ich sause mit gepacktem koffer davon und bleibe bis mittwoch verschollen. jawoll.
rosmarin - 15. Mai, 14:06
baumelt im wind. ich habe mich gestern mit olivenöl eingerieben, damit ich schön braun werde und ausserdem rieche ich es so gern. klar, habe mir vor der abreise aus beirut einen hübschen kleinen laden gesucht und das teuerste erstanden. es hat alles wunderbar geklappt, selbst der botschafter hat brav meine unterlagen an der rezeption abgegeben und clara hat mir ein wunderschönes kopftuch aus türkisfarbener seide mit dazu gelegt. das abendessen mit dem doc und seiner frau war hervorragend. sie hatte houmus selbst gemacht und einen herrlichen salat mit tomaten und blattpetersilie und sie kippt mindestens soviel zitrone an den salat wie ich immer essig dran kippe. wir haben wunderbaren pfefferminztee getrunken, denn dr. moarbes ist strenggläubiger moslem und da war nix zu holen von wegen einem gläschen wein und so. aber er hat mir die visitenkarte seines neffen gegeben, der ein bekleidungsgeschäft für muslima führt und dort habe ich mich am nächsten tag noch schnell mit ein paar hüllen für syrien und meine folgenden stationen eingedeckt. sehr lustig, wenn einen keiner sehen kann. stell dir vor, ich habe mir schwarze pumphosen gekauft, einen kaftan, eine burka, verschiedene shador und einen kajalstift. wenn man schon nur meine augen sieht, dann sollen sie wenigstens hübsch schwarz funkeln. ich habe beim anprobieren ein foto mit dem handy geschossen und es an josef gesimmst. marfalda kann ja sowas nicht empfangen und fabiana ist sicher mit ihrem nachwuchs und ihrem gatten beschäftgt. eigentlich wollte ich hank eine hübsche shisha mitbringen, aber ich werde noch hundertschaften davon zu gesicht bekommen und ich will mich nicht mit unnötigem ballast versehen. a propos: versehen. um ein haar, wäre ich auf das falsche frachtschiff gegangen, aber der pakistanische matrose hat mich recht unsanft wieder von der gangway geschubst und dann kam auch schon „mein captain“. stell dir vor, er ist franzose und kommt aus marseille. er ist bestimmt schon mitte fünfzig und seine schwarzen haare sind mit lauter silberfäden durchwirkt. seine augen funkeln in einem dunklen meeresblau und er nahm mich galant am arm und zeigte mir meine kabine. nicht schlecht und sehr geräumig. der knaller aber ist, dass es hier an bord sogar eine sauna und einen whirlpool gibt, die messe allerdings wo wir alle in mehreren schichten essen, besitzt den charme der späten siebziger jahre. die jungs von der mannschaft habe ich noch gar nicht alle gesehen, aber mir scheint, hier hat sich die ganze welt an bord versammelt. ein wirklich gutes geschäft allerdings scheinen mir diese reisen auf frachtschiffen nicht zu sein. ausser mir sind nur noch ein junger mann mit rastalocken und eine verrückte berlinerin mit ihren zwei söhnen an bord. die quasselt in einem fort und ich muss schauen, dass ich ihr morgen entkomme. dich habe ich jetzt auf den boden meines spinds gestellt und bei der abreise habe ich mit dem deckel meines lippenstifts ein bisschen von dir herausgefischt und dem beiruter hafen übergeben. nun allerdings klebst du noch in dem deckel und – sei mir bitte nicht böse – aber das finde ich irgendwie nicht so appetitlich. den deckel des lippenstifts auszuwaschen allerdings, das fände ich dir nicht angemessen. herrje. jetzt muss ich schnell duschen, denn in einer stunde habe ich mein erstes captains dinner in der messe. aus beirut sind wir schon vor zwei stunden ausgelaufen. ich werde meine neuen ohrringe nicht anziehen, die sind hierfür einfach zu auffallend und klimpern ja die ganze zeit. ich glaube, das werden meine meditationsohrrige, wenn ich demnächst auf einem kamel durch syrien reite. und wenn das abendessen vorbei ist, werde ich mich ein bisschen oben auf deck setzen. vielleicht kann ich die ladeluken erklimmen und von dort die rießen großen sterne anschauen. weißt du, manchmal frage ich mich doch, ob ich nicht schneller hätte den arzt rufen sollen. dann wären wir jetzt zwar nicht gemeinsam hier aber vielleicht hätte ich doch einfach schneller zum telefon rennen sollen.
