paarweise

Sonntag, 5. August 2007

12

heinz liebt jetzt westfälisch. denn dort, so hat er es nach gründlicher recherche festgestellt, leben die damen seines alters mit den größten brüsten. seine heide, mit der er dreißig gemeinsame jahre verbracht hatte, war eine eher kleinbrüstige frau gewesen. aber mit einem großen herz. lange zeit war er über ihren verlust untröstlich gewesen.
so begann er zu reisen. heinz hatte sich ein neues auto gekauft und die familienkutsche seinem nachbarssohn geschenkt. mit seinem neuen auto fuhr er eines tages einfach von erfurt los und fand sich plötzlich in kassel wieder. das hatte er gar nicht geplant gehabt, aber er fand gefallen daran und meldete sich bei seinen kindern ab. heinz lief über die documenta, die er nur vom hörensagen kannte, denn kunst war seine sache eigentlich nicht. es gefielen ihm jedoch neben den merkwürdig anmutenden installationen vorwiegend all die frauen, die kunstbeflissen mit neugierigen blicken und offenem wesen, durch die ausstellung liefen. heinz ertappte sich erst nach zwei stunden dabei, dass er eigentlich vorwiegend ihre brüste betrachtete. irritiert stellte er fest, dass kunstinteressierte frauen selten bh’s trugen. das was da munter unter blusen, shirts und pullovern hopste, fand nicht immer sein gefallen, aber doch heinz’ interesse.
zunächst schalt er sich, dass er plötzlich da heide nicht mehr an seiner seite war, so verkommen war und schändliches tat. Am zweiten tag seines documentabesuchs jedoch hatte er schon mehr übung in schändlichem tun und tat nur noch so, als würde er die kunstobjekte betrachten. nach zwei stunden hatte er sich einfach auf der wiese niedergelassen und schaute ungeniert nach den frauen. erst jetzt fiel ihm auf, wie vielfältig sie in statur, frisur und mimik waren und welch vielfalt an brüsten sie trugen.
am dritten tag fuhr er von kassel richtung erfurt zurück, aber da er die ausfahrt verpasste landete er auf einer autobahn nach würzburg und fuhr einfach weiter. abends saß er im altmühltal in einem schönen biergarten und ließ sich von der kellnerin bier bringen, dass verheißungsvoll vor einem dirndldekollté schäumte. Sie, die kellnerin, war nicht mehr ganz jung und mit entzücken entdeckte heinz die kleinen fältchen und runzeln oberhalb des brustansatzes und zwischen den brüsten. er musste sie so oft betrachten, dass er völlig betrunken in sein pensionszimmer wankte und beschloss, sich noch einmal in seinem leben einer liebe zu widmen. als er sich in heide verliebt hatte damals, so aufgrund ihres herzhaften lachens und ihrer strahlenden augen. seine neue liebe wollte er einer frau mit großen brüsten schenken. dies, so dachte er, musste auch einstellungskriterium für bayrische kellnerinnen sein, denn alle die er auf seiner tour fand, waren besonders gut ausgestattet, jedoch meist zu jung für ihn. erst in starnberg bemerkte heinz, dass die besondere passform des dirndls auch den kleinsten busen mächtig erscheinen ließ, und so fuhr er enttäuscht weiter nach stuttgart. dort trug man meist hochgeschlossene blusen und versteckte die brüste, so dass es ihm schnell langweilig wurde und er weiter, gen frankfurt fuhr.
während heinz vor einem der hochhäuser ein eis lutschte sah er SIE. eine erscheinung. obwohl sie die sechzig bestimmt überschritten hatte, trug sie gestreifte hosen und ein t-shirt unter dem sich ein gewaltiger busen von perfekter form abzeichnete. sie musste einen bh tragen, wie man ihn bereits vor vierzig jahren trug: aus festem material, mit gesteppten festen nähten und breiten trägern in hautfarben.
wenige meter vor ihm an der straße blieb sie stehen, was er zunächst für ein zeichen hielt. jedoch bereits zwei minuten später stieg sie in ein paderborner auto ein, das am straßenrand hielt und war verschwunden. für heinz gab es kein halten. er checkte im hotel aus, bestieg sein neues auto und fuhr ohne umwege nach paderborn. diese kleine stadt, von der er noch nie wirklich etwas gehört hatte, war sein paradies. ältere lebenslustige und freundliche frauen liefen dort in solchen mengen herum wie japaner in frankfurt. sie hatten etwas frisches, zupackendes, geerdetes und so bezog er inmitten der altstadt position in einem straßencafé, welches vor einem miederwarengeschäft tische auf dem brunnenplatz aufgestellt hatte.
die auslagen des miederwarengeschäfts waren für heinz pure lust. nicht ein einziges modernes dessous zierte die schaufenster, sondern praktische wäsche für übergrößen. neben den haushaltskitteln lagen sie, die hautfarbenen großen bh’s, die ganzkörpermieder, die miederhöschen und unterröcke aus festem material, das zusammenhält und formt.
als sich in der mittagspause die inhaberin des ladens zu ihm an den tisch im straßencafé setzte, war es um heinz endgültig geschehen. seitdem liebt er westfälisch.

