Dienstag, 3. April 2012

Liebe Ines,...

... nun stehst Du an der Schwelle.
Dein Gesicht ist entspannt. Die spirituelle Freundin an Deinem Krankenhausbett hält es für die Anwesenheit von Begleitern. Ich halte es für eine Folge der Unmengen von Morphium. Es wird schon so sein, dass wir beide recht haben und es ist auch völlig egal.
Dein Atem ist ruhig und entspannt und das obwohl selbst in Deiner Lunge mittlerweile der Krebs tobt. Der blöde Idiot frisst Dich auf, nicht ahnend, dass er mit stirbt, wenn er Dich besiegt haben wird.
Leise tröpfelt der Zucker, den Du immer vermieden hast, in Dich hinein. Noch vor drei Wochen habe ich Dein leise glucksendes Lachen hören dürfen, als Du zu Hause auf dem Ledersofa gelegen bist und ich die Einkäufe vom Markt gebracht habe. Schwach warst Du, aber nun bist Du stark, in den letzten Tagen oder Wochen Deines Abschieds.
Deine zarten Hände halten die Deines Liebsten. Sehr entspannt krallst Du Dich nicht fest am Leben, sondern bleibst noch ein bisschen…. für uns und für Dich.
Deine Augen sind geschlossen, zu anstrengend wäre das Öffnen. Und doch lauschst Du unseren Dialogen an Deinem Bett. Wir reden über die Zukunft …. Wohlwissend, dass Dich das eher beruhigt als in Verzweiflung stürzt, denn wir reden über die Zeit Deines Liebsten…. später. Er wird seinen Designerjob aufgeben, hat er eigentlich schon, denn er wird bei Dir bleiben, bis Du gehst. Auch Dein Sohn hat sein Leben woanders hinter sich gelassen, um mit Dir zu sein und er wird hier bleiben und auch ein neues Leben beginnen.
Wir legen kühle Lappen auf, wenn heiße Wallungen durch Dich gehen, wir träufeln Deine Lippen und streicheln Deine Arme. Die Schwestern haben ein Smiley auf das Morphiumpflaster gemalt. Wir fragen sie, ob Du evtl. Schmerzen hast, wenn Du unruhig wirst. Nein…. sagen sie. Man sieht es daran, dass Du keine Stirnfurche hast. Als sie Dich umlagern, damit Deine Knochen nicht durch die Haut stoßen, hast Du eine Stirnfurche.
Morgen kommst Du nach Hause. Du wirst in Deinem Mal- und Musikzimmer liegen, dem sonnendurchfluteten Ort und wir überlegen, wie wir die beiden Salukis ins Bett heben. An den Wänden hängen Deine Bilder, auf dem Klavier liegt das Saxo Deines Liebsten, während weiter Flüssigkeit und Morphin in Dich hinein- und wieder hinausträufeln.
Ehrlich gesagt, habe ich gestern das Krankenhaus nach zwei Stunden verlassen, weil mich das Gerede genervt hat. Ich hätte gerne nur wenigstens fünf Minuten mit Dir alleine gehabt. In den letzten Monaten sind wir ganz schön zusammen gewachsen. Verbunden waren wir eh immer. Ich mochte Deine Arroganz. In den letzten Monaten mochte ich Deine Liebe zum Leben und Deine Sanftmut.
Als ich ging, schienst Du zu schlafen. Ich streichelte Deinen Arm und sagte laut, dass ich Dich wieder besuche, wenn Du zu Hause bist und dass ich vorher anrufen werde, um zu fragen, ob es Euch passt.
„Ist das in Ordnung für Dich???“ und dann hast Du ganz deutlich genickt. Drum renn ich übermorgen wieder zu Dir ……. Bleib noch ein bisschen, oder halt solang Du kannst und magst.

und überhaupt....

Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)

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