heute wirst du 18 und wie jedes Jahr, so schreibe ich dir auch heute einen Geburtstagsbrief, mit dem ich dich in ein weiteres Lebensgeheimnis einweihe, dir ein Lebensthema erzähle. Ich weiß, du wirst wieder mit Deinen Äuglein rollen und schnaubend „Mamaaa“ sagen. Aber wenn du dich unbeobachtest fühlst, liest du den Brief doch. So wie all die letzten Jahre, seitdem man dir das Lesen beigebracht hat und du meine Geburtstagsbriefe liest. Und dann wirst du mich irgendwann aus der Luft heraus mal heftig drücken. Über so viele Dinge habe ich zu deinen letzten zehn Geburtstagen geschrieben. Über die Liebe habe ich mich ausgelassen und als du unser Chamäleon begraben hast, da schrieb ich über das Sterben und dann wenige Wochen nach diesem Brief starb deine Freundin bei einem Skiunfall und wir sangen zusammen das Winterlied der Roma. Und einmal habe ich dir einen Geburtstagsbrief über das Lachen geschrieben und einen über Seiltanz. Nun, zu deinem 18. kann ich nicht anders, als dich in die Geheimnisse der Brause einzuweihen. Ganz früher, so vor etwa achtzig Jahren gab es nur zwei Geschmacksrichtungen, so wie es angeblich nur Gut und Böse, nur Schwarz und Weiß, nur Entweder und Oder usw. gab, du weißt schon. Heute gibt es immerhin fünf:
Cola….. das ist am besten zum Autofahren (übrigens dein heiß begehrter roter Flitzer steht natürlich vor der Tür). Du musst mir allerdings versprechen, dass du stets beim Colabrauselutschen im Auto die Fenster ganz runter kurbelst und die Musik auf volle Lautstärke stellst. Das gehört einfach dazu. Himbeere….. na ja, die ist halt meistens dabei und schmeckt etwas fad. Sie färben die Brause halt schön rosa und natürlich prickelt sie wie die anderen auch. Aber sie ist mehr so was zum Lesen eines Fachtextes (hab ich dir schon gesagt, dass ich den Rektor der Kunsthochschule bestochen hab? Du darfst deine Skulpturen dort vorstellen… na ja… kleines Geburtstagsgeschenk…). Zitrone….. die ist schon ziemlich gut, aber immer noch zu süß und das, obwohl es Zitrone sein soll. Die Zitronebrause schmeckt besonders gut, wenn du zu einem ersten date mit einem Jungen gehst. Sie macht dir einen schönen fruchtigen Atem und alleine die Farbe lässt dich an Italien und an Frühling denken. Wenn die Zitronenbrause nicht hilft, dann trink dir den Mann bloß nicht schön. Was die Zitrone nicht ermöglicht, schafft auch kein Prosecco mein Liebes (ach ja…. der Prosecco für deine Fete steht natürlich kalt im Vorratskeller und die Gläser habe ich euch auch schon bereitgestellt). Waldmeister….. ist was fürs tiefe Gefühl… Waldmeister ist meist sowieso nur in den Tütchen und den großen Würfeln drin. Auf die Formen komme ich noch, jetzt bin ich beim Inhalt, also beim Geschmack. Aber natürlich ist die Form auch wichtig, denn sie bestimmt das Gefühl ebenso wie der Geschmack. Aber wem sage ich das. Die Künstlerin in der Familie bist ja du. Also Waldmeister jedenfalls geht wunderbar, wenn du nachts aus dem Fenster in den Sternenhimmel blickst, wenn jemand dein Herz zerrupft hat und wenn du von der großen weiten Welt träumst. (Weißt du, ich habe überlegt, dass wir nach deinem Abi nach Taschkent fahren sollten und wir werden auf jeden Fall jede Menge große Würfel Waldmeister mitnehmen) Orange….. das ist die Welt, die Liebe, das Leben und die Sehnsucht. Liebes, zu Orange sag ich jetzt nichts, das musst du einfach selbst ausprobieren. Orange tragen ja auch die meisten buddhistischen Mönche und du kennst die alten Fotos von mir, als ich in Poona lebte und vier Jahre meine Erleuchtung suchte. Ich weiß bis heute nicht, ob ich sie fand, aber meine spirituellen Träume sind heute noch orange und genau so schmeckt die orangefarbene Brause, vorausgesetzt es sind die großen Würfel (sag mal…. was hältst Du eigentlich davon, wenn ich zu deiner Fete mein altes orangefarbenes Kleid mit dem großen Ausschnitt trage? Wäre ich dir peinlich?).
