frau münch-hausen stürzte sich.....
in den teuersten klamottenladen von lugano nachdem wir den reinkarnationstherapeuten verlassen hatten. sehr zu meinem erstaunen erstand sie ein schrecklich schlammfarbenes kostüm und ein paar braune lederstiefel. über ihr gespräch mit dr. gepetto wollte sie nichts sagen, jedenfalls behauptete rose einfach, sie könne sich nicht erinnern. ich war echt sauer, denn ich hatte mich in meine erinnerungen an die genueser jazzbar bzw. eigentlich an deren pianisten verloren und also auch nichts mitgekriegt. Jedenfalls gab rose absolut nichts aus der sitzung zum besten und so gingen wir nach ihrem geschmacksausfall ins beste restaurant am platze, um zu speisen und die nächsten tage zu verplanen. rose war merkwürdig drauf, sie ruhte in sich selbst und das kam mir sehr merkwürdig vor. nur ihr permanentes rumhantieren mit ihren erfrischungstüchern beruhigte mich. am nachbartisch uns gegenüber sassen zwei blasse damen, die wie mutter und tochter aussahen. sie sahen nach mailänder aristokratie aus, bleich und sprachlos sassen sie vor ihren leeren tellern und ich hatte den eindruck, als sässe auf dem schoss der jüngeren ein kleines felliges tier. roses handy klingelte und sie begann zu flöten „ah...... jaaaa...... kein problem..... ja ja ja gerneeeee, aber sicher, selbstverständlich, ich freue mich so sehr darauf.... selbstverständlich...... ohne weiteres......direkt auf dem waldspielplatz.....johooo.....ciao ciao“ ich blickte sie fragend an und sie bat mich, sie morgen früh mit meinem wagen zum waldspielplatz von san giovese zu fahren, wo sie einen weiteren termin mit dottore gepetto habe. sie strahlte mich aus ihren zunehmend aufgequollenen augen an. nun gut, mein gatte, der steuerberater hatte sowieso alle hände voll zu tun mit der fusion zweier chinesischer lebensmittelketten und er war froh, dass ich ihn auf seiner reise nicht begleitet habe. so waren wir beide frei und ich konnte einige tage mit rose herumgondeln. warum also nicht zum waldspielplatz. der sinn erschloss sich mir nicht, aber rose meinte, man müsse seinem therapeuten bedingungslos vertrauen und bei dem ersten blick in seine beiden augen – die ja bekanntlich in zwei richtungen blickten – sei ihr sofort klar gewesen, dass diese begegnung eine der ganz wichtigen in ihrem leben werden würde. als meine froschschenkelsuppe kam jedoch, da fing rose plötzlich an zu röcheln und ihre augen traten hervor und sie spie ihr ganzes senfspinat auf den tisch. himmel war das peinlich. sie röchelte und innerhalb weniger minuten entwickelte sie blasen und pusteln auf der haut, die wirklich ekelerregend aussahen. ich warf schnell geld auf den tisch hob den umgefallenen stuhl auf. aus den augenwinkeln sah ich, dass auf dem schoss der tischnachbarin ein hamster trohnte und mich anfeixte. Kopfschüttelnd bugsierte ich rose in das nächste taxi.
rosmarin - 12. Feb, 22:34
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