Erika und Manfred.....

sind schon lange ein Paar. Nicht so lange wie die Paare, die nicht mehr unterscheiden können, ob es 27 oder 32 Jahre sind. Aber genau so alt wie diese Paare sind Erika und Manfred schon.
Meistens haben sie sich gut arrangiert, fast so, als seien sie auch schon 27 oder 32 Jahre zusammen. Zumindest Manfred sagt das manchmal. Er meint es zärtlich, wenn er sagt „ich habe das Gefühl, wir sind schon immer zusammen“. Erika ist dann jedes Mal eingeschnappt. Sie kann sich an jeden Tag der 10 Jahre erinnern und empfindet jene, als seien es erst vier.
Manfred ist älter als Erika und gefühlte viele Kilo schwerer gewesen, als sie. Bis er das Joggen anfing. Da wurde er schnell und fit und schlank. Sie hat das gefreut und sie war stolz auf ihn.
Sie pfeift ihm hinterher und krault den abhanden gekommenen Bauch. Erika hat ein gutes Gedächtnis und kann noch immer jedes Gespräch der vergangenen sechs Monate fast wörtlich wieder geben. Manfred hört nicht gerne zu und redet vor allem selbst. Also kann er sich an fast nichts erinnern, außer an das, was er selbst gesagt hat. Dies hält er dann für Abmachungen und ist immer wieder fassungslos, wenn andere dies so nicht empfinden.
Als Erika ihn nach dem Kinobesuch fragt „Taxi oder laufen“…. finden beide, es sei eine gute Idee zu laufen. Die eine Stunde macht im Sommer vielleicht sogar Spaß…. denkt Erika.
Manfred bereitet sich mental auf sein morgiges Lauftraining vor. Er zieht die Schuhe aus und stapft in der heißen Nacht forschen Schrittes los. Erika stapft mit. Sie ist zwar untrainiert, aber jünger.
Sie kommen am Schwimmbad vorbei, an dem Jugendliche Fußball spielen und Mädchen küssen mitten in der Nacht. Und Erika fragt sich, warum sie beide das nicht auch tun. Mitten in der Nacht irgend etwas über die Straße kicken, sich an den Händen halten, Küssen, in die Sterne schauen.
Nach einer halben Stunde dreht Manfred sich um „bin ich zu schnell für Dich?“
Erika verneint maulend. Sie beobachtet bereits seit vielen Minuten den großen Abstand, den das forsche Voranschreiten offenbar benötigt. Sie denkt an früher. An die Zeit, als er sich noch bemühte, ihre Hand zu fischen beim Spazierengehen, als sie nachts im Sommer im Garten schliefen und sich liebten, sie seinen Kopf im Sternenhimmel über sich sah.
Manfred fragt, warum sie so muffig sei, obwohl er heute ihr Auto repariert habe. Erika sagt, dass ihr bekannte Paare durchaus anders gemeinsam nach Hause laufen könnten, als einen sportlichen Wettbewerb zu veranstalten. Manfred versteht nicht. Erika erklärt, Manfred ist beleidigt.
„Wie Günther Netzer“ denkt Erika. „Wegen jedem Scheiß sofort beleidigt. Kein Mädchen würde sich solche Zickereien erlauben“.
Manfred findet wiederum Erika nervig und sagt, dass sie ihn nerve. Erika verstummt für den Rest des Weges und beschließt, ihr Leben neu zu sortieren.
virtualmono - 11. Jul, 05:57

Kein Mädchen würde sich solche Zickereien erlauben.

Das sehe ich - aus leidvoller Erfahrung - dann aber doch grundlegend anders ;-)

Luiling - 11. Jul, 13:04

"Kein Mädchen würde sich solche Zickereien erlauben" denken ja auch nur die Mädchen ;-)
Bermejo - 11. Jul, 12:10

das leben neu zu sortieren ist immer gut - mach ich auch grade ;-)

datja - 11. Jul, 14:05

klingt nach sternbild macho mit aszendent kleinkind.
empfehle brillenwechsel: klarsicht statt rosa.
ja und sortieren ist immer gut.
immer.
bitte einen ganz ganz lieben gruß an erika!

profiler1 - 11. Jul, 18:10

klingt nach gegenseitiger entfremdung...

romeomikezulu - 11. Jul, 18:18

Könnte mir gut vorstellen, dass "Erika erklärt..." aufgrund der vorher aufgebauten Frustration auch nicht so ganz freundlich abgelaufen ist... womöglich sogar zickig?

Aber als Mann bleibt man doch eigentlich IMMER auf Höhe der Frau, egal wie gut man im Training ist?! Ein bisschen langsamer zu laufen für den Partner wäre sicher kein Beinbruch gewesen.
Es sei denn, es war nicht Gedankenlosigkeit, sondern Absicht?
Vielleicht will Manfred ja bewusst gar nicht mehr Händchenhalten?
Zumindest nicht mit ihr?
Wer weiß...

oberansicht - 30. Jul, 19:31

pffft. das auch noch; also absicht ....

(nicht über die späte antwort wundern, ich bin am nachurlaublichen nachlesen :D)
testsiegerin - 11. Jul, 19:45

Vielleicht täte Erika ein bisschen Ortswechsel ganz gut. Abstand gewinnen und schauen, ob der Abstand bestehen bleibt. Aber ich hab eh kein Rezept.


Dialog einer lieben Freundin mit ihrem Noch-Ehemann:
Sie: "Du gibst mir nicht mehr das Gefühl, als Frau begehrenswert zu sein."
Er (verständnislos): "Aber ich hab doch die Treppe repariert."

Und Günther Netzer kann ich überhaupt nicht leiden. Aber das ist eine andere Geschichte.

kittykoma - 12. Jul, 15:07

aussitzen, oder besser durchstehen (da bewegt man dann selber den a...). manfred tritt mit erika in den wettbewerb, weil er es mit den mitmachos nur noch ungern tun würde.
das letzte aufbäumen vor dem alter machen, glaub ich, wirklich nur männer so durch.

steppenhund - 12. Jul, 17:18

Dieses Verhalten muss aber nicht zwanghaft sein. Einige können es, andere nicht.
Meine Schwester hat es toll gefunden, dass sich unsere Pflegeeltern in den USA - sie war 7 Jahre früher als Austauschschülerin dort als ich - jeden Tag am Morgen mit einem Kuss verabschiedet haben.
Ich konnte das sieben Jahre später auch noch beobachten.
Meine Eltern pflegten das nicht zu tun, obwohl sie recht leidenschaftlich gewesen waren.
Heute verabschiede ich mich von meiner Frau ebenfalls fast jeden Morgen. Ein kurzes Innehalten und sich bewusst Begegnen ist gar nicht so schlecht.
-
In dem angeführten Beispiel ist Erika die angeführte. Dass sich Mädchen so etwas nicht erlauben, kann ich nicht bestätigen.

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