Nun, da ich die Geschmäcker erklärt habe, komme ich also endlich zur Form. Es gibt nur eine Form, die wirklich eine gute Gestalt hat, die also zentral, relevant, wichtig, treffend und enorm enorm ist: der grobe Brausewürfel. Selbstverständlich hält die moderne Brauseindustrie allerlei Formen parat, für jede innere Alters- und Reifegruppe ist etwas dabei: Brausesticks….. sind ca. 4-5 cm lang und hervorragend fürs Kino geeignet. Meist bekommst du sie an der Kasse und sie versüßen dir die Filme, in die du nur einem anderen zuliebe rein gehst. Zudem machen sie einen guten Atem, aber das sagte ich bereits. Brausebonbons….. gibt es in zwei Varianten. Entweder als klassisches Bonbon, das man mit Brausepulver gefüllt hat. Ich selbst finde Bonbons ja eher langweilig, daher ist mir der Weg zur Brause zu weit. Die andere Variante besteht aus gefärbter papierähnlicher Zellulose, in deren Innerem sich die weiße Brause (keine Ahnung welche Geschmacksrichtung) befindet. Du kannst die Zellulose langsam zerlutschen oder sie einfach durchbeißen. Der Unterschied zwischen der prickelnden Brause und der eher faden Zellulose ist durchaus interessant und bedarf etwas Konzentration. Also nichts für einfach-mal-so…. sondern man muss sie mit Bewusstheit essen. Brauseherzen….. gibt es auch als Brausebären, Brausetaler, Brausepillen, und vermutlich auch als kleine Eisbären demnächst. Sie sind lustig und nett und gut für die Manteltasche, so wie die Leckerchen für unseren Hund. Die Taler schäumen noch am besten, daher rate ich dir von den anderen Formen ab, denn ihre Pressung ist einfach zu hart. Vermutlich hat man für die Brausebären die Brause einfach totgequetscht. Brausestangen….. jaaaa die gab es zumindest früher. Sie bestanden aus Plastik in allen bunten Farben. Sie waren tatsächliche, nicht geschätzte, 30 cm lang und man musste sie oben anbeißen, um sich dann das Brausepulver in die Hand zu schütten oder aber (Profivariante) gleich besser in den Rachen. Brausetüten….. nun denen hat leider Schlöndorf mit seiner unsäglichen Blechtrommelverfilmung den Rest gegeben. Ich habe sie jedenfalls seit Ewigkeiten nicht mehr benutzen können, seit ich die Szenen mit dem Kindermädchen bzw. ihren Spuckefäden sah. Also Brausetüten gehen nur für ganz kleine Kinder (die den Blechtrommelfilm noch nicht sehen durften) oder aber für starke Frauen, die ihrer ganz ganz ganz großen Liebe begegnen. Du wirst wissen, wann für dich der Moment für Brausetüten gekommen ist. Aber Liebes, höre auf meinen Rat und lass vorerst die Finger davon. Eines Tages wirst du dem Richtigen begegnen und dann wird sich das Brausetütchen von ganz alleine einschleichen und ihr werdet euch wundern, was man damit alles machen kann. Brausewürfel…. Das sind die großen, groben Würfel…. Du weißt schon, die die deinen Mund wund machen und man kann herrlich schäumen damit. Wunderbar, wenn du einen Prüfer beeindrucken willst (falls er mit deinen Skulpturen nichts anfangen kann) oder wenn du einen Almodovar-Film anschaust. Die Würfel jedenfalls gehen nur für’s echte, große Gefühl….
Vielleicht ist es ja auch so wie bei den Schamanen und du musst einfach – na ja, einfach ist das nicht – die für dich richtige Form und den für Dich richtigen Geschmack finden. So wie du deine eigenen Schutzengel hast und deine eigenen Schutzpatrone, so wirst du auch die richtige Form, Farbe und Nutzung der Brause für dich finden. Es gibt nur drei Regeln, die du unbedingt beachten solltest:
1. Niemals durch den Mund einatmen, während du Brause isst.
2. Versuche, den Moment des Aufhörens zu finden (es sei denn, Du willst abnehmen. Mit Brause kann man trotz hohem Zuckergehalt wunderbar abnehmen, denn wenn du zuviel davon hattest, ist dir für den Rest des Tages übel und du kannst nichts mehr essen – auch der Mund ist viel zu wund und der Magen blubbert….. dann allerdings solltest du auch das Date absagen)
3. Brause verträgt keine Mitschwimmer. Also trinke vorher und nachher bitte möglichst nichts. Auch und schon gar kein Wasser
Eines allerdings solltest du noch Wissen: Heute sind die Menschen verrückt für und gegen alles Mögliche. Zum Beispiel haben sie Brause missbraucht für diese sprudelnden Vitamintabletten, die sich die modernen Hypochonder im Supermarkt ihres Vertrauens kaufen. Aber denke dran Sueße: Wer die nimmt, hat vom Leben nichts verstanden.
rauschte rasant ins maindörfli. brachte chic und molto temperamente, verzauberte und tanzte mit santafee zur romafidel durch die wiesen. ließ den äppelwoi stehen und trank stattdessen lieber einen coretto. nachts wurde shisha geraucht und ganz profis.... zogen sie es voll durch....
und hat alles in neun monaten hinter sich gebracht und hinter sich gelassen. sie hat den tod geboren und ihre liebenden versuchen sich im weiterleben. manchmal hat man absolut keine zeit. jeder gedanke an sie... ich hätte ihn ihr ins ohr hauchen sollen. jeder aufgeschobene besuch...........hätte ich ihn nur gemacht.