rosmarin - 13. Mai, 00:47
morgen. jetzt allerdings strahlt die sonne noch und ich hocke schon den ganzen tag am pc. konferiere mit kunden, die die daten nicht fertig kriegen und frage mich, wieso die automatisch davon ausgehen, dass ich dann halt am wochenende arbeite. heul. ich hasse zeitdruck und weiss, dass ich es anders nicht regeln kann. auch dachte ich, der artikel müsse bis ende mai fertig werden. der druck ist also so hoch, dass ich bereits ein paar ideen im kopf habe. da höre ich heute am telefon, abgabetermin sei der 30.6. ja himmel, so ein scheiss, da hab' ich ja noch einen ganzen monat mehr zeit. aber der juni sollte für die docarbeit drauf gehen. himmel nochmal. und meine weltreise stockt, hab' ich doch hier grad land unter und die pflegefrau für santana verkompliziert es noch, indem ich sie jetzt schon montag früh abgeben muss. hiiiiiiiiiiiiiilfe...... alles kommt durcheinander.
rosmarin - 12. Mai, 20:06
ja wirklich schön, das muss ich zugeben. aber jetzt nach über einer woche sehne ich mich nach etwas ruhe. deshalb habe ich den flug nach dubai gecancelt und der bademeister hat mir auch davon abgeraten, denn in dubai seien nur versnobbte europäer unterwegs. also hab ich das ticket zurückgegeben und dann bin ich zum industriehafen runter, um in mich zu gehen. stell dir vor, dort fand ich eine kleine werbetafel vor einem mehr schlecht als recht zusammengezimmerten büro. man bot dort das mitreisen auf frachtschiffen an. mich hat es getroffen wie ein blitz und ich bin einfach reinmarschiert. das tolle ist, ich muss nicht mal die ganze rundreise machen. noch heute abend legt ein schiff aus hamburg an. die MS P&O Nedlloyd Beirut kommt von von hamburg über antwerpen und alexandria nach beirut und ich kann zusteigen. in lattakia steige ich wieder aus und dann sehe ich weiter. allerdings gibt es noch ein paar visasachen zu regeln. der ernüchterte gatte von carla wird sich aber drum kümmern. carla strahlt, nur weil der kerl ihr ein paar rosen gebracht hat. na, muss sie selber wissen. ich jedenfalls werde also übermorgen in syrien sein und dann sehe ich weiter. blöderweise musste ich noch zum arzt wegen einer gelbfieberimpfung. na, schaden kann’s nicht, hab ich mir gedacht und ging zu dr. moarbes. der hat seine praxis gleich neben dem hotel und jetzt halt’ dich fest, in seinem wartezimmer hingen lauter fotos aus poggibonsi und der sieneser gegend. während ich den arm für die spritze frei machte hab ich ihn danach gefragt und so kamen wir ins gespräch. seine frau, die die spritze aufzog, ist doch tatsächlich italienerin und so parlierten wir und fanden heraus, dass sie die tochter der nachbarin deiner tante chiara ist. himmel.... an chiara habe ich so lange nicht gedacht. sie war so eine bittere und vorwurfsvolle frau. klar, ihr leben war eine sauerei. ihr mann hat sie so oft verdroschen und eines tages war er endlich einfach abgehauen. und dann kam ihr erster krebs und ihr sohn ging nach deutschland. und jahre später kam der zweite krebs und ihre tochter emma hatte sich von ihr losgesagt. angeblich soll ja chiara die kleine auch übel verprügelt und sogar dem eigenen bruder überlassen haben. aber, weißt du noch, als sie schon keine brüste mehr hatte und an krücken ging, da lernte sie octavio den busfahrer kennen. er liebte sie, obwohl sie der welt immer ins gesicht spuckte. und dann hat er für sich und chiara diesen alten vw-bus von seinem sohn aus kassel bringen lassen, den er extra für sie behindertengerecht umbaute, weil er mit ihr um die welt fahren wollte. weißt du noch, er hat ihr haltegriffe überall hingebaut und das bett hat sieben klitzekleine stufen davor, damit sie hineinklettern