eigentlich liebte herr pizzaro….

gute italienische schriftsteller. und es war ihm zumeist ein alptraum, dass seine buchhandlung ganz in der nähe des touristenanziehenden turms gelegen war. in der regel verkaufte er stadtführer, restaurantmagazine und die aktuellen bestseller in allen möglichen sprachen. wenn ihm die vielen holländer, deutschen und briten allzu sehr auf die nerven fielen, bestellte er sich in der bar nannini gleich um die ecke ein paar bomboloni, denn die waren dort fast stets frisch und warm und rochen nach zucker und butter.
gebracht wurden sie ihm von daniele, zusammen mit einem kleinen coretto. der etwas schief geratene junge mann bekam dafür jeweils am monatsende ein kleines büchlein von herrn pizzaro geschenkt. herr pizzaro war in solchen dingen etwas altmodisch und fand ein kleines kluges geschenk nützlicher als ein schnödes trinkgeld.
im winter, wenn lediglich hart gesottene deutsche studienräte nach pisa kamen, war sein geschäft ruhig. dann ging er mit donatella, der kulturredakteurin des pisaner tagesanzeigers, gelegentlich in die vedute zum essen und schnapste mit ihr einige lesungen aus, die sie in klugen artikeln und in der pisaner homepage bewarb.
wenn die literaten zu ihren lesungen in herrn pizzaros buchhandlung erschienen, putzte er sich heraus. bevor er seine wohnung verließ, legte er eine seiner carusoplatten auf, nahm seinen profumo und zog sich seine schwarze strickjacke über. mit dieser sah er fast ein bisschen wie umberto ecco aus, ein bisschen klug und ein bisschen nobel. die schriftsteller mochten ihn. nicht nur, weil er ihre texte mochte und ihnen zu etwas lokalem ruhm verhalf. nein. sie mochten ihn, weil er immer gut roch, weil er im gegensatz zu mancher signora der pisaner gesellschaft niemals einschlief bei einer lesung, weil er immer die gesamten eintrittsgelder an sie übergab und vor allem, weil er im anschluss an eine lesung es sich nicht nehmen ließ, den jeweiligen autoren zu einem großartigen essen einzuladen.
zu diesem nahm er auch emiglia mit, die an den leseabenden die eintrittsgelder kassierte und sie in dezente weiße briefumschläge packte. diese weißen briefumschläge steckte herr pizzaro seinen autoren in die jackentaschen, sobald sie während des anschließenden restaurantaufenthalts die toilette aufsuchten.
ausgerechnet als im letzten november der fiorentiner signore mantovani aus seinem roman die schlüpfrigsten stellen vortrug – was eine große ehre gewesen war, denn herr mantovani trug eben diese stellen sonst niemals öffentlich vor – also just an diesem abend wurden sie im restaurant überfallen.
sie hatten wunderbar gegessen und insbesondere die in zucker gerollten, frisch frittieren und mit vanillecreme gefüllten kügelchen hatten es ihnen angetan. zugegeben, sie hatten sich überfressen und den ein oder anderen grappa zur verdauung zu sich genommen und herr pizzaro hatte daran gedacht, herrn mantovani das "du" anzubieten. jedoch fand er nicht die richtigen worte und bestellte stattdessen die rechnung, als vier maskierte und dunkel gekleidete männer mit maschinengewehren die noble herberge stürmten.
herr pizzaro hatte schon vieles überstanden und eigentlich hätte er gerne den helden gespielt und diese maskierten unholde eines besseren belehrt. jedoch wollte er in emiglias anwesenheit kein risiko eingehen und so hielt er den mund und ließ sich mit all den anderen an die wand stellen. herr pizzaro und herr mantovani hatten emiglia schnell in ihre mitte genommen, als sie dort mit dem gesicht zur wand standen, während die ganoven die mantel-, hand- und hosentaschen der anwesenden gäste untersuchten.
die signora links von ihm lutschte an ihrem rechten mittelfinger und sog ihren brillantring in den mund, den sie allerdings sogleich vor schreck verschluckte, als einer der ganoven ihr sein gewehr in den rücken rammte. wenig später war der spuk vorbei und die vier unholde verließen mit etlichen brieftaschen und schmuck das restaurant.
emiglia und signore mantovani dachten es sei der schock der dazu führte, dass herr pizzaro während der anschließenden befragung durch die carabinieri stets in lachsalven ausbrach, sobald er den hergang des überfalls schildern sollte. die vorstellung jedoch, wie die signora nun versuchte, allmorgendlich ihren verschluckten ring wieder zum vorschein zu bringen, ließ herrn pizzaro den ernst der überstandenen situation völlig verkennen.
Luiling - 19. Jan, 11:47

Nach den gerade gehörten schlüpfrigen Passagen und dem üppigen Essen inkl. Grappa sei es Herrn Pizzaro absolut verziehen, daß er sich eingedenk der soeben erlebten lutschenden Signora der Polizei gegenüber wie ein Primaner nach dem ersten Kiffen verhielt...*g*

rosmarin - 11. Dez, 00:31

und das wirklich abgefahrene ist, dass diese geschichte sich genau so zugetragen hat :-)

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und überhaupt....

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