Samstag, 4. August 2007

13

felix liebt gerade nicht.
er verlässt seine heimat und beginnt in der großen weiten welt sein neues und erstes erwachsenes leben voller verheißung, chance und anstrengung.
da wäre es blöd, wenn er vorher noch sein herz verschenkt hätte.
drum nagelt er erst seine neuen lampen an die decke und richtet sich ein, dort in der wilden stadt. und dann ist es auch schon wieder fast so weit, dass er sein herz einen spalt breit öffnet und die augen natürlich und wieder eine hinein lässt. oder auch zwei.
mal sehn.

Freitag, 3. August 2007

14

torben liebte immer viel und vielfältig. wie viele altachtundsechziger vögelte er munter durch die gegend während er physik studierte. dann – als er merkte, dass physik nichts für ihn ist und er auf umwelttechnologie umlenkte – lernte er ulrike kennen. die war zwar bankangestellte aber auch bei den grünen. jene wiederum waren damals ganz neu und wild und so begannen sie ihre zweierbeziehung, die etwas offen war, aber nicht allzu sehr.
nachdem torben bei den umwelttechnologen in einigen fächern durchgefallen war, befand er auch diesen studiengang als zu technokratisch angelegt und sattelte auf pädagogik um. ulrike fand das gut. allerdings fand sie es umso weniger gut, je pädagogischer torben wurde. so trennten sie sich nach zehn jahren in aller freundschaft und beauftragten einen gemeinsamen anwalt.

eines abends, als sie den versorgungsausgleich durchgingen – der zugegeben schlecht für ulrike ausgegangen wäre – fanden sie sich plötzlich zwischen den laken wieder, was keine bedeutung haben sollte, jedoch folgen. die folge hieß zarah und ließ die ehe drei weitere jahre halten. dann half nichts mehr und torben versprach bei seinem auszug, niemals weiter als dreihundert meter luftlinie von zarah und ihrer mutter, also seiner noch-bald-exfrau entfernt ein quartier zu beziehen. dabei half ulla, die psychologin war und einen soziologen geehelicht hatte, mit dem sie zwei söhne zeugte. der soziologe war ulla auf dauer zu langweilig und so begann sie eine ausbildung für gruppentherapie, in der sie torben kennenlernte. seine begeisterung für ulla war so groß, dass er ihr höschen aus der toskana mit ins noch eheliche heim nahm, was einer schnellen scheidung sehr zuträglich war. ulla wäre perfekt gewesen, hätte sie nicht eine intellektuelle nickelbrille und ein nörgeliges wesen gehabt. zudem verfrachtete sie torbens ersparnisse in ihr banksafe, was dieser erst durch eine hellseherin erfuhr, nachdem er bereits von ulla getrennt war. glücklicherweise verstand ulla anwaltliche briefe recht gut und gab die ersparnisse mit einem säuerlichen gesicht zurück.
torben war am boden zerstört und froh, als die referendarin seines anwalts ihm plötzlich einfach um den hals fiel. mit ihr lebt torben nun seit fünf jahren. er liebt sie, weil sie zarah gestattet, auf dem sofa die ersten menstruationsbeschwerden auszukurieren, während sie selbst mit dem fußboden vorlieb nimmt. dafür nimmt torben ihren hamster in kauf. der hamster ist im gegensatz zu torben nachtaktiv und klettert munter durch ihre bluse. darauf hat torben eh keinen bock und so wird er ihr in den kommenden jahren stetig neue hamster kaufen, denn die werden ja nicht alt. Ich wette, wenn torben endlich sechzig wird, legt er sich ne mulattin zu, die seine tochter sein könnte. von zarah wird er dann toleranz verlangen. oder aber es kommt ganz anders.