der liebende hält sich tapfer. wir meiden das thema. seine frische sonnenbräune verdeckt die zerbrechlichkeit seines lachens. er dachte, ich hätts schon gewußt. nein hab ich nicht.... aber ich habs gemerkt. ich fühl mich wie betäubt... wir drücken uns zum abschied und ich bleibe leer zurück. er geht jetzt papiere sortieren. im telefonbuch steht sie noch.
jedenfalls zündet hier keiner ein feuer an. überhaupt sind die frauen eher still hier. dafür saussen 7 glatzköpfe durch die strasse. sie treten gegen die baustellenschilder und träumen vom großen koksgeschäft. dazwischen pinkeln sie in die vorgärten. ja, auch die gibts in der city. sie gröhlen und schreien und kommen im pulk auf mich und frl. hund zugerannt. irgendwie ist es mir wurscht. frl. hund kläfft und freut sich. sie freut sich einfach über jeden. der schnellste der glatzköpfe springt mit einem großen lufthüpfer auf sie zu und sie freut sich nen ast. er schmeisst sich auf die wiese und das fräulein knabbelt und hüpft und lacht ihn an. sie legt sich auf den rücken und lässt sich bekrabbeln und der rest der clique kommt nach. sie erkennen den halben windhund, sie erzählen, wie gern sie auch einen hätten, sie schmusen. sie sind kinder. auch wenn sie zwei meter groß sind und sich wie männer fühlen wollen.
ich möchte mich ganz herzlich bei ihnen für die neu angebrachten schilder auf unserer wiese bedanken. zugegeben, erst habe ich sie falsch eingeschätzt als ich las, dass wir - also die assis mit den hunden - die wiese am mainufer nicht mehr betreten dürfen. schließlich haben wir unser bestes gegeben den kötern beizubringen nicht auf asphalt zu machen. und selbstverständlich haben wir auch immer gern die kostenlos zur verfügung gestellten kacktütchen benutzt und sie keineswegs für schulbrote oder anderes zweckentfremdet. nun gut. selbstverständlich halten wir uns auch meist brav an den von ihnen verhängten leinenzwang, damit alle anderen steuerzahler in ruhe mit dreissichsachen radeln dürfen, uns beim joggen umrennen oder uns die kinderwägen in die hacken schieben. alles kein problem. nach zugegeben etwas längerem nachdenken, ist mir alles klar geworden. das verbot für hunde, die wiese zu betreten ist eine reine fürsorgemaßnahme. ich bin wirklich dankbar liebes grünflächenamt. nun gehen wir einfach kein risiko mehr ein. denn ihr schützt gar nicht die anderen gegen uns sondern in wirklichkeit schützt ihr uns. ich muß nun einfach nicht mehr aufpassen, dass der hund die grillreste, die brötchen, die liegengelassenen chilliwürste vom boden aufnimmt. ne das ist echt beruhigend. und ich muß nun auch nicht mehr in menschenscheisse rumlaufen, die die da nächtens hinterlassen weil sie den weg in eine nahegelegene kneipe nicht mehr schaffen (by the way... warum nehmen die nicht die tüten aus dem ständer... ich mein... ist doch egal für welchen verursacher man die da hingehängt hat... vielleicht fügt ihr noch ein ps an das schild: auch für menschliche ausscheidungen sind die zur verfügung gestellten tüten einsetzbar). vor allem aber freue ich mich, dass sie nun das risiko von erheblichen fußverletzungen durch herumliegende glasscherben damit ein für alle mal nahezu ausschließen. da fällt mir ein.... vielleicht, liebes grünflächenamt, solltet ihr kindern das betreten der wiesen auch verbieten. ihr wisst schon.... wegen der vielen vielen glasscherben.
mit dankbaren grüßen
rosmarin
nach sechs tagen die heimreise… alles offen, haare im wind, sonne auf dem kopf und dann rock hochziehen, damit die schenkel bräunen. derweil gehe ich mit rosenstolz in flammen auf und brülle mir die seele aus dem leib. werfe klamotten und koffer und technik in die bude, küsse den hund und hungere. der winter war deftig und alles muss wieder runter. ich reiße die fenster auf und beäuge ungläubig die menschenmassen am fluss. ich beschliesse einen bahnbrechenden blogeintrag zu posten und bleibe in musik hängen, frei nach dem motto: gugelstdunochodertubstduschon… egal. nach einer überdosis flamenco und romamusik fällt mir glücklicherweise schwitters ein und also verbringe ich den rest des abends in merzbauten, annablumegedichten und sinnlosen silben, herrlich von ihm selbst vorgetragen. ich stiere auf seine collagen und bevor meine seele sich in ihre bestandteile auflöst fällt mir glücklicherweise tom waits ein. lebt der noch? wo ist er abgeblieben? so sprachlose ich vor mich hin und poste nicht die gedanken, die mir durch den kopf schwirren. die finger sind ausgeschaltet und es ist dunkel geworden. ich bin wild entschlossen, mir morgen die nase zu verbrennen.
Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)