Freitag, 8. September 2006

eitelkeit....

kann ich überhaupt nicht leiden. mir sind eitle menschen zuwider. und dennoch.... während ich hier sitze und in einer nacht diesen blöden artikel versuche fertig zu schreiben, komme ich nicht umhin, mir die warum-frage zu stellen. wenn ich darüber nachdenke, wieviele tage und nächte ich mit dem schreiben der diss und irgendwelcher buchbeiträge verbringe, frage ich mich, warum ich das eigentlich tue. diese zeit wird nicht bezahlt. mein kollege ist schlauer. der arbeitet sechs tage die woche und verdient sich nicht nur dumm und dämlich. nein, eigentlich kann er in wenigen jahren aufhören zu arbeiten, während ich dies vermutlich bis zu meinem lebensende betreiben darf. ich eitler fatzke hingegen wähne mich als held. wenn ich spieglein spieglein an der wand, denn mal wieder übernächtigt in meine umränderten augen schaue, freu mich wie ein hühnerdieb, wenn mal wieder mein name irgendwo auftaucht. eigentlich blöd. aber sovieles ist blöd. nur peinlich, dass ich mich dabei ertappe auch zu den eitlen zu gehören, die mir so zuwider sind. und dann gehe ich mit pia durch die wiesen laufen, lese von beendeten langen katzenleben, schaue mir in logischer folge lilly-fotos an, starre auf den nächtlichen fluss. und mir kommt in den sinn, wie sehr ich mich – also sicher nicht ich alleine, das ist wohl kultur – ablenke vom eigentlichen. was nehme ich nicht alles wichtig. herrje. titel, kunden, finanzämter und bloss mit dem richtigen auto beim kunden vorfahren. pias sohn wird vermutlich abends zum herrgott beten, dass seine mutter diesen mist überlebt. die katzenfrau wird vermutlich leise brüllend ins kissen beissen. der indianer wird vermutlich aus dem fenster der klinik schauen und wehmütig an kraft und strotz denken. soviel zeit wird für nutzloses verplempert. manchmal.... in langen nächten .... kommt mir das alles wie ein theaterstück vor, das wir aufführen. theaterspielen macht spass. blöd ist nur, wenn man die bühne mit dem leben verwechselt. der tod – ja sorry, schon wieder dieses thema – ist ein schleierdieb. er zerreisst unsere mühsam aufgebaute wirklichkeit an sinnlosigkeiten und legt den finger in den blinden fleck. ich muss bald wieder zum stierkampf.
ps. das wort "gattin" hat in fachartikeln nix zu suchen (mantra)...

Donnerstag, 7. September 2006

ich hab’s ihr gleich gesagt......

dass ich es schon weiss..... als ich sie nach 7 wochen wieder traf. ihre haare sind kurz und licht geworden. tapfer stapft sie wie immer durch die wiesen und plaudert und erzählt. von den tumoren am skelett und im schädel, vom tumor in der lunge und der chemo die gut anspricht. pia ist ein jahr älter als ich. raucht nicht, ernährt sich gesund, macht sport und hat familie. und innerhalb von nur sieben wochen ist sie dem tod in etwa so nah wie dem leben. aber sie kämpft und geht wie selbstverständlich davon aus, dass sie den kampf gewinnen wird. so wie meine freundin gunda damals. aber das endete in der kirche mit der fiesen pfarrerin, die sie im clubmedanimateur-ton unter die erde brachte. arnulf und ich heulten vor wut in der kirche. das mit der trauer geschah zu hause. und während ich pia ins abendgebet einschliesse, liegt fräulein erbsenhirn auf dem sofa und lässt winde fahren.

Dienstag, 5. September 2006

wir verhandeln das sterben....