konnte. er hat ein kleines ausziehbares aussenklo angefertigt mit einem halbrunden duschvorhang drumherum. und chiara fand ihr strahlen wieder. sie war schon fünfundfünzig als sie erstmalig in ihrem leben das zusammensein mit einem mann als beglückend empfand. ohne brüste und er war hingerissen von ihr und sie gab sich ihm freiwillig hin. das hatte sie vermutlich nie zuvor gemacht. ich weiss noch, als marfalda uns anrief und mitteilte, chiara sei in die psychiatrie von volterra eingeliefert worden. octavio hatte am tag vor der großen abreise die reifen nochmal nachziehen wollen. der vw-bus hat sich plötzlich auf ihn gestürzt und ihn zerquetscht wie eine schnake. chiara war ihn im garten suchen gegangen und fand ihn und schrie und hörte nicht mehr auf zu schreien. himmel, ich muss marfalda anrufen und fragen, was eigentlich aus chiara geworden ist. die frau von dr. moarbes jedenfalls weiss es auch nicht. sie hat mich heute abend zum essen eingeladen und ich freue mich schon. auf carla und ihren botschafter hab ich eh keine lust. soll er doch meine ausreiseunterlagen und visum an der rezeption für mich abgeben. ich kann das ganze dekadente gedöns nicht mehr hören und freue mich diebisch auf unseren frachter. keine smokings, keine coktailkleider, keine durchsagen und animateure. stell dir vor, man isst mit der manschaft und dem kapitän und es gibt für alle einen gemeinsamen tv-raum. das wird lustig.
rosmarin - 11. Mai, 00:32
während man mir die sommerreifen aufs auto schraubt, flaniere ich durch die bergerstrasse. hier im viertel hatte ich meine ersten beiden wohnungen. diese strasse ist eine kleine welt für sich und sie hat alles an läden was man sich vorstellen kann, woran man sich noch erinnern kann und was es in den haupteinkaufsmeilen schon lange nicht mehr gibt. den teeladen seit über 20 jahren, viele echte metzger mit einladenden verkäuferinnen und auslagen, nun gut, das reisebüro ist jetztein yoga und aryuveda-laden mit quietschbunten klamotten in der auslage und netten kleinen indischen gottesfigürchen, elefanten, die sechsarmige frau und alles leuchtend. um ein haar hätte ich haare gelassen. der typ der vorm friseurladen sass, war offenbar der eigner und sah aus wie juanez. grund genug, sich von ihm die haare waschen zu lassen. von drinnen dröhnte lauter flamenco. nicht die tätterätätä version, nein, flamenco puro. mein fuss zog schon über die schwelle, aber mein körper trieb den fuß weiter. daher hab ich noch alle haare. allerdings ist jetzt sommer. beine und achseln werden rasiert. also nicht mehr alle haare. die wolke.... das ökolädchen für umweltbewußte muttis mit holzspielzeug und baumwollhemdchen, der zooladen, zwei käselädchen, ein schuster, die reinigung, eiscafés, kneipen, asia-imbisse, der optiker ist noch da, seine frau ist eine grässliche matrone mit einem herben organ. das alte denkmalgeschützte stadteilbad ist nun ein bistra mit sonnenschirmen draußen. im ypsilonbuchladen diskutiert eine der besitzerinnen mit einem mitarbeiter. beide sind so um die mitte vierzig. es herrscht gleichberechtigung, gleicher lohn, gleiche gesinnung, gleiche macht und sie erläutert ihm die vorteile gegenüber der marxbuchhandlung, deren team auch schon lange nicht mehr diskutiere. der mitarbeiter aber ist sauer. er hat doch irgendeinen unterschied entdeckt. keine ahnung welchen, denn ich sause weiter. ich erstehe flipflops und finde auch noch einen schuhladen, in dem es keine massenware gibt. jeder schuh steht sonst nirgends. den rollerhändler in der seitenstrasse gibt es noch und die kleinen wasserhäuschen. munter laufe ich mit zitroneneis zum reifenfritzen und höre, dass meine winterreifen leider