Samstag, 6. Mai 2006

das licht..... (5)

ist einfach anders hier in athen. dabei sind wir nur ein paar hundert kilometer weg von tirana. zugegeben, mein kopf schmerzt etwas. aber besser er schmerzt vom knoblauchschnaps als vom druck den heftige heulkrämpfe erzeugen. na is doch wahr. und am frühen morgen, es wurde langsam hell, haben wir gesungen, der josef und ich. wir haben lustigerweise die alte jugoslawische nationalhymne gesungen. du weißt, ich war als junges mädchen mit dem reviski plesnij ensemble unterwegs, dieser untergruppe des kroatischen kulturvereins. und immer waren wir mit der volkstanzgruppe unterwegs und die wiederum sangen sie ja immer, die hymne. und josef hatte seine erste liebschaft in dubrovnik. herrje, es waren die siebziger jahre. na ist auch wurscht. der frühstückskellner – und nachtwächter in einer person – jedenfalls schaute uns finster an, als er uns den kaffee brachte. ich hab gleich zitrone reingegeben, das hilft ja und so war der flug auch nicht so schlimm und der kater schnurrte friedlich. in athen war der himmel so herrlich grundblau, dass ich nicht anders konnte, als mir ein taxi zu nehmen. klar war die zeit knapp. andererseits sind vier stunden aufenthalt auch genug. mir ist nämlich eingefallen, dass du damals in dem künstlerviertel von athen, du weißt schon, in der nähe von der akropolis, deine kappe in der bar hast hängen lassen. und stell dir vor: die bar gibt es immer noch. und das essen ist noch genauso miserabel wie vor zwanzig jahren. und der wirt.... er gab sich alle mühe so zu tun, als ob er mich noch kennt. war doof, nach deiner kappe zu fragen. zwanzig jahre später. aber vor lauter zorn, hab ich ihm etwas von deiner asche in den salzstreuer gekippt. du wirst also.....nun ja....vielleicht dem ein oder anderen athener zu verstopfung verhelfen. ich denke, das wäre in deinem sinne.
übrigens hat mir josef wirklich noch zu einer schweren goldkette verholfen. du weißt schon, so eine, wie die zuhälter in frankfurt sie gerne tragen. ich sehe echt fies aus mit dem ding. jedenfalls bin ich fünf minuten vor ablauf des boardings ins flughafengebäude gerannt und stell dir vor: nun sitze ich auf der terasse des sheraton coral beach in beirut. ist es nicht herrlich hier? Ich blicke auf das meer und habe mir gerade eine fischplatte bestellt und eine flasche rotwein aus der bekaa hochebene. der ist wirklich süffig. ich betrachte eine kleine gruppe am nebentisch, ich glaube der deutsche botschafter hockt da. ob ich ihn da irgendwie rausholen kann aus dem gespräch? ich habe nämlich erst bei der erledigung der einreiseformalitäten zur kenntnis genommen, dass ich von hier aus gar nicht wie geplant nach israel ausfliegen kann. der bürgerkrieg ist zwar seit fünfzehn jahren vorbei, aber die israelis sind mit ihren soldaten erst vor sechs jahren abgezogen. schon blöd. ob er mir da helfen könnte? ich würde auch auf einem eselkarren... aber nein, es ist wohl zu gefährlich. jedenfalls haben pass und visum nicht gereicht, man wollte mein rückflugticket sehen. ich hatte aber keines und tja, da erfuhr ich dann, dass israel hier ein nono ist. kein grenzübertritt möglich. also habe ich mir bei der einreise ein ticket nach dubai gekauft. da wollte ich ja eigentlich gar nicht hin. egal. morgen jedenfalls werde ich mir erst mal saida, das alte sidon ansehen. der botschafter am nachbartisch lässt mir keine ruhe. ständig raunzt er auf deutsch seine gattin an. dabei lächelt er fröhlich in die runde und säuselt ihr zu, wie unmöglich sie sich benehme und sie solle endlich „das maul“ aufmachen. ja himmel, was ist das denn für einer? die araber am tisch merken nix. klar, wie auch. ich lächle ihr jetzt mal aufmunternd zu und werde dem herrn botschafter rüberrufen, dass er froh sein soll, dass sie noch liebreizend lächelt statt ihm den arak über das hemd zu giessen. weißt du noch, so wie ich dir damals, als du der kellnerin in haifa immer so penetrant in den ausschnitt geschaut hast. ja wir hatten es schon auch lustig miteinander. und das war auch ein arak. wieso trinken israelis und libanesen denselben schnaps aber ihre grenze darf man nicht übertreten?