Mittwoch, 1. August 2007

15

helma liebt holger. schon seit über vierzig jahren.
den italienischen banker schoss sie in den wind. der war ihr zu lustig und zu laut. so nahm sie lieber holger. der kartographierte landkarten und war mit einem ruhigen humor ausgestattet. holger ist katholik und so trat helma vor der hochzeit heimlich zum katholizismus über. sie ging in die beichstunde und lernte eine gute katholikin zu sein. ihren protestantischen eltern hätte das nicht gefallen, drum tat sie es heimlich. auch ihre mutter war einstmals katholikin. diese heiratete einen protestanten. als sie einmal im krankenhaus lag, so kurz vor der hochzeit … und dem tode näher als dem leben, kam ihr priester zu ihr. während er ihr die sterbesakramente verabreichte bat er sie, den protestanten – falls sie das alles doch überlebe – keinesfalls zu heiraten. sie überlebte und tat es doch, also den protestanten, den ungläubigen zu heiraten. aber das ist schon 75 jahre her.
helma jedenfalls liebt seit vierzig jahren katholisch. als gelernte katholikin und schwäbin schüttelt sie täglich den bettvorleger aus dem fenster aus während holger mit seinen kakteen zwiesprache hält.
helma und holger machten zwei kinder. eines davon in chicago. eines in schwaben. der zweitgeborene wollte als kind keine pizza essen. er wollte überhaupt nur schwäbisches essen essen. erst als holger ihm erklärte, dass die pizza ursprünglich von der schwäbischen alb komme und von den herumziehenden italienern mit nach italien genommen wurde, war er bereit, dass blechungetüm zu probieren.
in chicago hatte man wilde eichhörnchen in der wohnung. drum ging man zurück nach schwaben mit dem erstgeborenen säugling, bevor es angeknabbert würde. helma hielt die wohnung sauber und holger sang mit den kindern. Oder er ging bergsteigen. das allerdings war gefährlich, denn helma machte kontrollanrufe in den berghütten und hotels. einmal vertat sich die rezeptionistin im namen und meinte herr schwab sei gerade mit seiner gattin essen gegangen. da war polen offen. in wirklichkeit war er mit gebrochenem zeigefinger auf dem weg zum arzt. dies konnte holger glücklicherweise anhand der krankenhausunterlagen nachweisen.
dennoch ging helma seit jenem ereignis einmal im jahr zur kartenlegerin, um die treue ihres holgers zu überprüfen.
den italienischen banker hat vierzig jahre später ihre schwester second hand übernommen. aber das ist eine andere geschichte.

16

piotr liebt rosa. schon seit über zwanzig jahren.
zugegegeben, er liebt sie nicht täglich, nicht stündlich, nicht minütlich und schon gar nicht jeden augenblick. nur gelegentlich liebt er sie. wenn er zum beispiel darüber nachdenkt.
dafür allerdings hat er wenig zeit, denn er ist ein mann der tat.
seit er vor 25 jahren aus russland kam, arbeitet er im stahlwerk. 10-12 stunden täglich schiebt er schweren stahl von hier nach da, sägt, feilt, hebt.
sein bruder kam auch und etwas später die eltern. erst als das baugrundstück für drei einfamilienhäuser gekauft war, kam auch rosa. sie ist nicht belesen aber sie macht wunderbaren kuchen. ihre fünf kinder sind auch nicht belesen, aber sie sind gut erzogen und das heißt: hilfsbereit.
rosa liebt piotr. auch schon seit über zwanzig jahren. er war ein fescher kerl. heute ist er ein hühne, der alles heben kann, alles verräumen, alles reparieren.
rosa liebt piotr zumindest täglich. das erkennt man daran, dass sie ihn ständiger seitensprünge verdächtigt. dabei hat er gar keine zeit dafür. und auch keinen sinn. aber sie traut es ihm zu. das ist immerhin mehr, als viele frauen ihren männern nach über zwanzig jahren noch zutrauen.
rosa hat das heim bunt dekoriert und piotr knurrt, weil sie das nicht vorhandene geld für schnickschnack ausgibt. und wenn er knurrt, leuchten seine augen, weil er sich wohl fühlt in all dem krims krams, mit all den gelungenen kindern und dem zuckerkuchen. den lavendel im garten findet er unnütz. aber er lässt rosa den spaß.
rosa darf alles. zum beispiel sich eine kleine ratte halten, die sie abends über das sofa flitzen lässt. und piotr darf auch alles. zum beispiel mit seinen freunden aus der alten heimat zum wildern gehen. drei bis vier mal im jahr ziehen sie los und kommen mit fasanen, rehen und einmal einem wildschwein zurück, die sie eigentlich nicht schießen dürften. und während sie den nebenbei erworbenen kater auskurieren, bereiten die frauen das heldenmahl zu.

und überhaupt....

Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)

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