nein, eigentlich sitzen wir nur beim 94jährigen kopf des clans. sie ist eine dame. hat wortlos in all ihrer damenhaften hilflosigkeit den job meines grossvaters übernommen. sie langweilt sich, sie ist nicht gern allein, sie hat angst vorm sterben und wär doch gern beim grossvater. ambivalenz ist die kunst der frauen bei uns. aber dies ist ein anderes thema. ihr herz rast mit dem dritten schrittmacher wunderbar. derweil ist paules herz frisch repariert und er ist kleinlaut und geht freiwillig zur reha. nicht der, den man kennt. aber mit vernunft gesegnet. ist auch was wert. gelegentlich wird das oberhaupt, um dessen alltag sich die welbeste aller töchter, also meine mutter, täglich kümmert, nach schwaben verschoben. das sind die wochen ihres aufatmens, dem die tage der sehnsucht nach dem oberhaupt folgen. ist das oberhaupt wieder im maindörfli gelandet, geht der geliebte kümmerungsstress wieder los. der gesamtclan fürchtet sich in den tagen des schwabenaufenthaltes immer besonders. horrormeldungen aus dem schwabenland lassen hier täglich die verschnaufpause in sich zusammenfallen. notfallpläne werden erstellt. dann kommt das oberhaupt zurück. damenhaft. termine zur fusspflege, beim arzt, beim hörgeräteakkustiker, mit der dame von der pflegeversicherung werden verhandelt. die weltbeste aller töchter, meine mutter, geht erneut auf dem zahnfleisch und beisst um sich. derweil verhandeln wir das sterben. der clan schickt patientenverfügungen hin und her. keiner traut sich zu unterschreiben. der grossvater durfte in einem hospiz versterben. seine frau vermutet bis heute, man habe ihn mit opium um die ecke gebracht. dabei durfte er nur schmerzfrei gehen. derweil verabschiedet sich die clanchefin langsam. sie wird einfach weniger, kleiner, dünner, leiser. aber das hirn ist auf zack. sie weiss genau, wann sie wem wo und warum ihr letztes bügeleisen geliehen hat. zwar schraubt sie am hörgerät herum, das pfeift auch gehorsam, und sie kriegt jedes wort, das an ihr vorbei gehen soll, mit. eigentlich alles blödsinn. in dem alter benötigt man keine patientenverfügung mehr. die organe sind für spenden zu alt, unnötige versuche wird eh keiner mehr machen. dennoch.... das unerträglich unvermeidbare erscheint plötzlich planbarer. auch gut. die clanchefin vertraut dem clan, dass keiner sie einfach abnippeln lässt. derweil testet sie ihren neuen knopf, den sie um den hals hängen hat. als die stimme aus dem off sich meldet und fragt, ob es der chefin gut gehe... ist selbige so erschrocken, dass sie für den rest der nacht zittert wie eine espe. im tv ratscht derweil herr jürgens der schlagersänger. seine brüder und er riefen einen totenstammtisch ins leben. so wie sich meine schulfreundinnen und ich einmal im jahr treffen, so sitzen bei herrn jürgens die brüder zusammen – die überlebenden – essen, trinken und erinnern sich. wenn meine oma mal nicht mehr ist, werde ich das clanoberhaupt, habe ich gerade beschlossen. dann werden wir auch so einen überlebendenstammtisch einrichten und fressen, saufen, singen, erinnern. das singen klappt noch ganz gut. die weltbester aller mütter und ich haben es heute ausprobiert. kanon funktioniert noch. nach zwanzig jahren nikotin treffe ich die töne zwar nicht mehr, aber das ist mir wurscht. ehrlich gesagt, will ich auch nicht 94 werden, geschweige denn älter. die schwester der clanchefin wurde 98. wir nannten sie lederstrumpf. sie hatte einen alten reichen nazi geheiratet, der früh verstarb. mit seinem geld bereiste sie die welt und war immer braun gebrannt. aber egal. wir verhandeln den tod. wie die nationalelf schiessen wir den ball hin und her, geben pässe ab. wer unterschreibt, wer entscheidet, wir wissen es nicht und spielen den ball immer wieder einander zu. ein eigentor wird es sicher nicht. wenn der ball im gegnerischen tor landet, wird der tod der schütze sein. währenddessen stürmen die verbliebenen TNS (tuesday night skater) an meinem fenster vorbei. die oma ist eine nachteule so wie ich. ihr licht brennt noch. und dennoch wird es herbst.
das wort des tages prägte meine weltbester mutter. „morgen müssen wir zur schneiderungsänderei“..... eben....