der gute josef..... (4)

hat gerochen, dass ich mich hier unsicher fühle. schon beim frühstück blinzelte er immer zu mir herüber. wir assen anchovis und ziegenkäse und die beiden sollten mich dann am busbahnhof absetzen. aber pit bekam einen anruf von seiner frau, die ins telefon heulte weil der schornsteinfeger ihre heizanlage nicht durchgehen lassen wollte, und also war pit für über ne halbe stunde mit tränenstillen beschäftigt. meine güte liebster, was hattest du es so leicht mit mir. ich hätte dem schornsteinfeger einen caffè correto angeboten und ihm meine schwarze katze auf den schoss gesetzt, einen anruf aus neapel fingiert und die sache wäre klar gegangen. niemals hätte ich dir wegen sowas eine halbe stunde deines kostbaren lebens gestohlen. naja, egal. jedenfalls stand ich also am busbahnhof von durres und wartete auf den bus nach tirana. josef hatte sich höflich verabschiedet und war mit dem vom hafenmeister geliehenen auto weggefahren. aber nach einigen minuten war er wieder da. er lachte aus dem autofenster und seine zigarette fiel ihm aus dem mund..... er wolle mich fahren, brüllte er. Ich hab nicht lange überlegt und fuhr gerne mit ihm. die ganzen typen am busbahnhof.... sie alle erinnerten mich an den kerl, den du damals engagiert hast. ich weiss nicht mehr, worum es ging. ich weiss nur, dass plötzlich ein albaner mit kalaschnikoff die strada entlanglief und wie wild um sich schoss. alles mögliche stand am nächsten tag in der zeitung, von illegalen flüchtlingen in italien, von paranoiden psychosen und von integrationshilfen war die rede. aber es kann ja kein zufall sein, dass ausgerechnet dein partner bei diesem amoklauf ums leben kam? egal. ich hüpfte vergnügt zu josef ins auto und wahrlich.... er kennt tirana wie seine westentasche. er brachte mich in einem guten hotel unter, direkt am skandbergplatz, wo die et’hem bej moschee steht. auf dem platz steht die grosse reiterstatue des herrn skandberg, der 1443 die stammesfürsten in ihrem kampf gegen die türken geeint hat. die albaner sagen, er hätte damals europa verteidigt, dabei war die schlacht von amselfeld längst verloren. und albanien war das letzte land, das die türken dann doch noch eroberten. jedenfalls war josef so freundlich, mir die stadt zu zeigen. weißt du, er kann mich gut einschätzen. er spürte genau, dass ich hier schnell wieder weg will, drum ersparte er mir eine stadtführung und brachte mich zu den gondeln, die dich in einer viertel stunde ein gutes stück den berg dajti hochschweben lassen. man kann tirana komplett von oben sehen.... so war es mir auch lieber. und weil josef das genau spürte, hat er sich das zimmer neben mir genommen und mich abends noch zum essen ausgeführt. naja, bezahlt habe ich natürlich, auch sein zimmer. ist doch klar. immerhin hat er mich vor einem kleinen nervenzusammenbruch bewahrt. neapel hin oder her.... alleine in tirana ist kein spass. man könnte fast glauben, es sei eine stadt der reichen leute, soviele mercedes sieht man hier. josef hat gelacht und gemeint, man könne sonst nirgendwo so billig einen mercedes kaufen... ich hab schon kurz überlegt, aber er sagte, man könne sie zwar billig kaufen, aber nicht ausführen. na da hab ichs gelassen. die vielen sterne auf den kühlern täuschen auch nicht darüber hinweg, dass es hier eher traurig ist. soviele vergammelte häuser und tote baustellen und die überdimensionierten müllbehälter werden vermutlich ausnahmslos von obdachlosen geleert, jedenfalls weiss keiner so genau, ob es eine organisierte müllabfuhr gibt. und während ich einem zahnlosen strassenhändler ein paar haarspangen für hank abkaufte, fuhr ein stern-cabrio an uns vorbei und drin sassen zwei junge kerle, die kaum den führerschein erworben haben dürften. nur gut, dass josef hier ist und uns eine flasche knoblauchschnaps besorgt hat. von diesen fiesen würsten heute abend ist mir eh ganz schlecht. die meisten lokale hier sind italienisch.... hätten wir mal besser so eines genommen. aber josef schleppte mich zu seinem freund bujar, der im erdgeschoss eines unfertigen hauses sein restaurant betreibt. sie bauen hier halt solange das geld reicht. so war es ja früher in der türkei auch. egal. sei nicht böse, ich geh jetzt rüber zu josef, etwas knoblauschnaps trinken. draussen ist alles ruhig. ein paar vereinzelte männer schleichen noch durch die strassen, frauen sind keine zu sehen und niemand lacht auf den strassen. bevor ich morgen in den flieger nach athen steige, werde ich mir aber noch bei einem der strassenhändler eine dicke goldkette kaufen. josef sagt, er kann die ware einschätzen und gut handeln. ach ich fühle mich einsam. gut, dass josef mit dem knoblauchschnaps auf mich wartet, sonst würde ich jetzt hier in mein kissen weinen und dich verfluchen, weil ich deinetwegen hier bin. in die lana werde ich morgen ein bisschen von deiner asche kippen. du hast es ja schliesslich so gewollt. allerdings konntest du nicht wissen, dass sie größtenteils in grauen betonröhren kanalisiert lauft.

und überhaupt....

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