beerdigt werden müssen. auch gut. pensionsaufenthalt für frl. hund nächste woche ist organisiert. die tussi im tv erläutert mir gerade, dass in sechs jahren das i-net vermutlich wegen überlastung abgeschaltet werden muss. das wäre grauenvoll. aber bevor ich jetzt die vaterschaftstests von olli sowieso verfolge, sause ich mit fräulein hund lieber zum laufen in die niddawiesen. natürlich in neuen flipflops. felix scheint das abi geschafft zu haben und hat noch ne tolle mündliche note kassiert. juchz. und heute abend dann noch werde ich mit flußkrebsen von majon verwöhnt. mir kann heute einfach nix mehr die laune verderben........................:-D
fand ich heute am strand von saida. die freundin von carla war unpässlich und lag mit migräne im bett. also sind wir alleine gefahren und haben uns die füße wund gelaufen. wir sind mit dem taxi zur place riad gefahren und von dort aus war die altstadt ein ganz schönes stück zu laufen. es hat sich gelohnt. die gassen sind so eng und voller leute. alles ist laut und voller farben. vor den metzgereien hängen die hammel an den wänden, aber ich gebe zu, nach zwei stunden kommt mir das schon ganz normal vor. trotzdem haben wir nur obst gegessen und haben uns von der ein oder anderen patisserie einladen und verführen lassen. die halawiyat hier sind unglaublich. allerdings ist mir – und carla auch – etwas übel gewesen, nach all dem süßen zeug und wir hätten einen ordentlichen arak gebraucht. aber alkohol kann man hier nicht einfach so trinken, ausser in den westlicheren stadtvierteln oder in den großen hotels. ja und fabiana habe ich dann erst gar nicht angerufen, nachdem mir marfalda lachend erklärt hatte, dass sie hochschwanger sei. ich brauche also eine andere idee. oder auch nicht. soll sich carla doch selber was einfallen lassen, ist ja ihr mann der grottenolm. soll sie sehen wie sie ihn los wird. ich habe mir sagen lassen, dass in peking noch einige zwielichtige alte männer die hohe kunst beherrschen sollen, lästige ehemänner und –frauen in kröten und grottenolme zu verwandeln. aber ich habe beschlossen, dass clara das selbst in die hand nehmen soll. morgen geht ja auch schon mein flug nach dubai. wobei ich eigentlich überhaupt keine lust auf dubai habe. vielleicht kann ich mein ticket ja noch umtauschen. reg dich nicht auf. ich habe doch genug geld jetzt. das bisschen gebühr ist doch nun auch egal. ich hoffe, du bist nicht sauer, weil ich gestern abend im pool dem bademeister zu tief in die augen und den cocktails zu tief ins glas geguckt habe. ich muss mich an meine freiheit erst gewöhnen. weißt du, ich genieße sie. manchmal freue ich mich, dass du mich nun nicht mehr ermahnen kannst. drum hab ich mir im souk noch ein paar herrliche goldohrringe gekauft. sie sind alles andere als dezent und sie klimpern so wundervoll, dass ich mich ganz beschwingt fühle, wenn ich sie anhabe. aber beim essen fehlst du mir und nachts im bett auch. kein schnarchen mehr und keine geteilten genüsse. das ist ganz schlimm und drum war ich auch froh, dass der bademeister mir dann spät abends die fotos seiner familie gezeigt hat. ich glaube ja, dass er eigentlich seinen cousin liebt und die frau nur der familie halber geheiratet hat. kam mir irgendwie spanisch vor, dass er seinen cousin in allen lebenslagen fotografiert hat und sein weib nur ein einziges mal und das mit drei kindern auf und vor ihr. als ich mit carla am strand war heute, war ich richtig wütend, weil wir nie kinder hatten. und da hab ich dann die gefundene sandkastenschaufel genommen und eine überdosis von dir ins meer gekippt. tut mir leid. dafür fällt die portion morgen kleiner aus. irgendwo in oman vielleicht?
