuquartieren. natürlich hatten die hoteliers sein spiel durchschaut, aber italien war ja nicht mehr italien und alles war möglich, solange es formal in ordnung schien. und so kam es, dass die schmuddeligsten, verstunkensten und versoffensten schreiberlinge – die man in regelmässigen quartalswindungen wiedererkannte – in den feinen leinenlaken schliefen und die hindrappierten seifenstücke verbrauchten und die minibars halbleer tranken.
täglich – oder fast täglich – wenn er einem der trinkbrüder einen zimmerschlüssel zusteckte, ging pizzarro zufrieden nach hause zu emiglia. diese war mittlerweile schon so alt, dass ihre siebenundvierzigjährigen füsse verhornt waren. so verhornt, dass sie ohne blasenentzündung auf dem kalten steinfußboden stehen konnten, während pizzarros espresso durch die kanne nach oben kroch. emiglia war immer noch jung im vergleich zu ihm.... aber wie gesagt, ihre füße trugen schon hornhaut.
seine freunde, mit denen er gelegentlich kommunistische kampfeslieder beim rotwein sang, hatten fast alle junge geliebte. und beim grappa stöhnten sie, weil die jungen dinger davon träumten, dass sie ihnen ketten und bausparverträge schenkten. und nachdem pizzarro sich hatte von ihnen bedauern lassen, weil er kein wilder kerl war, schlurfte er vergnügt nach hause, zur hornhauttfüßigen emiglia und winkte nach oben ins hotel, wo wieder ein stinkender tippelbruder den hotelier zur verzweiflung brachte.

und überhaupt....

Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)

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