wird hier in schilda sicherlich unglaublich herrlich, verregnet, skurril und klasse. ich habe einen windhundverein entdeckt, der seit schließung der ortsansässigen rennbahn vor vielen jahren nach einem geeigneten grundstück sucht, aber an jägerverbänden und bauern scheitert. diese finden, es sei den rehen nicht zumutbar, eine wiese, die sie immer überschreiten konnten nun umgehen zu müssen und die hasen könnten sich hinter den zaun des renngeländes flüchten (anm.d.red. was ihnen sicher nicht gut bekäme). die grünen wiederum meinen, dass man wiesen nicht für rennbetriebe sperren könnte, da wieseneigene frösche und enzianblüten dadurch zu einem umzug genötigt würden. nun gut und ruhig blut. immerhin hat der verein ein zwei hektar großes und vor allem umzäuntes grundstück gepachtet, auf dem die windis nach herzenslust flitzen können. so kam es, dass fräulein möchtegernwindhund heute mit vier herrlichen azawakhs tobte und es so genoss, dass sie seitdem in tiefschlaf verfallen ist. die vereinsmitgliedschaft wird uns deutlich verbilligte konditionen für renn- und coursingläufe in anderen vereinen ermöglichen und ich freu mich rießig auf den beginn der saison. wo ich also im nächsten dreiviertel jahr meine wochenenden verbringen werde scheint gewiß. und dass sie ein kleiner bastard ist, ist den leuten wurscht. und dass der hase beim rennen und coursing ein falscher hase ist, ist wiederum dem hund wurscht.

dass im land der wirklich unbegrenzten möglichkeiten, kleine mädchen am wachsen gehindert werden.
die testsiegerin hat hierzu eigentlich bereits alles gesagt. und da wir sowieso alle öffentlich unsere meinung sagen, braucht ja hier wie dort auch keiner mehr ein
briefgeheimnis
hat den schnelllaufknopf gedrückt. ich komme nicht hinterher. die zeit rennt und die berge auf dem tisch wachsen immer schneller. himmel.... wo ist die pausentaste?? oder die slow-motion?
örks
als bekannte hasserin von jahresrückblicken habe ich mich diesjährig einem hingegeben.
aber das war mehr zufall oder glück oder ein glücklicher zufall. denn diesjährig wurde der jahreswechsel bereits einen tag früher gefeiert. der 30. war ein erklärter stresstag und dennoch geschah es, dass sich besuch von der elbe ansagte und das machte die einkäufe, den nervigen oberlehrer an der kasse und das nieselwetter doch erträglich. weil ich ja supergroßmärkte ebenso hasse wie jahresrückblicke, bin ich da immer ganz schnell durch. tatsächlich habe ich innerhalb von 10 minuten den laden durchschossen und alles notwendige eingesackt, nur um dann eine geschlagene halbe stunde in der kassenschlange zu stehen. genaugenommen war es eine von vier schlangen, die jeweils bis zum kopfende des großmarktes reichten. hinter mir der grünwählende gymnasiallehrer samt pubertierender tochter vertrieb sich zunächst die zeit mit spiegellesen. aber wenige minuten später kam er auf die idee seiner tochter ein vorbeidrängeln zu empfehlen und hatte nicht mit mir gerechnet: der grünwählenden bis zum anschlag geladenen psychotante ohne spiegel. und ich liess es mir nicht nehmen, ihn mit bittersüßem lächeln darauf hinzuweisen, dass wir uns alle doch dieselbe schlange teilten und er sich bitte in geduld statt in asiverhalten üben möge. er hat’s geschluckt und erst 25 minuten später nochmal zaghaft angefragt, ob denn jetzt der zeitpunkt gekommen sei, wo sich die schlange weiter verzweigen dürfe. selbstverständlich mein herr, denn ich kann ihre ständigen handytelefonate bei denen ich zum mithören gezwungen wurde auch wirklich nicht mehr ertragen. so gelang es mir letztlich nur