habe ich dann am späten abend noch die botschaftergattin kennengelernt. ich hatte gerade meine rechnung abgezeichnet und wollte noch mal kurz.... der weg in den 11. stock wäre vermutlich in die hose gegangen.... also jedenfalls habe ich mir gerade die hände gewaschen, da kam sie rein. sie sah mich und fiel mir einfach gackernd in die arme. „ich danke ihnen, noch nie habe ich meinen mann derart dämlich aus seinem hemd gucken sehen“ prustete sie in mein ohr. ich musste wirklich lachen, denn sie ist eigentlich eine ganz frische. wir haben uns jedenfalls zum frühstück verabredet und sie kam pünktlich um neun, in jeans und ohne chauffeur. ahhh.... und überhaupt..... das frühstück: humous, peperoni und eingelegte oliven und fladenbrot. die sonne stach schon erheblich und die frau des botschafters bot mir an, dass wir uns gemeinsam durch beirut shoppen. nach einer stunde waren wir „per du“, sie heisst carla und hat schon zwei große kinder. mann, ich spüre meine füße nicht mehr. beirut ist groß und wir haben bestimmt fünf mal ein taxi gerufen. ich habe ein paar wunderbare lederslipper erstanden und die bankentürme aus glas bewundert. und haufenweise datteln und bananen habe ich gekauft, weiss gar nicht, wie ich die alle essen soll. aber ich war so hungrig. na wir haben uns prächtig amüsiert und stell dir vor, am liebsten wäre sie den botschafter los. ich habe ihr angeboten, einfach mit mir mitzukommen. oder kann der botschafter sie vom bnd wieder einfangen lassen? ich glaube nicht, oder? sie war jedenfalls unsicher, ob man ihr das bei einer scheidung negativ auslegen könnte. ja himmel, was weiss ich denn. aber mir kam eine echt gute idee. ich könnte doch die nichte von marfalda, du weißt schon, fabiana,.... bitten. sie ist so wunderschön und jung. ich dachte, wenn sie den botschafter in einen handfesten skandal verwickeln könnte? na sag doch selbst, dann hätte doch carla bestimmt vorteile, oder? jaja, ich weiss, du hasst es, wenn ich mich einmische. aber carla ist wirklich nett. also ich ruf jetzt erst mal marfalda an und lass mir die nummer von fabiana geben. ist ja nur ne frage. nöö carla weiss noch nichts von der idee. aber morgen wird sie ihre freundin barabara mitbringen. die ist reiseführerin und wird uns dann übermorgen durchs land kutschieren. weißt du, es ist herrlich hier. wie im paradies. hinten in den bergen kann man noch ski laufen und hier vorne am meer kann man bereits schwimmen. leider kann ich ja nicht ski laufen, sonst könnte ich morgen früh in den schnee und dann mittags zum schwimmen. ist ja alles nicht so groß hier, grad mal halb so groß wie hessen. hier könnte ich es wirklich länger aushalten. über die reiserei hab ich ganz die tage und daten vergessen. keine ahnung, was für ein wochentag ist. ich muss bloss aufpassen, dass ich meinen flug kriege. jetzt jedenfalls schnappe ich mir mein handtuch und leg mich in den pool. der bademeister hat wirklich blaue augen. unglaublich. ich werde mir das ein oder andere getränk bestellen müssen, um tief hineinsehen zu können. jaja, ich weiss, ich bin albern. freu dich doch drüber. wer weiss, wie lang mein leben dauert. vielleicht ist’s so schnell und hopplahopp vorbei wie deines. und da wärs doch schade, wenn ich es nicht genossen hätte?
