rosmarin

laufe ich fast täglich über den weg. sie scheint so alt wie ich, aber spindeldürr und immer geschminkt - selbst morgens um sieben - und immer gut gekleidet. meint: schick, kurze röcke bis zum himmelszipfel, hohe schuhe bis zum climax... und so.
gelegentlich bleibt sie stehen auf der straße und streichelt den hund.
immer sehe ich sie. mal morgens in ungewöhnlichen frühmorgensklamotten, mal mittags in der pizzeria umme ecke, mal abends in der pizzeria umme ecke. mal neulich bei der pina-bausch-preisverleihung.
mal kennt sie uns, mal nicht.
mal halte ich sie für normal - mal nicht.
heute wieder.
frl. hund hat die letzte pfütze im hartz4amt-blumenkübel hinterlassen und wir latschen nach hause und winken in die pizzeria, in der sie sitzt.
während wir weiter laufen ruft sie hinter uns her und kommt angestiefelt....
sie ist immer gepflegt. also wohnt sie hier und jemand zahlt die miete.
sie hat immer zeit und sitzt oder stiefelt irgendwo hier herum. also zahlt jemand die klamotten und die schminke.
sie ist immer am spazieren, am essen, am süffeln. also zahlt jemand ihre zeit - oder sie hat geerbt.
sie ist definitiv nicht verrückt, aber seltsam.
überall in der stadt sehe ich sie, zu allen hoch- und niederrangigen veranstaltungen.
und nun hat sie mich am wickel und erläutert....
dass sie auf tierfotografie spezialisiert sei. und ich müsse frau frinz fragen. und dass sie ein feeling für tiere habe. und dass sie fotografin sei und malerin. daher könne sie auch von mir fotos machen. und zwar solche, die meine eigentliche schönheit hervorbringen könnten (das hab ich nötig). und eigentlich sei sie malerin, zumindest, wenn sie nicht architektin gewesen sei. und nein, wenn wir fotos machen wollten, würde sie mir ihre telefonnummer nicht geben - wegen der schlechten erfahrungen. aber ihre handy-nummer fände ich in ihrer ausstellung bei blumen-freak ... wo ihre bilder hängen.
gut....
dann geh ich halt ins bett. nachdem ich schon im niddapark minutenlang der rothaarigen zugeschaut habe. ihr hund sass aufrecht vor ihr, während sie ihre yoga-suffi-chi-gong-übungen vollführte. immer zur sonne gewandt wog sie hin und her, ging auf die knie, auf die erde und in die brücke. sang, schnurrte und lachte und hatte ein wunderbar blumiges kleid dabei an.
nachdem der urlaubsglücksort gebucht war, hätte ich eigentlich ins bett gehen können, aber dann rief der weltbeste exmann an und wir schnarrten ins telefon. und er ist aufgeregt. weil es bald an die letztmögliche akademische prüfung geht, die er mit sicherheit bravorös meistern wird.
und so kann ich im urlaub am lustvollen schreibprojekt weiter arbeiten, während ich mich auf die anrede mitsamt professor r. vorbereite und mich mit herrn rosmarin auf eine wunderliche zukunft vorbereite.
ich mag das.