sehr knapp, noch rechtzeitig den bahnhof zu erreichen und den besuch einzusacken. wir hatten grosses vor. ein winzigkleines bloggersilvesterchen in einem kleinen blumendorf zu feiern. also angehübscht und glitter ins haar, zigarren, sekt und luftschlangen eingepackt. und dann, inmitten von kerzenlicht und wütenden orkanböen ein herrliches essen genossen. manchmal – in seltenen und perfekten momenten – steht die zeit still. wir haben uns lustige geschichten vom sterben erzählt, an die verluste des vergangenen jahres gedacht, wir haben tränen gelacht und vergossen, und ganz nebenbei ein bisschen zurückgeblickt auf dieses glückliche, traurige, aufreibende letzte jahr. und immer wieder gab es einen moment, wo die szene einfriert, weil sie so harmonisch sich ins hirn brennt.... mit den kerzenbeschimmerten blonden, braunen und dunklen haaren, den lächelnden mienen und den glänzenden augen. ich will nächstes jahr wieder am 30. sylvester feiern. und dann am 31. und gestern beschlossen wir, einfach nochmal zu feiern und endlich das blei zu vergiessen. und nun fehlt mir deshalb der feiertag. ganz blöd. ich brauche definitiv einen tag mehr für sylvester. ein kollege mailte mir heute und wünschte ein gutes 007 – was ich bei dieser gelegenheit kurz und schmerzlos hier schnell weitergebe – und fragte mich, nach meinen zielen fürs kommende jahr. voller schrecken ging mir auf, dass ich noch keine habe. ich bin noch zu sehr im taumel des vergangenen jahres und jetzt zumindest habe ich schon ein ziel fürs kommende: einen tag länger sylvester.
lese ich beim morgenkaffee, dass man in der früh einen alten mann gehenkt hat.
es ist peinlich für die zivilisation so etwas. peinlich und schlimm.
und erspart mir kommentare, wieso einer den strang verdient haben könnte. ich werds nicht lesen. ich schäme mich einfach nur für unsere spezies, die zu so etwas in der lage ist.
rosmarin - 30. Dez, 14:22
gerade so gar nicht zum schreiben. wo ich doch soviel nachholen muss, was ich mir sechs jahre weitgehend verboten habe...
ich lese
und lese
und lese
und lese
hier in schilda regnet es sowieso, und solange es nicht schneit, lese ich halt. bücher, nicht blogs. claro. vor allem wird es vermutlich nur noch einige stunden dauern, bis hier wieder die jahresrückblicke anfangen. da klicke ich ja automatisch gleich weg. bin ja mehr der zukunftsfreuer und halte mich nur mit äußerster disziplin davon ab, kaffeesatz und horoskope zu lesen. brrrr.... peinlich aber wahr.
rosmarin - 28. Dez, 12:30
ich hab meinen frondienst erledigt. meine strafarbeit für den erbeuteten santa klaus... ne echt, das war kein spaziergang, all eure geschenke abzuliefern. ich hau mich jetzt hin und wünsch euch feliz navidad und warte auf meinen belohnungsknochen

rosmarin - 24. Dez, 10:34
als er spät abends zusah, wie sein hund den tannenbaumgeformten knochen des futtermittelherstellers zerfrass.
ja, zufrieden war er, seit er entdeckt hatte, wie sehr ihm frauen zuwider waren, die kurz vor weihnachten oder dem jeweiligen geburtstag, eine kinderstimme samt aufgerissenen augen zustande brachten. er konnte sie nicht leiden. wie sie da abends mit ihren galanen, die wunder was von sich hielten, spazierten und vor den schuh- und parfümerieläden dieses kindliche „ohhhh“ zustande brachten, das fast ebenso hübsch und vergnügt klang wie echtes kinderstaunen...
diese abscheu nannte er seine eigene seit er hinter dieser kleinmädchenstimme am kassenband im supermarkt gestanden hatte, die flötete „ohhh..... schenkst du mir eine kette zu weihnachten“.... fast so, als sei sie sieben.