überall. wir fahren bei strahlendem sonnenschein spätnachmittags in die große stadt mit den hohen türmen ein. die niddawiesen sind voller leute. drachensteiger, picknicker, bärlauchsammler, liebespaare im gebüsch. am theaterplatz wedelt fräulein hund mit dem schwanz und weiss.... sie ist gleich zu hause. aufgerüschtes theaterpublikum flaniert herum, das mainufer ist voller bunt gekleideter ameisen, und auch jetzt, stunden später, stehen sie am fluss und auf den brücken. vor meinen fenstern ist die äppelweinbude am main eröffnet. dort liegen sie in den sonnenstühlen, bestellen pizza an den tischen, trinken den ersten äppler in sowas wie wärme. hoffentlich kriegen wir dieses jahr was vom ozonloch mit und es brennt uns die schädeldecken weg. ich brauchs heiss. so heiss, dass man nur an den häuserwänden entlangschleicht, schattensuchend, in zeitlupe weil hitze jede hektik unmöglich macht. summer in the city
ist verschwunden. jammer....
fällt mir vor schreck aus der hand. umrum hat sich verdrückt und ich kann seinen blog nicht mehr finden. oder sein blog? egal. auch die extra angemietete domain und das vorläufige layout für die reisetagebücher zeigt nur noch ein leeres "datei nicht vorhanden". schlimm. normalereise würde man jetzt anrufen oder kurz vorbeihüpfen und klingeln und fragen, ob alles ok ist. aber hier kann man nur auf die blogs hüpfen und die haben keine klingelfunktion. merde :-(
ich werfe mich jetzt auf die autobahn gen maindörfli..... heia safari. sicher werden wir unterwegs irgendwo pausieren und die nase in die sonne halten und die füße vielleicht in den edersee? na mal sehen. die nächsten zwei wochen stehen erst mal wieder unter dem motto brötchenerwerb. auch gut. auf die truppe morgen freu ich mich besonders. wir arbeiten seit drei jahren zusammen und das projekt wird im nächsten monat enden. sehr schade, irgendwie sind die mir echt ans herz gewachsen. eigentlich macht man das nicht (in diesem kontext), aber ich überlege, mit welchem netten abschiedspräsent ich dort im juni einlaufen könnte.
ist einfach anders hier in athen. dabei sind wir nur ein paar hundert kilometer weg von tirana. zugegeben, mein kopf schmerzt etwas. aber besser er schmerzt vom knoblauchschnaps als vom druck den heftige heulkrämpfe erzeugen. na is doch wahr. und am frühen morgen, es wurde langsam hell, haben wir gesungen, der josef und ich. wir haben lustigerweise die alte jugoslawische nationalhymne gesungen. du weißt, ich war als junges mädchen mit dem reviski plesnij ensemble unterwegs, dieser untergruppe des kroatischen kulturvereins. und immer waren wir mit der volkstanzgruppe unterwegs und die wiederum sangen sie ja immer, die hymne. und josef hatte seine erste liebschaft in dubrovnik. herrje, es waren die siebziger jahre. na ist auch wurscht. der frühstückskellner – und nachtwächter in einer person – jedenfalls schaute uns finster an, als er uns den kaffee brachte. ich hab gleich zitrone reingegeben, das hilft ja und so war der flug auch nicht so schlimm und der kater schnurrte friedlich. in athen war der himmel so herrlich grundblau, dass ich nicht anders konnte, als mir ein taxi zu nehmen. klar war die zeit knapp. andererseits sind vier stunden aufenthalt auch genug. mir ist nämlich eingefallen, dass du damals in dem künstlerviertel von athen, du weißt schon, in der nähe von der akropolis, deine kappe in der bar hast hängen lassen. und stell dir vor: die bar gibt es immer noch. und das essen ist noch genauso miserabel wie vor zwanzig jahren. und der wirt.... er gab sich alle mühe so zu tun, als ob er mich noch kennt. war doof, nach deiner kappe zu fragen. zwanzig jahre später. aber vor lauter zorn, hab ich ihm etwas von deiner asche in den salzstreuer gekippt. du wirst also.....nun ja....vielleicht dem ein oder anderen athener zu verstopfung verhelfen. ich denke, das wäre in deinem sinne.