...

so müde bin ich auch

Samstag, 2. September 2006

gnadenlos....

packe ich all den kram, die aparten kleidchen, die papiersammlungen, einzelsocken in den müll. was ich ein jahr nicht in den händen hielt kommt weg. es leert sich. ich brauche wenig. müsste aber vielleicht doch mal wieder shoppen gehen.
ich miste aus. und wundere mich, wieviel mist ich habe. aufpassen muss ich, dass noch was übrig bleibt.

ps 1: so gründlich wie ich putze, so gründlich hab ich auch die docarbeit geschrieben. nur was man sieht wird abgewischt, alles in 2m höhe bleibt unberührt. bäh..... ich bin eine schlampe... und habe bereits alpträume. heute nacht bot mir docvater seine freundschaft an. ich freute mich. er meinte, freunde könne man immer brauchen. ich stimmte ihm zu. und freunde dürften einander auch kritisieren. ich stimmte ihm zu. und dann überreichte er mir meine diss. sie war voller rotstiftiger kommentare und er fand sie unmöglich. bäh......

ps 2: heute erreicht mich der brief von der fakultät. die diss ist angenommen und das formelle verfahren wird eröffnet. den benannten vorsitzenden des prüfungsverfahrens (das ist niemals der docvater) habe ich zufällig glücklicherweise zitiert. allerdings benötigt man einen amtlichen nachweis meines derzeitigen nachnamens. himmel. was meinen die. nun gut, meine zeugnisse sind auf drei verschiedene nachnamen ausgestellt. aber das beigefügte aktuelle polizeiliche führungszeugnis trägt doch meinen aktuellen nachnamen. reicht denn das nicht?? und falls nicht.... welchen amtlichen nachweis meinen die????

Dienstag, 29. August 2006

brötchen....

werd ich mir verdienen. von lorbeer kann ich nicht leben.
bis samstag dann also....

Montag, 28. August 2006

briefwechsel......


sehr geehrter herr docpère,
wie verabredet sende ich Ihnen eine "vollzugs"-mail.
ich habe gestern die gebundenen exemplare der diss zur post gebracht. ein sehr eigenartiges gefühl. loslassen war gar nicht einfach, und das gefühl, es nun nicht mehr in den händen zu wissen, ist nicht wirklich beruhigend. aber zugegeben...... so langsam taucht Freude auf.
ganz herzlichen gruss
rosmarin
...

herzlichen glückwunsch ihnen
frau rosmarin, zur vollendung Ihrer Doktorarbeit! Ich freue mich, dass sie diesen meilenstein in ihrer biographie so erfolgreich geschafft haben!!
beste grüße
docpère

Samstag, 26. August 2006

was ich jetzt unter gar keinen umständen lesen möchte...

ist...."ach das wird schon gut"....."ach du bist doch klug"......"ach du bist nur müde"....."ach du hast es doch immer geschafft"....
nein.... das ding ist bullshit. und ich kann froh sein, wenn docvaters sympathie ausreicht, es überhaupt durchkommen zu lassen. gute ideen, kluger geist. ja. aber gründlichkeit war nie meine kompetenz. und ich hätte vor sechs jahren schon die ganze arbeit anders anlegen müssen. stattdessen verpulverte gute ideen für nada. nix. niente. bäh..... ich kann mich nicht leiden. und den rest dieser erfolgreichen welt auch nicht.
und danke an den besten aller exgatten, der mir die zündende idee für die ergebnisdiskussion lieferte. und nun geht meine letzte nachtschicht dem ende entgegen.
es gibt kein aufatmen. steuer, brötchen, artikel. kein urlaub. nur weiter hetzen und hoffen auf des dovaters erste rückmeldung im september oder oktober oder november. egal. bald liegt es nicht mehr in meiner hand. ist auch besser so. ich hatte schon immer zwei linke hände. und das obwohl ich rechtshänderin bin.

Mittwoch, 23. August 2006

immer wenn du denkst es geht nicht mehr.....

kommt von irgendwo ein lichtlein her.
sie hatte also doch recht meine mutter mit ihren sprüchen. und so begann mein tag mit einem breiten grinsen als ich die nette mail der ge-hand-ikapten vorfand. und stürzte mich sogleich an die arbeit. und am späteren vormittag brummte die laune wieder in den keller. doch es klingelte und ein heimlicher besuch schlich sich hinter meinen rücken..... es folgte eine blümerante entführung...raus aus meinem jammertal und hinein ins blumige leben..... das manchmal nach schokolade oder lavendel duftet oder so zitronig lecker schmeckt wie mein frisch gewachsener koreander.....

der himmel riss auf, die wiese dampfte grün und es endete mit gebratenen hühnchen im garten.
kein wunder also, dass ich nun bereits fertig mit meinen korrekturen bin. juchz. morgen und übermorgen wird die ergebnisdiskussion fertig und dann wird gedruckt und gebunden.
jawoll ja.
:-)))))))

und überhaupt....

Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)

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