dabei war sie mindestens siebenundzwanzig und wollte die kette, die sie bereits in der hand hielt, bestenfalls, um vor ihren freundinnen sagen zu können, er habe ihr eine kette geschenkt. ein schmuckstück!! denn das war in diesem alter ebenso gut wie die anzahlung auf ein haus oder doch zumindest auf einen bausparvertrag. also es bewies doch, wie sehr er – der junge galan – von einer zukunft mit ihr träumte. und was hätten siebenundzwanzigjährige mädchen nicht alles für eine zukunft getan? also seitdem jedenfalls konnte herr pizzarro sie nicht mehr leiden. nicht, dass er nicht eine von den siebenundzwänzigjährigen gern an seiner seite gewusst hätte des nächtens.
aber irgendwie, seit er ihre berechnung entdeckt hatte, war es mit seinem begehren vorbei. dies erwies sich als äusserst nützlich, denn sein kopf war plötzlich frei und klar für jederlei schlauheiten, betrügerein und kleine rachen.
sein buchladen inmitten von pisa lief hervorragend, obwohl sich fast gegenüber diese amerikanische kette nieder gelassen hatte. aber der chef des amerikanischen bücherwurms war sein alter schulfreund ficini, der widerum zarte jungs über alle maßen liebte. herr ficini wusste, dass herr pizzarro wusste und so kamen beide buchhandlungen nebeneinander hervorragend aus und das leben folgte einem gemächlich heiteren fluss.
zumindest bis herr pizzarro auf eine hervorragende idee kam. wenn die beiden buchhandlungen schlossen, so dauerte es nicht lange, bis die wohungslosen älteren, stinkenden herren sich in den eingängen der buchhandlungen nieder liessen. weil herr pizzarro gut verdiente und keine siebenundzwanzigjährige geliebte zu unterhalten hatte, andererseits natürlich auch der steuer nichts schenken wollte.... also deshalb legte er sich eine eigenartige gewohnheit zu. fast jeden abend mietete er in der pisaner innenstadt ein hotelzimmer auf seinen namen, um einen schon fast berühmten schriftsteller dort einzuquartieren. natürlich hatten die hoteliers sein spiel durchschaut, aber italien war ja nicht mehr italien und alles war möglich, solange es formal in ordnung schien. und so kam es, dass die schmuddeligsten, verstunkensten und versoffensten schreiberlinge – die man in regelmässigen quartalswindungen wiedererkannte – in den feinen leinenlaken schliefen und die hindrappierten seifenstücke verbrauchten und die minibars halbleer tranken.
täglich – oder fast täglich – wenn er einem der trinkbrüder einen zimmerschlüssel zusteckte, ging pizzarro zufrieden nach hause zu emiglia. diese war mittlerweile schon so alt, dass ihre siebenundvierzigjährigen füsse verhornt waren. so verhornt, dass sie ohne blasenentzündung auf dem kalten steinfußboden stehen konnten, während pizzarros espresso durch die kanne nach oben kroch. emiglia war immer noch jung im vergleich zu ihm.... aber wie gesagt, ihre füße trugen schon hornhaut.
seine freunde, mit denen er gelegentlich kommunistische kampfeslieder beim rotwein sang, hatten fast alle junge geliebte. und beim grappa stöhnten sie, weil die jungen dinger davon träumten, dass sie ihnen ketten und bausparverträge schenkten. und nachdem pizzarro sich hatte von ihnen bedauern lassen, weil er kein wilder kerl war, schlurfte er vergnügt nach hause, zur hornhauttfüßigen emiglia und winkte nach oben ins hotel, wo wieder ein stinkender tippelbruder den hotelier zur verzweiflung brachte.
rosmarin - 21. Dez, 23:44
docvater und frau rosmarin
freuen uns, über die ankunft des kleinen docs. es war eine langwierige kopfgeburt und alles ist gut gegangen.
ich werde ihn phil nennen
rosmarin - 20. Dez, 16:25