übrigens hat mir josef wirklich noch zu einer schweren goldkette verholfen. du weißt schon, so eine, wie die zuhälter in frankfurt sie gerne tragen. ich sehe echt fies aus mit dem ding. jedenfalls bin ich fünf minuten vor ablauf des boardings ins flughafengebäude gerannt und stell dir vor: nun sitze ich auf der terasse des sheraton coral beach in beirut. ist es nicht herrlich hier? Ich blicke auf das meer und habe mir gerade eine fischplatte bestellt und eine flasche rotwein aus der bekaa hochebene. der ist wirklich süffig. ich betrachte eine kleine gruppe am nebentisch, ich glaube der deutsche botschafter hockt da. ob ich ihn da irgendwie rausholen kann aus dem gespräch? ich habe nämlich erst bei der erledigung der einreiseformalitäten zur kenntnis genommen, dass ich von hier aus gar nicht wie geplant nach israel ausfliegen kann. der bürgerkrieg ist zwar seit fünfzehn jahren vorbei, aber die israelis sind mit ihren soldaten erst vor sechs jahren abgezogen. schon blöd. ob er mir da helfen könnte? ich würde auch auf einem eselkarren... aber nein, es ist wohl zu gefährlich. jedenfalls haben pass und visum nicht gereicht, man wollte mein rückflugticket sehen. ich hatte aber keines und tja, da erfuhr ich dann, dass israel hier ein nono ist. kein grenzübertritt möglich. also habe ich mir bei der einreise ein ticket nach dubai gekauft. da wollte ich ja eigentlich gar nicht hin. egal. morgen jedenfalls werde ich mir erst mal saida, das alte sidon ansehen. der botschafter am nachbartisch lässt mir keine ruhe. ständig raunzt er auf deutsch seine gattin an. dabei lächelt er fröhlich in die runde und säuselt ihr zu, wie unmöglich sie sich benehme und sie solle endlich „das maul“ aufmachen. ja himmel, was ist das denn für einer? die araber am tisch merken nix. klar, wie auch. ich lächle ihr jetzt mal aufmunternd zu und werde dem herrn botschafter rüberrufen, dass er froh sein soll, dass sie noch liebreizend lächelt statt ihm den arak über das hemd zu giessen. weißt du noch, so wie ich dir damals, als du der kellnerin in haifa immer so penetrant in den ausschnitt geschaut hast. ja wir hatten es schon auch lustig miteinander. und das war auch ein arak. wieso trinken israelis und libanesen denselben schnaps aber ihre grenze darf man nicht übertreten?
hat gerochen, dass ich mich hier unsicher fühle. schon beim frühstück blinzelte er immer zu mir herüber. wir assen anchovis und ziegenkäse und die beiden sollten mich dann am busbahnhof absetzen. aber pit bekam einen anruf von seiner frau, die ins telefon heulte weil der schornsteinfeger ihre heizanlage nicht durchgehen lassen wollte, und also war pit für über ne halbe stunde mit tränenstillen beschäftigt. meine güte liebster, was hattest du es so leicht mit mir. ich hätte dem schornsteinfeger einen caffè correto angeboten und ihm meine schwarze katze auf den schoss gesetzt, einen anruf aus neapel fingiert und die sache wäre klar gegangen. niemals hätte ich dir wegen sowas eine halbe stunde deines kostbaren lebens gestohlen. naja, egal. jedenfalls stand ich also am busbahnhof von durres und wartete auf den bus nach tirana. josef hatte sich höflich verabschiedet und war mit dem vom hafenmeister geliehenen auto weggefahren. aber nach einigen minuten war er wieder da. er lachte aus dem autofenster und seine zigarette fiel ihm aus dem mund..... er wolle mich fahren, brüllte er. Ich hab nicht lange überlegt und fuhr gerne mit ihm. die ganzen typen am busbahnhof.... sie alle erinnerten mich an den kerl, den du damals engagiert hast. ich weiss nicht mehr, worum es ging. ich weiss nur, dass plötzlich ein albaner mit kalaschnikoff die strada entlanglief und wie wild um sich schoss. alles mögliche stand am nächsten tag in der zeitung, von illegalen flüchtlingen in italien, von paranoiden psychosen und von integrationshilfen war die rede. aber es kann ja kein zufall sein, dass ausgerechnet dein partner bei diesem amoklauf ums leben kam? egal. ich hüpfte vergnügt zu josef ins auto und wahrlich.... er kennt tirana wie seine westentasche. er brachte mich in einem guten hotel unter, direkt am skandbergplatz, wo die et’hem bej moschee steht. auf dem platz steht die grosse reiterstatue des herrn skandberg, der 1443 die stammesfürsten in ihrem kampf gegen die türken geeint hat. die albaner sagen, er hätte damals europa verteidigt, dabei war die schlacht von amselfeld längst verloren. und albanien war das letzte land, das die türken dann doch noch eroberten. jedenfalls war josef so freundlich, mir die stadt zu zeigen. weißt du, er kann mich gut einschätzen. er spürte genau, dass ich hier schnell wieder weg will, drum ersparte er mir eine stadtführung und brachte mich zu den gondeln, die dich in einer viertel stunde ein gutes stück den berg dajti hochschweben lassen. man kann tirana komplett von oben sehen.... so war es mir auch lieber. und weil josef das genau spürte, hat er sich das zimmer neben mir genommen und mich abends noch zum essen ausgeführt. naja, bezahlt habe ich natürlich, auch sein zimmer. ist doch klar. immerhin hat er mich vor einem kleinen nervenzusammenbruch bewahrt. neapel hin oder her.... alleine in tirana ist kein spass. man könnte fast glauben, es sei eine stadt der reichen leute, soviele mercedes sieht man hier. josef hat gelacht und gemeint, man könne sonst nirgendwo so billig einen mercedes kaufen... ich hab schon kurz überlegt, aber er sagte, man könne sie zwar billig kaufen, aber nicht ausführen. na da hab ichs gelassen. die vielen sterne auf den kühlern täuschen auch nicht darüber hinweg, dass es hier eher traurig ist. soviele vergammelte häuser und tote baustellen und die überdimensionierten müllbehälter werden vermutlich ausnahmslos von obdachlosen geleert, jedenfalls weiss keiner so genau, ob es eine organisierte müllabfuhr gibt. und während ich einem zahnlosen strassenhändler ein paar haarspangen für hank abkaufte, fuhr ein stern-cabrio an uns vorbei und drin sassen zwei junge kerle, die kaum den führerschein erworben haben dürften. nur gut, dass josef hier ist und uns eine flasche knoblauchschnaps besorgt hat. von diesen fiesen würsten heute abend ist mir eh ganz schlecht. die meisten lokale hier sind italienisch.... hätten wir mal besser so eines genommen. aber josef schleppte mich zu seinem freund bujar, der im erdgeschoss eines unfertigen hauses sein restaurant betreibt. sie bauen hier halt solange das geld reicht. so war es ja früher in der türkei auch. egal. sei nicht böse, ich geh jetzt rüber zu josef, etwas knoblauschnaps trinken. draussen ist alles ruhig. ein paar vereinzelte männer schleichen noch durch die strassen, frauen sind keine zu sehen und niemand lacht auf den strassen. bevor ich morgen in den flieger nach athen steige, werde ich mir aber noch bei einem der strassenhändler eine dicke goldkette kaufen. josef sagt, er kann die ware einschätzen und gut handeln. ach ich fühle mich einsam. gut, dass josef mit dem knoblauchschnaps auf mich wartet, sonst würde ich jetzt hier in mein kissen weinen und dich verfluchen, weil ich deinetwegen hier bin. in die lana werde ich morgen ein bisschen von deiner asche kippen. du hast es ja schliesslich so gewollt. allerdings konntest du nicht wissen, dass sie größtenteils in grauen betonröhren kanalisiert lauft.